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HKR Seuffer in Thalheim HKR Seuffer in Thalheim: Phönix aus der Solar-Asche

Von stefan schröter 31.01.2014, 18:22
Sabine Thiele überprüft in der Thalheimer Produktionshalle von HKR Seuffer Automotive Leiterplatten auf mögliche Fehler.
Sabine Thiele überprüft in der Thalheimer Produktionshalle von HKR Seuffer Automotive Leiterplatten auf mögliche Fehler. thomas ruttke Lizenz

thalheim/MZ - Die Maschinen rattern, Fachkräfte arbeiten an sieben Produktionslinien in der geräumigen Halle im Solar-Valley. Es herrscht wieder reger Betrieb in der Sonnenallee 1.

Das liegt aber nicht an einer Aufbruchstimmung in der Solar-Branche. Vielmehr hat ein schwäbischer Automobilzulieferer vor einem Jahr die Gunst der Stunde genutzt und einen neuen Standort aufgemacht. HKR Seuffer Automotive kaufte die Immobilie aus der Insolvenzmasse der Pleite gegangenen CSG Solar. Rund ein halbes Jahr nach dem Produktionsstart in Thalheim sind bereits 113 Mitarbeiter über HKR beschäftigt. Mitte dieses Jahres werden es nach einer weiteren Produktionssteigerung vermutlich 130 sein. Zum Vergleich: Die CSG Solar beschäftigte vor der Pleite 164 Mitarbeiter. Die Firma musste 2008 die Produktion stoppen. Andere Solar-Unternehmen gingen seither ebenso in die Insolvenz.

Krisengeschütteltes Umfeld

Auch deshalb sei HKR Seuffer in das krisengeschüttelte Umfeld an der A9 gezogen, wo es bis Juni insgesamt sieben Millionen Euro investiert haben will. Nicht nur, weil eine moderne, fertige Halle an der Autobahn zu verkaufen war. Sondern weil durch die Solar-Pleiten zahlreiche Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt waren. Zusammen mit der Arbeitsagentur Dessau-Roßlau-Wittenberg begann im Frühjahr 2013 die Gewinnung der ersten Mitarbeiter. Laut der Agentur war über die Hälfte der jetzigen HKR-Seuffer-Mitarbeiterschaft einst in Solar-Betrieben tätig. In Summe dürften noch einige dazukommen.

Das Unternehmen HKR Seuffer Automotive GmbH & Co. KG ist eine 100-prozentige Tochter des Familienunternehmens Seuffer. Es entwickelt Leistungselektroniken zur Regelung von Kühlerlüftern, Klimaanlagen und elektrifizierten Nebenanlagen von Pkws.

Bei dem Automobilzulieferer werden in der Serienproduktion hohe Stückzahlen von bis zu 1,5 Millionen Teilen erreicht. Endkunden sind unter anderem Daimler, Audi, Volkswagen und Ford.

Das Personal für die neue Produktionsstätte in Bitterfeld-Wolfen wurde an den bestehenden Standorten in Baden-Württemberg geschult und vorbereitet. Nach eigenen Angaben wurde fast die Hälfte der Mitarbeiter über die Arbeitsagentur Dessau-Roßlau-Wittenberg vermittelt.

Darunter vor allem Kräfte aus dem Bereich Metall und Elektro sowie Qualitätsmanagement. Der Betrieb läuft bei dem Automobilzulieferer in drei Schichten.

Der Automobilzulieferer erwartet in vier Jahren für sein Geschäft ein Umsatz-Plus von 50 Prozent auf geschätzte 75 Millionen Euro. „Deshalb haben wir einen Standort mit Wachstumsmöglichkeiten gesucht, den wir hier zum Glück gefunden haben“, sagte Thomas Günther aus der Geschäftsleitung des Unternehmens bei einer Pressekonferenz in Thalheim. „Wir sehen hier Zukunftspotenzial.“

Platz für Neuanschaffungen

Noch in diesem Jahr soll in zwei neue Produktionslinien investiert werden. Am Standort in Baden-Württemberg sei das nicht möglich, die Produktionsfläche ausgeschöpft gewesen. Das Auftragsvolumen war damit begrenzt. In Thalheim sieht das anders aus. Die aus Baden-Württemberg herübertransportierten Produktionslinien füllen die Räumlichkeiten nicht aus. Es ist Platz für Neuanschaffungen. Eine neue Maschine zum Bestücken von Leiterplatten steht bereits in der 3.000 Quadratmeter großen Halle, die 2005 für Solarmodule entstand.

Seither hat sich die Produktion verändert, das gesamte Solar Valley ist facettenreicher geworden: Im Q-Cells-Gebäude zog ein Papierlager ein, in der Sonnenallee 1 werden Autoteile gebaut. „Wir sind ein neuer Farbtupfer im Solarpark. Ich denke, das tut ihm gut“, sagt Thomas Günther.