Im Tank nur Platz für eine Pfütze Sprit
Bitterfeld/MZ. - Matthias Möbius ist ein viel beschäftigter Mann an diesem Wochenende. Fragen beantworten, die Organisation im Auge behalten, als Zeitnehmer fungieren. Er macht viel, nur an den Start geht er nicht.
Das ist nicht nur sein Schicksal, es teilen alle 24 Mitglieder des Modellsport-Fesselflugvereins Bitterfeld. Traurig sind sie deshalb jedoch nicht. Denn sie wissen, dass ihre Veranstaltung, das 13. internationale Kräftemessen im Fesselflug, ein voller Erfolg ist. Obwohl: "Wir sind an den Grenzen des Machbaren angekommen, verzichten deshalb selbst auf die Teilnahme und kümmern uns allein um das Organisatorische", gesteht Matthias Möbius. Der Blick in die Starterlisten macht verständlich, wovon der Hobby-Flieger spricht.
120 Teilnehmer aus 16 Nationen gehen in insgesamt fünf Disziplinen an den Start, suchen die Besten in der Fuchsjagd, dem Kunstflug, Geschwindigkeits- und Mannschaftsrennen sowie dem Wettbewerb mit den vorbildgetreuen Modellen. Dass dazu nicht interne Wettbewerbe um begehrte Startplätze für die Welttitelkämpfe in Schweden ausgetragen werden, macht das Mammutprogramm nur noch offensichtlicher.
In Bitterfeld am Start sind Namenlose in ihrem Sport, aber auch erfahrene Haudegen. Stammgast ist Stanislaw Chorny (Ukraine), der Weltmeister in der Fuchsjagd, die die Aktiven selbst als die "Chaotenklasse" bezeichnen. Denn die Kunst des Wettbewerbs besteht darin, von einem am Flugzeug des Kontrahenten befestigten Band Stücke abzuschneiden - mit dem Propeller des eigenen Fluggerätes.
Dass immer wieder mal eine Maschine zu Boden stürzt, ist Alltag, mehr nicht. Anders sieht die Sache bei den Kunstfliegern aus, die möglichst genau vorgegebene Figuren fliegen wollten. Loopings funktionieren in des Wortes wahrstem Sinne wie am Schnürchen.
Experten sind unter sich, Junioren-Europameister Peter Dvorak aus der Tschechischen Republik greift erstmals bei den Senioren ins Geschehen ein. Dort sind Udo Kiel und Reinhard Lindemann aus Sebnitz längst zu Hause. Beide sind ein eingespieltes Team: Der eine ist Mechaniker, der andere Pilot. 100 Runden oder zehn Kilometer Strecke muss ihr Flugzeug zurücklegen. Der Clou: Der Tankinhalt ist auf sieben Kubikzentimeter Inhalt begrenzt, Tankstopps werden unerlässlich. Die Kombination von Flugtempo, Spritverbrauch und Anzahl der Stopps, so sagen es die Experten, sei entscheidend für Erfolg oder Niederlage.
Eine Kombination ganz anderer Art hat Alfred Funk aus Ulm im Sinn. Er startet mit einer Messerschmitt 109 im Wettbewerb der vorbildgetreuen Modelle. Zuerst muss seine Maschine bei der Modellschau bestehen, dann muss er mit ihm Flugfiguren, Starts und Landungen punktgenau hinbekommen. Erfolg und Misserfolg werden genau registriert und in die Wettkampfprotokolle aufgenommen. Über die herrscht die Bitterfelderin Susanne Strietzel - an diesem Wochenende ist sie nur eine der Frauen im Hintergrund.