Schutzzaun errichtet Hochwasserschutz: Das Bitterfelder Klinikum übt für den Ernstfall
Bitterfeld/MZ - Pfeiler werden in den Betonboden geschraubt, dazwischen Aluminiumelemente übereinandergestapelt und fest verankert. So entsteht Zaunfeld für Zaunfeld eines Bollwerks gegen Hochwasser, das jetzt wieder am Bitterfelder Klinikum errichtet wurde.
Doch Grund zur Sorge besteht nicht: Bei dieser Aktion handelte es sich um eine Übung, die jedes Jahr hier absolviert wird. Und dabei werden natürlich auch nicht alle 180 Zaunfelder installiert, die eine Länge von 500 Meter ergeben würden. Warum das aber nötig ist, erklärt Joachim Wormuth, der als Facility Manager am Gesundheitszentrum Bitterfeld/ Wolfen für die gesamten Gebäude und technischen Anlagen verantwortlich zeichnet.
Mitarbeiter müssen in der Lage sein, die Hochwasserschutzwand aufzubauen
„Alle technischen Mitarbeiter müssen in der Lage sein, im Ernstfall die Hochwasserschutzwand so schnell wie möglich aufzubauen“, sagt er. Deshalb werde das regelmäßig geprobt, damit auch neue Kollegen mit dem System vertraut werden. Sechs bis sieben Stunden dauert das etwa bei Nutzung aller vorhandenen Mitarbeiter-Kapazitäten. Und der Experte weiß, wovon er spricht. Denn komplett errichtet wurde die Wand zuletzt bei der Flut 2013, die Bitterfeld aber zum Glück trocken überstanden hat.
Anders dagegen bei der Jahrhundertflut im August 2002. Da waren Um- und Neubau des hiesigen Klinikums gerade abgeschlossen. Der Umzug der Abteilungen aus dem Wolfener Krankenhaus, um beide Standorte zusammenzulegen, war zum Teil vollzogen. Dann kam das Wasser ...
Geschäftsführer Rottleb beschreibt die Wichtigkeit der „Trockenübung“
Flutwellenartig drang es in den Kellerbereich ein, zerstörte das Herzstück des Gesundheitszentrums mit allen technischen Anlagen und Versorgungseinrichtungen sowie Physiotherapie. Wormuth erinnert sich: „An der Leinebrücke sind wir aus dem Auto gestiegen und mit dem Boot bis zum Klinikum gefahren.“ 33 Millionen Euro Gesamtschaden standen am Ende zu Buche - und der Umzug erfolgte nun vorerst in umgekehrter Richtung: Alle Bereiche kamen nach Wolfen, erweitert mit Containerbauten.
Im Herbst 2003 dann konnte der Rückzug ins Bitterfelder Krankenhaus erfolgen - dank der Flutfördermittel, von denen rund eine Million Euro in den Hochwasserschutz geflossen sind. Dazu gehört neben der Schutzwand auch die Halle, in der alle Materialien eingelagert sind. Und zur jährlichen Übung kommt die Wartung: Alle rund 1.000 Bodenschrauben werden herausgedreht, gesäubert und gefettet.
Geschäftsführer René Rottleb beschreibt die Wichtigkeit der „Trockenübung“ - nicht zuletzt angesichts der dramatischen Ereignisse in Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg: „Wir hoffen, dass uns keine neue Flut ereilt, müssen uns aber der Gefahren dieser Naturgewalten stets bewusst sein.“ Deshalb habe die regelmäßige Kontrolle der Funktionstüchtigkeit des Hochwasserschutzes auch künftig Priorität.