Hier geht's den Äpfeln an den Saft
RAGUHN/MZ. - 2,5 Zentner Äpfel mögen es wohl sein, die das Bitterfelder Ehepaar erst im Garten aufgelesen haben, um das Kernobst dann flugs nach Raguhn zu kutschieren. Sie haben sich eingereiht in die Schlange der Apfelpflücker und -sammler, die vor der Libehnaer Fruchtsaft GmbH geduldig warten bis ihnen die fruchtige Last für die Lohnmostanlage abgenommen wird.
Lothar und Gerda Jackowski haben es noch nicht gewusst, dass auch ihre Äpfel dazu beigetragen haben, dass der naturtrübe Apfelsaft aus Libehna bei der Stiftung Warentest als Bester von 20 getesteten abgeschnitten hat. Das Qualitätsurteil der Prüfer lautet "Gut". "Bester naturtrüber milder Apfelsaft, beste Aromaqualität", urteilen die Fachleute. Geprüft wurde u.a. Zusammensetzung und Authentizität, Geschmack, Aussehen, Geruch, Konsistenz / Mundgefühl und Nachgeschmack.
Für Gunnar Geidel, einer der zwei Geschäftsführer, und das 54-köpfige Libehna-Team Grund zur Freude. Auch deshalb, weil es ein relativ neues Produkt im Libehnaer Sortiment sei. Anfang der 90er Jahre habe es das Raguhner Traditionsunternehmen - es besteht bereits seit 133 Jahren auf dem Markt - schon mal mit dem naturtrüben Direktsaft probiert, "die Leute haben ihn wohl nicht so gut angenommen", erinnert sich Geidel.
Erst im vergangenen Jahr habe man wieder mit der Herstellung des naturtrüben Apfelsaftes begonnen. 200 000 Flaschen gingen in den Handel. In diesem Jahr werden es wohl 300 000 Flaschen sein, schätzt der Gesellschafter, der in Friedersdorf zu Hause ist.
Dass die Qualität des Apfelsaftes deutschlandweit so herausragt, liege laut Geidel auch an den Früchten. "Die Äpfel kommen fast ausschließlich aus der Region." Sechs Aufkaufstellen habe die Libehna Fruchtsaft GmbH eingerichtet u.a. auch im Raum Halle und Wittenberg. 1 000 Tonnen mögen es wohl jährlich sein, die die Saftpresse in Raguhn verarbeitet. Der Geschmack komme dann wohl vom besonderen Gemisch der Gartenäpfel. Unter denen sich auch viele alte Sorten befinden, weiß Geidel. In diesem Jahr rechnet der Geschäftsmann mit einer ertragreichen Ernte. Drei Tonnen Äpfel schafft die Presse in der Stunde. Rund 75 Prozent betrage der Saftanteil bei jeder Frucht. Ein guter Schnitt, findet er.
Familie Jackowski verließ die Libehna Fruchtsaft GmbH nicht mit leeren Händen. Der Apfelsaft reiste mit ihnen zurück nach Bitterfeld. "Wir trinken ihn jeden Tag", sagt Gerda Jackowski im Gespräch mit der Mitteldeutschen Zeitung.
Hergestellt werden im Raguhner Familienunternehmen neben Fruchtsäften und Erfrischungsgetränken, Sirup und weißer Tee u.a. auch Spirituosen wie das "Goitzschewasser" und der "Hahnemann-Likör". Doch erstmalig wird sich nun ein Flaschenetikett von den anderen abheben. Der naturtrübe Apfelsaft wird schon bald das Qualitätssiegel der Stiftung Warentest verpasst bekommen, verweist Gunnar Geidel.