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Hochwasserfolgen in Jeßnitz Hochwasserfolgen in Jeßnitz: Fast alle Pflanzen vernichtet

Von iris lademann 24.06.2013, 19:17
Ein Bild des Jammers: Die zahlreichen Asparagus-Töpfe haben die Flut nicht überstanden. Ulf Heiber kann sie nur noch wegwerfen.
Ein Bild des Jammers: Die zahlreichen Asparagus-Töpfe haben die Flut nicht überstanden. Ulf Heiber kann sie nur noch wegwerfen. André kehrer Lizenz

jessnitz/MZ - Bis auf ein zusammengerolltes und verschmutztes Stück Teppichboden und einige seitlich gestapelte Holzpaletten ist dem Gärtnereibetrieb Heiber in Jessnitz auf den ersten Blick kaum anzumerken, dass hier noch vor gut zwei Wochen das Wasser bis zu 1,80 Meter hoch stand und alles überflutet hat. Vor und in dem Verkaufsraum grünt und blüht es in den schönsten Farben. Doch auf den zweiten Blick wird schon im Eingangsbereich deutlich, dass improvisiert werden musste. Farbige, schön drapierten Tücher auf den einfachen Pflanztischen verdecken das Metallgestell darunter.

„Wir haben uns zunächst auf die Wiederherstellung des Verkaufsraums konzentriert“, erklärt Inhaber Ulf Heiber. Schließlich müsse man so schnell wie möglich wieder Normalität ausstrahlen, damit der Verkauf weitergeht. Denn zu den enormen Schäden kommen nun noch die wochenlangen Einnahmeeinbußen dazu.

Den Gesamtschaden kann Heiber noch gar nicht beziffern. Doch so viel ist klar: 90 Prozent der Pflanzen sind hin. „Auch sämtliche Klima-Computer der Gewächshäuser hat die Flut zerstört“ - obwohl Mitarbeiter, die Familie, Freunde, Bekannte und Nachbarn vor der Flut mit angepackt haben, um zu retten, was zu retten ist. Doch das meiste der Technik war fest installiert. Deshalb sei auch das Bewässerungssystem in Mitleidenschaft gezogen. Die Folge: Alles, was überlebt hat oder inzwischen neu gekauft wurde, muss per Hand gegossen werden. „Wie im Kleingarten“, meint Mitarbeiterin Jana Krüger, die per Wasserschlauch und aufgesetzter Düse jede einzelne Pflanze mit dem notwendigen Nass versorgt. Als Ironie des Schicksals bezeichnet Heiber die Situation während der Flut. „Unten stand das Wasser und auf den Staplern sind die wenigen geretteten Pflanzen vertrocknet, weil die gesamte Bewässerungsanlage nicht mehr funktionierte und man nicht rankam.“

Mit dem Rückzug der Flut wurde von Tag zu Tag das ganze Ausmaß der Schäden sichtbarer. „Das Schlimmste daran ist, dass diesmal das Wasser eine ganze Woche lang stand.“ 2002, blickt Heiber zurück, sei das Wasser zwar schnell dagewesen, war aber nach zwei Tagen auch wieder verschwunden.

Das lange Stehen im Wasser habe nicht nur sämtliche Jungpflanzen vernichtet, die entweder im Betrieb selbst gezogen oder als Jungpflanzen gekauft werden, sondern auch die gesamte Gemüseproduktion. In den riesigen Gewächshäusern ragen nur noch verkümmerte Strünke aus der noch immer klatschnassen Erde heraus. Auch von den Mutterpflanzen habe kaum etwas das Hochwasser überlebt. Und die zahlreichen Asparagus-Töpfe sind nur noch ein Schatten ihrer selbst. „So können keine zarten Triebe in einen Strauß gebunden werden“, sagt Heiber und zupft an den inzwischen graubraunen Trieben der Pflanze. „Die können wir alle wegwerfen“, setzt er deprimiert hinzu und erklärt, dass die Flut diesmal einen noch größeren Schaden verursacht habe als 2002. Denn nicht nur die gesamte Sommerblumenproduktion sei hinüber - auch die des Herbstes, des Winters, des Frühjahrs ...

Weil die Mutterpflanzen fehlen, werde es sehr schwer werden, wieder richtig Fuß zu fassen. Zwei Jahre, meint er, werden wohl ins Land gehen. Und wenn nicht endlich der längst versprochene Deich in Jeßnitz-West gebaut wird, dann sehe er für die Zukunft schwarz, meint er ärgerlich. Ein drittes Mal von vorn anfangen, das würde er nicht schaffen. Und die Versicherung, die etwa zu 30 Prozent die Schäden reguliert, habe auch schon angekündigt, sie werde dem Betrieb erst dann wieder Versicherungsschutz gegen Hochwasser bieten, wenn der Damm gebaut ist.

Cordula Heiber hat den Verkaufsraum wieder hergerichtet.
Cordula Heiber hat den Verkaufsraum wieder hergerichtet.
André Kehrer Lizenz
Diese Pflanze ist mehr zu retten.
Diese Pflanze ist mehr zu retten.
André Kehrer Lizenz
Im Heizungsraum steht noch immer das Wasser.
Im Heizungsraum steht noch immer das Wasser.
André Kehrer Lizenz