Himmlisches auf den «Brettern der Welt»
Bitterfeld/MZ. - Wie sehr Kinder auch heute noch für alte Märchen zu begeistern sind, das zeigte sich am Dienstag in der Turnhalle der Bitterfelder Erich-Kästner-Schule. Denn die jungen Zuschauer, die zur Vorstellung gekommen waren, wussten Bescheid. Und errieten nicht nur ganz schnell, welches Märchen auf der Bühne gespielt wird, sondern lösten auch die Märchenrätsel zwischendurch mit Bravour.
Doch Vorlesen und Erzählen ist
eben doch nur die eine Seite. Wenn König und Prinzessin, Marktfrauen und all die anderen Wesen plötzlich lebendig werden, ist das einfach ein Erlebnis. Nicht nur für die Gäste jedoch, auch für die Akteure
selbst. Denn dass jene mit Leib und Seele bei der Sache waren, blieb nicht verborgen bei den Mädchen und Jungen der Theatergruppe der Kästner-Schule. Richtige Märchen-Sternchen sind das, und dafür müssen nicht gleich die "Sterntaler" auf dem Programm stehen. Denn auch mit ihrem "König Drosselbart", den sie sich für die diesjährigen Aufführungen ausgewählt hatten, zeigten die jungen Nachwuchskünstler wieder geradezu himmlische Leistungen auf den Brettern, die die Welt bedeuten.
Und über die verfügen die "Theaterleute" wirklich, weil eigens für die jährlichen Vorstellungen eine mobile Bühne angeschafft wurde. Die Gruppe selbst indes besteht schon seit dem Jahr 2000, wie Antje Fritzsche der MZ erläuterte. Die engagierte Lehrerin war es auch, die die Gruppe damals ins Leben rief. Nicht nur zur Freizeitbeschäftigung allerdings, denn die Kästner-Schule am Hahnstückenweg ist eine Fördereinrichtung für Lernbehinderte. "Da sind wir natürlich bestrebt, die Angebote stets zu erweitern." Und weil auch der Aufwand an Proben und Vorbereitung ständig gewachsen ist, wird Antje Fritzsche seit einigen Jahren von Petra Przybilla unterstützt - ebenfalls Lehrerin hier.
Beim Theaterspielen liegt der Förderschwerpunkt auf Sprache. Entwickelt werden sollen besonders Selbstkompetenz und Selbstbewusstsein. Und dass dies auf fruchtbaren Boden fällt, haben die jungen Talente auch beim "Drosselbart" wieder eindeutig bewiesen. Nicht nur auf sprachlichem Gebiet, denn auch spielerisch ließen sie kaum Wünsche offen und begeisterten ihr Publikum. Eingeladen waren Klassen aus der Bitterfelder Pestalozzi- und Anhaltschule sowie von letztgenannter auch die Kindergartenkinder.
Zu einem "richtigen" Theater gehört aber weitaus mehr als Schauspieler und Bühne. Doch auch hier müssen sich die "Märchen-Sternchen" keineswegs verstecken: "Wir haben einen eigenen Raum, in dem jede Woche zweimal geprobt wird, und mittlerweile auch einen Fundus mit Kostümen und Requisiten", sagt Antje Fritzsche nicht ohne Stolz. Sie selbst näht fleißig und wird dabei von der pädagogischen Mitarbeiterin Barbara Reiband unterstützt. Bei der Anfertigung der Bühnenbilder - wie gemalte Landschaften oder das Königsschloss - hilft die ganze Schule im Rahmen anderer Projekte mit. Und ein besonderes Dankeschön geht an Hausmeister Joachim Hübner, der die mobile Bühne mit Gestänge und Vorhängen erst so richtig zu dem gemacht hat, was sie jetzt ist.
Premiere des "Drosselbart" war zu Beginn der Adventszeit innerhalb des schuleigenen Weihnachtsmarktes, der schon Tradition hier ist. Und im Sommer gibt es wieder einen lustigen Sketch oder ähnliches zum Schuljahres-Abschlussfest. Und auf die Proben dafür freuen sich schon Miranda, die jetzt als König Drosselbart brillierte, Saranda (Prinzessin), Sabrina (alter König), Tobias (Hofmarschall) und all die anderen Schülerinnen und Schüler, die in der Weihnachtszeit eben als "Märchen-Sternchen" glänzen.