Im Motorsegler zum Nordkap Im Motorsegler zum Nordkap: Zeit zum nächsten Stopp verging «wie im Flug»
Renneritz/MZ. - Erleichtert löst Helga Steinborn ihre bis eben verschränken Hände. Klatscht, lacht, blickt ihrem Mann ins Gesicht, auf dem sich der Vaterstolz abzeichnet. Gut sieht er aus, ihr Junge, wie er aus dem Motorflieger steigt. Mit seinen hellen strahlenden Augen hat er gleich die Mutter unter den Gästen auf dem Flughafen in Renneritz ausgemacht. Vielleicht etwas schlanker als beim Abflug, meint Helga Steinborn, "aber zum Glück heil runtergekommen".
Nach drei Wochen Strapaze sind Mario Steinborn und Sandor Kulmann vom Segelflugverein Wolfen am Samstag in Renneritz gelandet. Das zweite Team mit Ines und Hagen Heine vom Dessauer Fliegerclub "Hugo Junkers" setzte mit seiner Maschine nur einige Minuten später auf. Von Mario Steinborn aus hätte der Flug jedoch noch viel länger dauern können. "Auch wenn das Fliegen bei ungünstiger Wetterlage echt anstrengend war - ich fand den Urlaub toll."
Gerade zehn Tage vor dem Abflug am 22. Juni hatte der 28-Jährige noch den Pilotenschein für das Motorsegeln abgelegt. Dadurch konnte er sich mit Kulman am Steuer abwechseln. Als "unbeschreiblich" bezeichnet denn auch der 48-Jährige seine Gefühle bei der Landung. "Wir haben unser ehrgeiziges Ziel erreicht, und das macht mich glücklich." Das Hochgefühl halte aber schon seit dem 2. Juli an, als die vier Flugsportler um Mitternacht das Nordkap in Norwegen erreicht hatten. "Es war so befreiend, endlich angekommen zu sein."
Die oftmals mehr als drei Stunden langen Flüge bis zur nächsten Zwischenlandung, erzählt Mario Steinborn, seien mit Gesprächen "wie im Flug" vergangen. Nicht nur, dass sich die beiden Piloten trotz zehnjähriger Freundschaft persönlich näher kennen gelernt hätten. "Sandor hat mir auch viel über die Regeln der internationalen Fliegerei beigebracht." Und auch zwischen den beiden Besatzungen habe reger Austausch statt gefunden. "Auf unserer Quatschfrequenz", meint Ines Heine, und ihr Zwinkern lässt vermuten, dass diese wohl recht häufig genutzt wurde.
Eine Geschichte hat Mario Steinborn besonders beeindruckt. Nämlich das Treffen mit dem Weltumradler Thomas Meixner an einem abgelegenen Flughafen. Der Wolfener habe ihm spontan sein Rad zum Essen kaufen geliehen. Fast zwei Stunden sei er damit durch das abendliche Finnland geradelt, nirgendwo ein offener Laden. "Aber es war einfach herrlich, nicht nur über das Land zu reisen, sondern auch mal mittendurch."
Bei all dem Trubel, der den Fliegern bei ihren Zwischenstopps begegnet ist, freut sich Mario Steinborn nun auf die Ruhe zu Hause. "Und auf eine heiße Badewanne."
Näheres zum Flug gibt es unter www.nordkapflug2002.de