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"Ich male jetzt mal Männer" "Ich male jetzt mal Männer": Martin Schuster stellt in der Galerie am Ratswall in Bitterfeld aus

Von Christine Färber 18.03.2018, 13:00
Martin Schuster vor einem seiner Bilder. Weil er findet, schon zu viele Frauen sind in der Kunst gemalt worden, widmet er sich jetzt mal den Männern.
Martin Schuster vor einem seiner Bilder. Weil er findet, schon zu viele Frauen sind in der Kunst gemalt worden, widmet er sich jetzt mal den Männern. Kehrer

Bitterfeld - Es ist quasi eine emotionale Momentaufnahme, die Martin Schuster zum Bild „Reginas Kuchen“ angeregt hat. Und es ist schon anrührend, wenn der junge Künstler, der in Halle Malerei und Grafik studiert hat, die Geschichte erzählt: „Der ältere Herr hat mich so bewegt, weil er sich dermaßen gefreut hat, als ihm die Kellnerin den Frankfurter Kranz präsentierte. ,Das ist ja wie Reginas Kuchen’, meinte er. Vielleicht war es eine Familien-Feier, egal, jedenfalls war der Stuhl neben ihm leer. Ich denke mir, das wäre Reginas Platz gewesen. Aber sie war eben nicht (mehr) da.“

Zu sehen ist das Bild in der Ausstellung „Disco Apocalyptic“, die derzeit in der Galerie Am Ratswall in Bitterfeld hängt. „Disco Apocalyptic“ und „Reginas Kuchen“ - wie geht das denn zusammen? Es geht, wie der Besucher sehen wird. Doch eigentlich widmet sich der junge Künstler, der in Leipzig lebt, viel mehr der Ästhetik von Computer-Spielen, Popkultur, Comics und Spielfiguren.

„Das ist etwas, was mich in meiner Kindheit und Jugend begleitet hat. Und ich finde das heute noch interessant“, sagt er. Keine Frage, das wird deutlich sichtbar. Nur hat Schuster all das verfremdet und in einen künstlerischen Kontext gestellt.

Ohne Humor ist die von Schuster entworfene Welt nicht

Seine „postapokalyptischen Landschaften“ baut er sich nach seinen Vorstellungen mit Elementen und Figuren aus Computerspielen. „Ich male Traumwelten, weil es mir Spaß macht“, sagt er. „Ich habe dabei nicht den Gedanken an Melancholie oder Vereinsamung.“ Trotzdem: Die Bilder drängen danach, dass man sich so seine Gedanken macht. Sind es abstrakte Utopien, die Schuster hier entwirft? Oder liegen diese Landschaften vielleicht in gar nicht so weiter Ferne?

Trotz Witz und warmer Farben: So richtig wohlfühlen ist in dieser virtuellen Welt zwischen Mumien und Zombies und überwucherten Ruinen offenbar nicht angesagt. „Ja, ich frage mich: Wie könnte die Welt nach dem Untergang der Welt aussehen“, erklärt der Künstler. „Die Natur kehrt wieder zurück. Aber wie wird das Leben? Man weiß nicht, wohin die Entwicklung führt.

Das erzählen die Bilder ja nicht - genauso wenig wie sie erzählen, wie die Situation entstanden ist.“ Eins ist aber auch schon mal klar: Ohne Humor ist die von Schuster entworfene Welt nicht. Wenn man sich drauf einlässt, kann man entdecken, dass die irdischen Freuden durchaus weitergehen. Was für ein Glück!

Themen der Alten Meister in neuer Bildsprache umgesetzt

Humor und Ironie, das sprichwörtliche Augenzwinkern, sagt er, seien für ihn wichtig. „Meine Bilder sind doch eher optimistische Bilder.“ Das kann man durchaus so sagen. Denn der Postapokalypse stellt er die Historie gegenüber. So nutzt er typische Themen der Alten Meister, um sie in seine Bildsprache umzusetzen. „Ich versuche, das zeitgenössisch aufzufassen, meine eigene Sicht zu entwickeln“, sagt er.

Und als ein typisches Beispiel führt er den „Dionysos“ an, den viel besungenen, in Szene gesetzten und gemalten Gott des Weines, der Freude - und des Wahnsinns. Schuster hat die Figur quasi als laszive Deko genommen für eine Situation, in der der Genießer für gewöhnlich dargestellt wird. „Das ist schon eine bewusste Kitscharbeit“, sagt er fröhlich. Eine allerdings, die man mit Freude betrachtet - sie steckt voller sprudelndem Humor.

Martin Schuster interessiert, was passiert, „wenn Männer sexy Jungs malen“

Mit Neugier und Humor nähert sich Martin Schuster jetzt einem weiteren Thema. „Weil schon so viele Frauen in der Kunst gemalt worden sind, widme ich mich jetzt mal den Männern. Ich versuche das, was die Künstler mit Frauenbildnissen geschafft haben, auch mit Männern hinzukriegen“, meint er keck mit einem Augenzwinkern. Ihn interessiere, was passiert, „wenn Männer sexy Jungs malen“. „Das probiere ich jetzt aus.“ Und was er damit meint, das ist gleich in der Ausstellung in der Bitterfelder Galerie zu sehen.

Und zwar bis zum 29. April, worauf Galerist Ralph Becker hinweist. Aufmerksam geworden auf den jungen Künstler übrigens ist er während einer Ausstellung in der Galerie Nord in Halle. Arbeiten insbesondere junger Künstler auszustellen, ist eines seiner Anliegen, sagt er. Und das verfolgt er seit Jahren mit schöner Konsequenz. (mz)

„Reginas Kuchen“
„Reginas Kuchen“
Martin Schuster