1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Bitterfeld-Wolfen
  6. >
  7. Hilfe für Falken und Meisen: Hilfe für Falken und Meisen bei Raguhn-Jeßnitz: LHW installiert über 100 Nistkästen an den Muldedeichen

Hilfe für Falken und Meisen Hilfe für Falken und Meisen bei Raguhn-Jeßnitz: LHW installiert über 100 Nistkästen an den Muldedeichen

Von Tim Fuhse 13.09.2020, 10:00
Der Muldedeich bei Raguhn
Der Muldedeich bei Raguhn Tilo Krippendorf

Raguhn-Jeßnitz - Die Tierwelt an den Muldedeichen bekommt Unterstützung. Der Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW) installiert hier in den kommenden Monaten Nisthilfen für Vögel und Fledermäuse.

Dafür gibt das Land im Rahmen seiner Artensofortförderung insgesamt 22.000 Euro, wobei ein Teil des Geldes an die Elb- und Elsterdeiche fließt. Vor Ort profitiert hauptsächlich die Fauna im Gebiet von Raguhn-Jeßnitz und Muldestausee.

In erster Linie geht es bei der Aktion darum, den Bestand der Tiere zu sichern. „Vorrangig dienen die Nisthilfen natürlich der Unterstützung der entsprechenden Arten, die es in unserer ausgeräumten Agrarlandschaft immer schwerer haben, geeignete Nistplätze zu finden“, erklärt Frank Beisitzer, Flussbereichsleiter Wittenberg beim LHW, auf MZ-Anfrage.

Vorgesehen seien 19 Nistkästen für Falken, die auf Holzmasten an den Deichen angebracht werden

Vorgesehen seien 19 Nistkästen für Falken, die auf Holzmasten an den Deichen angebracht werden sollen. Außerdem wolle man 60 Meisen-Nistkästen, zwölf Eulennisthöhlen und zwei Nistkästen für den Wiedehopf an Bäumen oder Gebäuden installieren. Ebenso 20 Fledermaussommerkästen und zwei Großraumhöhlen, in denen diese Säugetiere überwintern können.

Und nicht zuletzt plant das LHW, in einer Gewässerböschung eine Eisvogelbruthöhle zu schaffen. „Als erster Test, ob sich dies bewährt“, erläutert Beisitzer. Wo genau die kleinen „Tierheime“ aufgebaut werden, steht bislang nur im Fall der Falken-Nistkästen an den Masten fest. Hier habe man sich mit Landkreis und Biosphärenreservats-Verwaltung abgestimmt, berichtet der Flussbereichsleiter. Für die anderen Nisthilfen würden dann jeweils artgerechte Standorte gesucht.

Statt hofft auf positive Effekte im Kampf gegen den Eichenprozessionsspinner

Neben dem Sichern des Tierbestandes steckt hinter der Aktion aber auch noch ein weiterer Gedanke. Das LHW möchte die Muldedeiche auf natürliche Weise davor schützen, ausgehöhlt zu werden. So sollen „gerade die Greifvögel zur biologischen Mäusebekämpfung auf den Deichanlagen beitragen“, erklärt Beisitzer.

Die Stadtverwaltung von Raguhn-Jeßnitz hofft darüber hinaus auch noch auf positive Effekte im Kampf gegen den Eichenprozessionsspinner - das sind Schmetterlingsraupen, deren Haare beim Menschen Hautreaktionen auslösen. Auch im Muldegebiet sorgen diese Insekten regelmäßig für Probleme.

„Um den Nachtfalter ganz natürlich auf die Schliche zu kommen, setzen wir darauf, dass Meisen und Fledermäuse zum einen die Raupe und zum anderen den Falter selbst vertilgen“, heißt es deshalb nun auf der städtischen Webseite zum LHW-Projekt.

Die Gemeinden Raguhn-Jeßnitz und Muldestausee rufen Kinder im Kita- und Grundschulalter dazu auf, die Aktion mit selbstgemalten Bildern von Flora und Fauna in der Muldeaue zu unterstützen.

Ausgewählte Zeichner sollen dann selbst einen der Nistkästen platzieren können. Die Bilder können samt Namen und Anschrift in der Stadtverwaltungen abgegeben werden.

Wie viel die Tiere hier tatsächlich ausrichten können, ist allerdings umstritten

Wie viel die Tiere hier tatsächlich ausrichten können, ist allerdings umstritten. „Von einer spürbaren Wirkung hinsichtlich Eichenprozessionsspinner ist nicht auszugehen“, meint Beisitzer. Man könne maximal auf den Wiedehopf und auf Meisen beim Jungtierfüttern hoffen. „Allerdings gibt es da auch unterschiedliche Fachmeinungen“.

Die Nisthilfen werden in jedem Fall aufgebaut - das LHW will damit in einigen Wochen beginnen und die Arbeiten bis Jahresende abschließen. (mz)