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Hightech-Manufaktur wächst Hightech-Manufaktur wächst: Grimm Aerosol Technik GmbH bleibt Muldestausee treu

Von Detmar Oppenkowski 01.05.2018, 15:00
Elcom gibt Mitte des Jahres seinen Standort in Friedersdorf auf. In das Gebäude wird die Grimm Aerosol Technik GmbH ziehen.
Elcom gibt Mitte des Jahres seinen Standort in Friedersdorf auf. In das Gebäude wird die Grimm Aerosol Technik GmbH ziehen. Thomas Ruttke

Friedersdorf/Pouch - Für die Gemeinde Muldestausee ist es ein positives Signal: Nachdem die auf Gebäudekommunikation spezialisierte Firma Elcom angekündigt hat, Friedersdorf als Produktionsstandort Mitte des Jahres aufzugeben, wird es für das markante Gebäude an der B100 nun eine gewerbliche Nachnutzung geben. Die Grimm Aerosol Technik GmbH, die bislang in Pouch ansässig war, wird zukünftig ihre weltweit gefragten Messinstrumente in dem Objekt an der Bundesstraße herstellen.

Damit ist das schlimmste Szenario für die Kommune abgewendet. Denn neben dem Abgang von Elcom, einem der gewerbesteuerstärksten Unternehmen, gab es auch bei Grimm schon Überlegungen, woanders zu produzieren und zu forschen. Grund hierfür waren unter anderem die baulichen Gegebenheiten in Pouch. Derzeit ist Grimm Aerosol mit der früheren Kita und ehemaligen Schule auf zwei Standorte verteilt. Da die Erweiterungsmöglichkeiten dort begrenzt sind, hatte man schon einen Blick nach Leipzig geworfen.

Bis zu 450.000 Euro will die Grimm-Gruppe für die Unternehmensverlagerung investieren

„Dank der Unterstützung durch den Bürgermeister und die Geschäftsführerin der Entwicklungs- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft Anhalt-Bitterfeld haben wir aber eine Alternative gefunden, um vor Ort weiter wachsen zu können“, sagt Geschäftsführer Marco Signori und meint: „Wir führen jetzt - wenn man so will - die beiden bestehenden Werke zu einem Produktionsstandort zusammen und wachsen in der Fläche von 1.240 auf 2.400 Quadratmeter.“

Von Mitte Juli bis Mitte August soll der Umzug erfolgen. Bis zu 450.000 Euro will die Grimm-Gruppe für die Unternehmensverlagerung innerhalb der Gemeinde investieren. Dieser Schritt komme auch den Mitarbeitern entgegen. „Unsere knapp 50 Angestellten sind in der Region verankert. Da ich nicht weiß, wie viele wir durch einen Umzug verloren hätten, konnten wir nichts riskieren, da die Kernkompetenz unserer Hightech-Manufaktur eben jene Köpfe sind.“

Zumal die Auftragseingänge und damit die Umsätze weiter steigen. „Daher suchen wir auch ständig neue Arbeitskräfte“, sagt Signori und stellt in Aussicht, auch Bewerbungen von Elcom-Mitarbeitern bei weiteren Neueinstellungen zu berücksichtigen.

Grimm-Produkte sind weltweit führend, wenn es um Feinstaubmessungen geht

Um zu verstehen, warum Grimm-Produkte so gefragt sind, muss man wissen, dass die in der Gemeinde Muldestausee gefertigten optischen Feinstaubmessgeräte auch die kleinsten Partikel in der Luft exakt und in Echtzeit erfassen. „Darin sind wir weltweit die Nummer eins“, sagt Signori. So kommen die Instrumente im Innenbereich beispielsweise bei Luftmessungen in der Pharma- und Kosmetikindustrie oder auch in Krankenhäusern und der Forschung zum Einsatz.

Im Außenbereich stellt man das Equipment für Messnetze, die die Umweltstaubbelastungen ermitteln. „Gerade in Zeiten, in denen die Fahrverbote in Innenstädten wie Stuttgart diskutiert werden, ist es wichtig, die Luftqualität schnell und präzise zu messen.“ Das gleiche gelte auch bei der Baustellenüberwachung.

„Aufgrund dieser Innovationen ist es für uns ein Glücksfall, dass sich das Unternehmen entschieden hat, in der Gemeinde und damit im Landkreis zu bleiben“, sagt die Geschäftsführerin der Entwicklungs- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft (EWG) Anhalt-Bitterfeld, Elena Herzel. „Denn zum einen bleiben uns die Arbeitskräfte erhalten. Zum anderen ist das auch für das Image des Standorts wichtig.“

Grimm wollte schon seit längerer Zeit expandieren und war auf der Suche nach einem Grundstück

Bereits seit geraumer Zeit habe man dem Unternehmen, das expandieren wollte und nicht konnte, unterschiedliche Grundstücke als Alternative vorgeschlagen. Die waren aber, so wie etwa im Solar Valley in Thalheim, zu groß. Mit der Elcom-Entscheidung, Friedersdorf den Rücken zu kehren, bot sich dann ein Objekt in unmittelbarer Nähe an.

Dennoch mussten sowohl Marco Signori als auch der Muldestausee-Bürgermeister viel Überzeugungsarbeit bei der Durag Gruppe, dem neuen Eigentümer von Grimm Aerosol, leisten. „Wir mussten kämpfen, dass das Unternehmen hier bleibt. Das ist uns zum Glück gelungen“, so Ferid Giebler. (mz)

Im Jahr 1981 gründet Hans-Jürgen Grimm eine Gesellschaft für wissenschaftliche Instrumente mit dem Schwerpunkt Partikelmessungen. Standort war die Firmenzentrale in Ainring (Berchtesgadener Land).

1993 siedelte sich das Unternehmen auch in Pouch an. 2015 wurde das Unternehmen von der Durag Gruppe übernommen. Es ist nach eigenen Angaben ein „international agierendes Unternehmen und marktführender Anbieter für intelligente Lösungen im Bereich der Emissions-, Tunnel- und Umweltüberwachung“.

Die frühere Schule, die ehemalige Kita und das Schloss in Pouch gehören nach MZ-Informationen weiterhin Hans-Jürgen Grimm, der mittlerweile im Ruhestand ist. Wie es mit den Immobilien genau weitergeht und welche Nachnutzung sie erfahren, ist derzeit noch ungewiss.

Geschäftsführer Marco Signori (Mitte) im Gespräch mit EWG-Chefin Elena Herzel und Muldestausee-Bürgermeister Ferid Giebler
Geschäftsführer Marco Signori (Mitte) im Gespräch mit EWG-Chefin Elena Herzel und Muldestausee-Bürgermeister Ferid Giebler
Thomas Ruttke