Hochmülldeponie Roitzsch Hochmülldeponie Roitzsch: Einwohner wehren sich

Roitzsch/MZ - Mag sein, was will: Geht es um die geplante Bauschutt-Deponie, die das Unternehmen GP Günter Papenburg - Entsorgung Ost auf seinem Firmengrundstück an der B 100 gegenüber Roitzsch errichten will, stehen die Einwohner des Ortes wie ein Mann. In diesem Monat wird die Bürgerinitiative „Keine Hochmülldeponie in Roitzsch“ zusammenkommen. Ein Punkt werden „die durchgeführten Baumaßnahmen von GP am Planungsstandort“ sein. Den Leuten, die sich sofort, nachdem die Pläne mit der Deponie 2010 bekannt wurden, organisierten, schwant so etwas wie ein vorzeitiger Maßnahmebeginn. Das sagt der Vorsitzende der Initiative, Dietmund Wolf. Das Planfeststellungsverfahren ist laut Landesverwaltungsamt (LVWA) noch nicht beendet, und doch seien Tatsachen geschaffen. Das hätten sie bei einem Vor-Ort-Termin, einem so genannten Erörterungstermin, gesehen, so Wolf. „Da wurden schon ein 800 Meter langer Damm geschüttet und ein zweistöckiges Gebäude gebaut“, schimpft er. „Hinter dem Damm ist das Gelände bereits gerodet und planiert.“ Das sehen die Einwohner von Roitzsch als eine Art Vertrauensbruch. Sie ahnen eben einen „bereits erfolgten vorzeitigen Baubeginn bezüglich des Deponieobjektes“. Sie befürchten, dass hier einfach Tatsachen geschaffen werden. Dazu sagt Gabriele Städter, Pressesprecherin des LVWA: „Ein vorzeitiger Maßnahmebeginn wurde vom Unternehmen gar nicht beantragt und demzufolge von uns auch nicht genehmigt.“ Auch das Argument der Roitzscher, dass „der Antragsteller Günter Papenburg Entsorgung Ost GmbH immer noch nicht den Bedarf für die beantragte zusätzliche Deponiekapazität in der Planungsregion Anhalt-Bitterfeld nachvollziehbar darzulegen vermochte“ entkräftet das LVWA: Diesen Nachweis habe Papenburg erbracht.
Dialog auf sachlicher Basis
Andreas Heilmann, Geschäftsführer der GP Papenburg Entsorgung Ost, möchte die Emotionen aus dem Disput raushalten und die Auseinandersetzung auf eine sachliche Basis stellen. Er sei immer bemüht um einen konstruktiven Dialog mit der Bürgerinitiative. „Der Vorhabenträger, das LVWA, bearbeitet den Genehmigungsantrag noch. Wir müssen abwarten, was das Amt sagt“, so Heilmann. „Seit dem Erörterungstermin mit der Bürgerinitiative gibt es keine Neuigkeiten.“ Das stärkste Argument der Roitzscher ist ihre Sicherheit. Die Deponie würde auf unsicherem Boden stehen: „Bei Baumaßnahmen auf aufgeschüttetem Bergbaugelände, wo Setzungen und Sackungen noch nicht abgeschlossen sind, erfordert das in viel stärkerem Maße, die geologischen Erkenntnisse in die Entscheidungsfindung einzubeziehen“, stellen die Mitglieder der Initiative fest und erinnern an das Drama von Nachterstedt. Zudem seien die geologischen Verhältnisse in dem Gebiet bei weiter zu erwartendem Grundwasseranstieg ungeklärt und kompliziert. Für Wolf und die initiative ist völlig unverständlich, dass dieses Argument offenbar nur wenig zieht. Bereits jetzt seien Durchnässungen des Kippengeländes durch anströmendes und ansteigendes Grundwasser sichtbar, haben die Roitzscher festgestellt.
Experten arbeiten am Projekt
Für ein Glück hält Wolf, dass Bergbauingenieure mit langjähriger Berufserfahrung in der Bürgerinitiative mitarbeiten und ihr fachliches Wissen und ihre Erfahrungen einbringen. Sie haben in den vergangenen Monaten ein geologisches Gutachten erarbeitet. Das sei „unter Hinzunahme von Experten des Landesamtes für Geologie und Bergwesen sowie der LMBV“ in das laufende Planfeststellungsverfahren einbezogen worden, erklärt LVWA-Sprecherin Denise Vopel. Wie es aber weitergeht, darüber will sie nicht spekulieren. „Liegt der Feststellungsbeschluss vor, dann können beide Seiten gegen diesen klagen.“
Was kommt, steht also derzeit in den Sternen. Dass die Bürgerinitiative still hält, ist eher nicht anzunehmen. Dass Papenburg sein Vorhaben einfach aus der Hand gibt, wahrscheinlich ebenfalls nicht.
Die Bereitschaft zur Mitarbeit in der Bürgerinitiative, so Wolf, sei enorm. „Wir lehnen einhellig diesen Umgang mit der Natur ab“, betonen die Mitglieder nachdrücklich, die eine Verschandelung der Landschaft in ihrer Heimatregion, die sich gerade vom Umweltfrevel zu Vorwendezeiten erholt hat, keinesfalls zulassen wollen.