Jubiläum in Salzfurt Jubiläum in Salzfurt: Narren feiern 50 Jahre Riesengaudi

Salzfurt - Die fünfte Jahreszeit ist eigentlich zu Ende. Jetzt ist Zeit für einen Rückblick, aber auch in die Zukunft soll geschaut werden. Es gibt in unserem Altkreis Bitterfeld eine Vereinigung, die schon fünf Jahrzehnte Bestand hat. Dieses Jubiläum feierten die Salzfurter Närrinnen und Narren am Sonnabend mit einem großen Programm, in dem auf die Jahrzehnte zurück geblickt wurde. Mit 50 Jahren ist der Salzfurter Faschingsclub (SFC) der Älteste im Altkreis Bitterfeld.
„An ein genaues Datum kann sich keiner mehr so richtig erinnern“, sagt Rudi Erben, der - genau wie seine Frau Rosel - vor 50 Jahren bei der Gründung mit dabei war. Gefeiert habe man schon immer, aber 1966 sei dann der Entschluss gefasst worden, dem lustigen Treiben einen Namen zu geben. „Das war die Geburtsstunde unseres Vereins“, sagt Erben. Der Demokratische Frauenbund Deutschlands (DFD) sei zu dieser Zeit der Träger gewesen, blickt das Gründungsmitglied zurück. „Einfach so einen Verein zu gründen, war damals nicht so einfach und mit dieser Konstellation haben wir leben können“, so Erben.
Erfindungsreichtum immer vorhanden
Gut erinnern können sich die Gründungsmitglieder, dass es schon damals in der Gaststätte „Zur Kapelle“ hoch her ging. Die Veranstaltungen seien immer gut besucht gewesen, so dass man manchmal sogar viermal zum Karneval sowie zum Tanz einladen konnte. Und auch in den 60er und 70er Jahren, in denen es nicht viel gab, haben der Ideenreichtum und das handwerkliche Geschick zu einem bunten Faschingsleben beigetragen. „Die Frauen hatten alte Kleider aus den Schränken gekramt, die Männer schwarze Anzüge“, erinnert sich Rosel Erben. Zur größten Not habe man auch schon einmal den Fundus des Landestheaters in Dessau besucht, um sich die passende Garderobe auszuleihen.
Was die Ausgestaltung des Saales anging, sei man ebenfalls sehr erfinderisch gewesen. Eine der vielen Episoden, die noch immer in Erinnerung sind, erzählt Rudi Erben: „Wir haben aus Styropor in der Werkstatt eine große Erde gebaut - zu groß, wie sich nach der Fertigstellung herausstellte.“ Als das gute Stück dann in den Faschingssaal transportiert werden sollte, stellte man fest, dass es nicht durch die Werkstatttür passte. „Wir haben kurzerhand den Putz abgeklopft und schon bekamen wir das Monstrum durch den Eingang“, erzählt er lachend.
Mottos auf der Straße
Doch bei den Salzfurtern wurde nicht planlos in den Faschingstag hinein gefeiert, ein Motto habe man sich immer ausgesucht. Oft seien das Ungereimtheiten im Dorfleben gewesen, eine defekte Straße oder andere Unzulänglichkeiten. Politische Büttenreden waren nicht im Programm. „Das wäre in dieser Zeit nicht unbedingt förderlich für einen Verein gewesen“, wissen die Vereinsmitglieder. Aber auch ohne die Meinungsäußerungen sei es den Salzfurter Jecken gelungen, über die Jahre immer wieder ein solides und vor allem anspruchsvolles Programm zu gestalten. „Bis auf ein Jahr“, erinnert sich der jetzige Präsident, Dirk Trocha. „1993 war die Turnhalle, die bis jetzt als Salzfurter Narrhalla dient, gerade saniert gewesen.“ Der Bau sei noch nicht fertig gewesen und so habe man nicht feiern können. Bis zur Wende habe die Gaststätte des Ortes Treffpunkt gedient, danach die Sporthalle Am Sportplatz.
Probleme, mit denen in der Zeit nach der Wende viele Vereine zu kämpfen hatten, gab es bei den Salzfurter wenig. Sicher sei das eine oder andere Mitglied weggegangen, meint Erben. Das habe aber dem Engagement der Faschingsklubmitglieder keinerlei Abbruch getan, weiß Erben.
Viel Vergangenheit und Blick in die Zukunft
„Wir haben in den Jahren Gott sei Dank immer auf eine gute Sponsorentätigkeit zurückblicken können“, ergänzt Hans-Jürgen Wolf, der auch schon 40 Jahre SFC-Mitglied ist. Das Geld habe man in die technische Ausrüstung gesteckt, während Kostüme und andere Dekorationsmaterialien immer noch selbst hergestellt würden. „Wir sind auf dem Boden geblieben und haben nicht unnötige Dinge gekauft“, beschreibt er die solide Grundlage des Vereins. Das wichtigste aber sei, dass sich jedes Vereinsmitglied und auch die Einwohner des Ortes mit dem Faschingsclub identifizieren würden.
Dass Fasching nicht nur Spaß macht, sondern auch in der Familienpolitik eine positive Auswirkung hat, beweist Familie Wolf. „Wir haben uns beim Fasching kennen gelernt, waren in einem Jahr das Prinzenpaar und haben dann auch noch geheiratet“, sagt Hans-Jürgen Wolf.
Wie ein roter Faden zieht sich die Gemeinsamkeit durch die fünfzig Jahre des Vereins. „Wir haben uns nicht nur zu den Veranstaltungen getroffen, sondern auch an den anderen Tagen des Jahres sind wir eine Gemeinschaft, auf die man sich verlassen kann“, weiß Erben. „Wie eine große Familie.“ Dazu zähle auch das seit Jahren schon traditionelle Frühstück nach dem Abbau er Dekoration. „Jeder bringt etwas mit. Der eine etwas zum Essen, der andere zum Trinken“, sagt Erben.
Doch nicht nur die Großen und altgedienten Narren spielen in Salzfurt eine Rolle, auch an die Kleinen wird schon seit vielen Jahren gedacht. „Seit der Wende veranstalten wir in jedem Jahr einen Kinderfasching, der auch von den Eltern und Großeltern immer wieder gut besucht wird“, weiß Gründungsmitglied Erben. Was den Nachwuchs betrifft, braucht man sich im Verein also keine Sorgen zu machen. Zumal man mit Dirk Trocha noch eine jungen Präsidenten habe, so Erben. (mz)