Instant Acts in Wolfen Instant Acts in Wolfen: Junge Leute tanzen gegen Rassismus und Gewalt
Wolfen/MZ. - Ein Ei erscheint auf der Leinwand. Auf einen Stuhl und dann auf einen Tisch klettern zwei Akteure. Sie streiten sich um eine Flasche, greifen einander an, kämpfen. Das Ei auf der Leinwand zerplatzt. Der Kampf der Frau und des Mannes geht weiter. Krieg, Verwüstung und Zerstörung werden nun per Video abgespielt. Die beiden Akteure schaffen es schließlich, sich einander zu nähern, sich zu küssen. Doch es ist zu spät. Beide sind vom Kampf verletzt, schleppen sich von der Bühne. "Dafür gibt es keine Worte" steht über diesem Szenario.
Diese Szene stammt aus dem 90-minütigen Stück von Instant Acts, jüngst in Wolfen zu sehen. Das Spektakel gegen Gewalt und Rassismus will zeigen, wie Rassismus entsteht, wie Drogen und Aggressionen Menschen im Umgang miteinander abstumpfen können.
Und so tanzt eine Frau in Weiß mit einem Mann. Symbolisch steht sie für die Drogen, der Tanz der beiden stellt die wachsende Abhängigkeit voneinander dar. Vermittelt werden die Botschaften, ohne dass ein Wort gesprochen wird. "Das ist auch Sinn der Sache", erklärt Teamleiter Till Dellers. Die Jugendlichen sollen sich ihre eigenen Gedanken machen, sich fragen, was das Dargestellte bedeutet, ihre Mitschüler fragen, wie sie das sehen. "Und so regt die Performance zur Kommunikation an", weiß Dellers. Kommunikation sei das Schlüsselwort, um gegen Rassismus, Gewalt und die Ursachen dafür anzugehen. Die Show war aber nur der Höhepunkt des Tages. "Wir hatten an der Schule den ganzen Vormittag Projekte", meinen Sven und Eila vom Heinrich-Heine-Gymnasium. In Gruppen lernten sie mehr über Breakdance, Akrobatik und Modern Dance. "Ich habe alternative Musik gemacht", meint Sven. Dabei ging es darum, mit dem eigenen Körper Musik zu erzeugen.
Geleitet wurden die einzelnen Projekte von jungen Künstlern aus ganz Europa. Sie stammen aus Bosnien-Herzogowina, Litauen, Frankreich, Argentinien, Palästina und Brasilien. Ohne belehrende Sätze, nur durch die eigene Präsentation, ihre Sprache, ihre Kultur, ihr Anderssein lehren sie Gemeinsamkeit. So werden Kämpfe als Break-Dance-Performance ausgetragen. Die Schüler werden mit Schul- und Alltagszenen konfrontiert, bei denen dieses Mal aber die Außenseiter oder die Ausländer die Nase vorn haben und die Szene gewinnen. Realität wird so abstrahiert, getanzt und zelebriert.
Die Botschaft der Darsteller "The Choice is Yours" (Du hast die Wahl) wandelt sich zu einem "The Choice is Mine" (Ich habe die Wahl). Die Zuschauer sollen erkennen, dass sie die eigentlichen Akteure sind, dass es in ihrer Hand liegt, eine Wahl zu treffen. Geliefert werden nur Ansätze dafür, was im Leben passieren. Jeder Einzelne hat die Macht, sich zu entscheiden - gegen Gewalt, gegen Rassismus und für die Kommunikation.