Hochwasser im Altkreis Bitterfeld Hochwasser im Altkreis Bitterfeld: Krisensitzung in Greppin

bitterfeld-wolfen/MZ - Die Bilder der Flut 2002 sind sofort wieder da, doch diesmal ist man hierzulande ganz offensichtlich besser vorbereitet auf das, was kommen könnte. „Die hohen Wasserstände der Mulde im sächsischen Teil lassen für uns nicht Gutes ahnen“, sagt Claudia Elze, die Leiterin der Wasserwehr Bitterfeld-Wolfen. „Der Pegel Golzern ist für uns das Maß der Dinge.“ Und der ist innerhalb der letzten zwölf Stunden von 2,80 auf 5,00 Meter gestiegen. Diese Hochwasserwelle wird über Bad Düben spätestens am Sonntag im Altkreis Bitterfeld ankommen und ihre Auswirkungen zeigen, sagen die Experten. „Die Lage ist ernst, aber wir lassen uns nicht überraschen“, zieht Elze Bilanz nach der ersten Krisensitzung der Wasserwehr am Freitagabend in Greppin.
„Alle verantwortlichen Mitarbeiter sind informiert, die Kameraden der Wasserwehren wissen Bescheid, und auch die Stadtverwaltung Bitterfeld-Wolfen ist in Bereitschaft“, so Elze. Der amtierende Oberbürgermeister Rolf Hülßner habe alle notwendigen Schritte eingeleitet, um eine ständige Erreichbarkeit der wichtigsten Personen zu garantieren.
Die Verwaltung des Landkreises Anhalt-Bitterfeld hat mit Markus Gloger von der Wasserbehörde des Landkreises einen Mitarbeiter unterwegs, der noch bestehende Probleme oder Unstimmigkeiten klären soll. „Ich fahre zu den Wasserwehren in der Gemeinde Muldestausee, Bitterfeld-Wolfen und Jeßnitz und stimme mich dort mit den Verantwortlichen ab“, sagt Gloger. In Raguhn habe man schon vorsorglich einen Container mit Sand geordert, der im Bedarfsfall zum Füllen der Sandsäcke genutzt werden kann. „Wenn wir ihn nicht brauchen, geht er an den Lieferanten zurück - ohne eine große Rechnung“, sagt er und lobt die Hilfsbereitschaft.
Für Bitterfeld, erklärt Wasserwehr-Chefin Claudia Elze, stellt die Leine ein Problem dar. Das Siel, also der Auslauf aus der Goitzsche in Richtung Leine, wurde vorsorglich geschlossen. Damit soll verhindert werden, dass das Wasser in die Stadt Bitterfeld zurückdrückt. Auch in der Aue werden die Wasserstände regelmäßig kontrolliert. „Die Kontrolle der Leine-Deiche wird jetzt schon durchgeführt“, erklärt Elze.
Inwieweit die Salegaster Chaussee für den Verkehr geschlossen werden muss, steht derzeit noch nicht fest. „Wir müssen abwarten, wie sich der Stand der Mulde am Sonnabend in Bad Düben gestaltet, danach muss man entscheiden und weitere Maßnahmen in Angriff nehmen“, erklärt die Wasserwehr-Chefin. Eine wichtige Maßnahme zum Beispiel, die sich als Lehre aus dem Hochwasser im Jahr 2002 ergeben hat, ist der Aufbau einer mobilen Spundwand, die um das Krankenhaus gezogen werden kann. Die Klinik war damals von der Flut extrem betroffen. „Wir wollen keine Panik machen, aber auf alles vorbereitet sein“, so Elze. Die Entscheidung, ob die Spundwand gezogen wird oder nicht, werde am Sonnabend getroffen.
Der Geschäftsführer des Talsperrenbetriebes Sachsen-Anhalt, Burkhard Henning, der mit seinem Betrieb unter anderem für den Muldestausee zuständig ist, bleibt ruhig: „Sicher sind das enorme Wassermassen, die sich in der Mulde entlangwälzen, aber für den Stausee sehe ich momentan keine Probleme.“ Der Gesamtstauraum von 135,5 Millionen Kubikmetern könne eine große Menge aufnehmen. „Wir haben noch Reserven. Sollte wirklich mehr Wasser ankommen, läuft es über die feststehenden Wehre ab. Dadurch kommt es natürlich nach der Staumauer bei Friedersdorf zur Überflutung. Und dort beginnt dann das Problem der Orte an der Mulde.“
