Haus am See Haus am See: Verwaister Fischadlerhorst in der Tiefkippe
schlaitz/MZ - Rund um die Uhr fängt die Live-Kamera, die 2006 über ein Leader-Projekt am künstlich angelegten Fischadlerhorst in der Tiefkippe von Schlaitz installiert worden ist, Bilder ein, die ins „Haus am See“ übertragen werden. „Seit diesem Jahr mit verbesserter Technik - in HD“, möchte die Leiterin des Informationszentrums für Umwelt und Naturschutz, Susanne Grießbach, nicht unerwähnt lassen. Doch wer das Haus am See, eine Einrichtung des Kreises, in den vergangenen Jahren besucht und die übertragenen Live-Bilder aus der guten Stube des Fischadlers gesehen hat, der stellt den optischen Unterschied sofort fest. „Leider“, schränkt Susanne Grießbach ein, „ist der Horst seit dem Ausbleiben von Romeo eher verweist.“
Das war vor drei Jahren, als das Fischadlermännchen, von den Mitarbeitern des Hauses auf den Namen Romeo getauft, weil er sich seit 2006 jedes Jahr für ein anderes Weibchen entschieden hatte, noch aktiv war. „Wir konnten regelrecht den Kalender nach ihm stellen“, blickt Susanne Grießbach mit etwas Wehmut zurück. Denn immer um den 26. März herum ist er aus dem sonnigen Süden auf dem Horst eingetroffen und habe auch sofort mit dem Ausbessern des Nestes begonnen - um es für die Weibchen und den Nachwuchs herzurichten. Doch seit er im Frühjahr 2011 nicht mehr zurückgekehrt war, verwaiste „sein“ Horst mehr oder weniger. „Wir haben zwar beobachtet, dass das Fischadlermännchen mit der Ringnummer ,9GY’ (Registriert aus Dessau-Roßlau) sich fortan für den Horst interessiert. Aber bis heute hat es nicht die richtige Partnerin gefunden.“ Auch im Jahr war keine passende Dame dabei, obwohl der Horst vorbereitet war. „Im zweiten Jahr hat er sich um ein Weibchen mit der Ringnummer 3AP bemüht, was wahrscheinlich ebenso zu jung war, wie das unberingte Weibchen aus diesem Frühjahr“, vermutet Susanne Grießbach, die das Haus gemeinsam mit Sabine Kunze leitet. Das Männchen habe sich zwar bemüht, doch es sei nicht zur Paarung gekommen. „Leider“, setzt sie hinzu und erklärt, dass Fischadler erst im dritten Lebensjahr geschlechtsreif sind.
Seit 1995, seit der Horst auf einem ausgedienten Strommast aufgebracht worden ist, sind 27 Fischadlerküken geschlüpft. Und weiter erzählt Susanne Grießbach, dass die interessantesten Szenen sämtlicher Aufnahmen der Live-Kamera, die von März bis Oktober pausenlos Bilder ins Haus am See liefert, auf CD gebrannt oder auf Video festgehalten sind. „Immer wieder werden wir auf bestimmte Szenen aus der guten Stube der Fischadler angesprochen, die ganz besonders im Gedächtnis der Besucher haften geblieben sind.“
Grießbach denkt da vor allem an den stolpernden Fischadler, der sich beim Nestbau in den Zweigen verheddert hatte und dies wie ein Stolpern aussehen ließ. Und nicht nur die Kinder hätten darüber gelacht. „Auch wenn zur Zeit kein Fischadlerpärchen im Horst brütet, kann von uns doch eine Menge beobachtet werden - auch die Tiere, die am Boden leben.“ Das Zoomen mit der neuen Kamera, die 360 Grad gedreht werden kann und vom Haus am See bedient wird, sei einfach toll.
Beobachtet worden sei auch ein Milan-Pärchen, das sich zunächst im Horst einzuleben versprach. Doch dann sei auch dieses woanders hin verschwunden. Nun ruhen alle Hoffnungen auf dem kommenden Frühjahr und auf 9GY - mit Dame.