Im Auge des Staubteufels Im Auge des Staubteufels: Marcel Seume entdeckt einen riesigen Wirbel bei Plodda

Plodda/Gröbern - Marcel Seume traute seinen Augen nicht. Der junge Gröberner fuhr Montagnachmittag von der Arbeit nach Hause, als er plötzlich auf einem Feld bei Plodda einen riesigen Staubwirbel aufragen sah. Andere hätten das Naturspektakel vielleicht für einen Tornado gehalten.
Doch Seume, der sich für Meteorologie interessiert, wusste es besser: „Das ist ein Staubteufel.“ Der 21-Jährige trat sofort auf die Bremse. Dieses Schauspiel wollte er unbedingt von Nahem erleben.
Je nach aufgewirbeltem Material werden sie Staub- oder Heuteufel genannt
Doch ist das nicht gefährlich? Seume schüttelt den Kopf: „Nein, nicht wirklich. Denn sie haben meist keine Kraft.“ Tornadoexperte Thomas Sävert von Kachelmannwetter.com bestätigt das. „Während Tornados in Verbindung mit einer Gewitterwolke stehen, treten diese Kleintrombe genannten Wirbel bei sonnigem Wetter auf.“ Je nach aufgewirbeltem Material würden sie Staub- oder Heuteufel genannt. Auch wenn sie gefährlich aussehen - „meist sind sie harmlos.“
Für Marcel Seume war die teuflische Staubsäule vor allem eins: ein beeindruckendes Schauspiel. „Ich habe solch einen Wirbel noch nie real gesehen.“ Der 21-Jährige zückte sein Handy und machte gegen 16.50 Uhr mehrere Fotos. Eine gute Viertelstunde lang tobte der Staubteufel. „Er hat sich kaum von der Stelle bewegt, tauchte in einem Radius von hundert Metern immer wieder auf, brach zusammen, bildete sich neu.“ Die starke Sonne und der staubtrockene Boden des Feldes boten ideale Bedingungen.
Winzige Steinchen, Staub und Stroh fliegen ins Gesicht
Die Säule war weithin zu sehen, löste sogar Alarm bei der Feuerwehr aus. Die Schlaitzer rechneten mit einem Ödlandbrand. „Doch dann sahen wir: Das ist Staub“, erzählt Wehrleiter Marcel Dietrich. „Der Anblick war mächtig gewaltig. Der Luftwirbel schraubte sich bis zu 70 Meter in die Höhe, hatte einen Durchmesser von mehreren Metern. Ich habe sowas noch nie erlebt.“
Auch Wetter-Fan Seume staunte. Und wusste: Ich muss da rein. So trat er durch die rotierende Staubwand. „Ich dachte nur: Augen zu und durch.“ Angenehm war das nicht. „Es tut wirklich weh. Der Wind peitscht auf dich ein, winzige Steinchen, Staub und Stroh fliegen ins Gesicht. Ich habe die Augen zugekniffen unddie Luft angehalten.“
Drinnen die Überraschung: Im Auge des Staubteufels war es tatsächlich windstill. Seine Augen habe er trotzdem nur einen Spalt weit geöffnet, denn der Wirbel könne von einem Moment zum anderen seine Richtung ändern.
Marcel Seumes Wunsch, mal Meteorologe zu werden, hat der Staubteufel nur verstärkt
Der junge Mann aus Gröbern war nicht allein: „Ein Bayer, der gerade vom Baden kam, ging auch in die Säule. Der hat einfach die Taucherbrille als Schutz aufgesetzt.“ Er selber hielt es knapp eine Minute im Staubteufel aus und filmte das Spektakel. Kaum wieder draußen, musste er erst mal den Schmutz abschütteln.
Als Automobilkaufmann war er im Anzug unterwegs. Die Jacke hatte er zwar im Auto gelassen. „Aber Hemd und Hose sahen entsprechend aus. Der Staub war überall, blieb wegen des Schweißes kleben.“ Zweimal habe er sich später die Haare gewaschen. „Trotzdem sind noch Sandkörner drin.“ Egal: „Das war ein unglaubliches Erlebnis.“
Seinen Wunsch, mal Meteorologe zu werden, hat der Staubteufel nur verstärkt. „Aber das ist ein weiter Weg.“ Blut geleckt hat Seume als Fünfjähriger, als er bei der Uroma einen Film über Sturmjäger sah. „Ich war völlig begeistert.“ Inzwischen fasziniert ihn die Vielseitigkeit des Wetters. „Das ist nie langweilig.“ Nächstes Ziel: In den USA mal mit auf Tornado-Jagd gehen. (mz)
