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Kalte Füße Kalte Füße: Bei Brigitte Pohl aus Wolfen zieht es durch die Tür - Vermieter schenkt ihr Decke

Von Sylvia Czajka 23.10.2020, 14:39
Bei Brigitte Pohl zieht’s. Eine Decke sorgt für Besserung. Es ist jedoch nur eine Lösung auf Zeit.
Bei Brigitte Pohl zieht’s. Eine Decke sorgt für Besserung. Es ist jedoch nur eine Lösung auf Zeit. André Kehrer

Wolfen - Brigitte Pohl hat für ihre Wohnung einen besonderen Kosenamen. Sie ist „mein Luftschloss“. Obwohl die Wolfenerin eigentlich ein Dach überm Kopf hat. In ihren Worten spiegelt sich Verzweiflung wider, Hilflosigkeit. Aber die 68-Jährige gibt sich kämpferisch, suchte mehrfach das Gespräch mit ihrem Vermieter - der Wohnungsgenossenschaft „Die Wolfener“. Ohne Erfolg. Und eigentlich wäre eine Lösung doch so einfach, findet Brigitte Pohl.

Die Ursache für ihr Unbehagen ist an der Wohnungstür zu finden. Dort ziehe es nämlich wie Hechtsuppe. Es sei fußkalt und eine Erkältung könne wohl niemand zu Corona-Zeiten gebrauchen, sagt sie. Mit einer Decke versucht sie derzeit, Abhilfe gegen die Zugluft zu schaffen.

Brigitte Pohls Wohnung befindet sich in einem Block in der Straße der Republik in Wolfen-Nord, der wird derzeit komplett saniert. „Klar, dass wir da auch einiges hinnehmen müssen“, weiß Pohl. Doch sie könnte sich künftig ihren Alltag auch ohne Luftschloss gut vorstellen.

„Nach Abschluss der Arbeiten ist doch eine deutliche Zunahme der Wohnqualität zu erwarten“

Die Vorstandsvorsitzende von „Die Wolfener“ Sabine Barth kann Brigitte Pohls Ärger nicht ganz verstehen. Bei Sanierungsarbeiten müssen die Mieter mit Einschränkungen im gewohnten Lebensalltag rechnen. „Aber nach Abschluss der Arbeiten ist doch eine deutliche Zunahme der Wohnqualität zu erwarten.“

Barth bringt die Vorteile gleich auf den Punkt. Die Mieterin bekomme einen Balkon, wo vorher keiner war. Des Weiteren sei durch eine energetische Sanierung eine Einsparung von etwa 40 Prozent der Heizkosten zu erwarten. Künftig werde es einen Fahrstuhl am Haus geben, um den meist älteren Bewohnern den Zugang in die oberen Etagen zu erleichtern.

Man solle doch froh sein, dass hier etwas passiere. Zumal die Situation auf dem Wohnungsmarkt - nicht zuletzt auch durch Corona - nicht einfacher geworden sei. Handwerksbetriebe seien rar.

Ob es eine Übergangslösung für Brigitte Pohl geben wird?

Man habe verspätet mit der Sanierung beginnen können. Im Februar 2021 rechnet Barth mit der Fertigstellung des Wohnblocks. Und erst, wenn das Treppenhaus komplett fertig gestellt sei, dann werden auch die Arbeiten zu den Wohnungseingangsbereichen abgeschlossen sein. Die Mieter bekommen Granitschwellen eingebaut.

Ob es eine Übergangslösung für Brigitte Pohl geben wird? „Ja, wir schenken ihr eine Decke“, teilt Sabine Barth im MZ-Gespräch mit und noch etwas: „Ich würde mir von den Menschen in der heutigen Zeit etwas mehr Demut wünschen“, betont sie. (mz)

Der Wohnblock in der Straße der Republik wird derzeit komplett saniert.
Der Wohnblock in der Straße der Republik wird derzeit komplett saniert.
André Kehrer