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Handball-Regionalliga Handball-Regionalliga: Achterbahnfahrt der Gefühle

Von Thomas Tominski 16.10.2002, 14:35

Halle/MZ. - Die Enttäuschung war selbst durch das schweißnasse Handtuch deutlich zu spüren. Erst als die Augen zum Vorschein kamen, nahm das Ausmaß der seelischen Achterbahn-Fahrt im Gesicht von René Seiffert konkrete Formen an. Sechzig Sekunden zuvor schweißte die Aufholjagd der Regionalliga-Handballer des SV Grün-Weiß Wittenberg im Match gegen den SC Magdeburg II die etwa 800 Zuschauer und die Reserve-Bank des Gastgebers akustisch zu einer festen Einheit zusammen, kurz nach dem Abpfiff schlichen die Fans und ihre Lieblinge mit hängenden, aber emotional aufgeladenen Köpfen aus der Stadthalle.

Wittenberg / MZ. Kapitän Seiffert, der in 59. Minute die Chance zum Ausgleich per Hüftwurf vermasselte, redete nach der 25:28-Niederlage Klartext: "Das Match haben wir nicht durch einige umstrittene Schiedsrichter-Entscheidungen, sondern durch unsere mangelnde Chancenverwertung verloren. Den Wurf kurz vor der Schluss-Sirene musste ich einfach ansetzen. Denn die Möglichkeit zum Punktgewinn war vorhanden. In Potsdam hatte ich Glück, diesmal nicht. So ist das eben im Sport." Etwas wurmte den Kapitän des SV Grün-Weiß besonders. "Das war nun schon die fünfte Niederlage in Folge gegen die Magdeburger. Heute wollten wie diese Negativ-Serie eigentlich stoppen."

Schon in der Anfangsphase der Begegnung wurde etwas deutlich: Die Gäste servierten den Zuschauern technische Leckerbissen, glänzten mit perfektem Konterspiel und hatten mit Andreas Stange sowie Martin Ziemer die besseren Torhüter zwischen den Pfosten. Wittenberg hielt zwar mit Kampfkraft, Teamgeist und aggressivem Deckungsverhalten dagegen, doch die zunehmende Fehlerquote im Angriff plus verworfene Strafwürfe nutzte die Magdeburger Reserve als Initial-Zündung, um endgültig in die Rolle des Hauptdarstellers zu schlüpfen. Bis zum 7:8 (15.) hielten die Gastgeber noch mit, dann erkämpfte sich das Team aus der Landeshauptstadt bis zu Pause einen Drei-Tore-Vorsprung (15:12).

Im zweiten Abschnitt avancierte die Begegnung immer mehr zum emotional aufgeladenen Landes-Derby. In der 38. Minute standen die Grün-Weißen noch als Trio auf dem Parkett - Sven Kuhne, Torsten Fuchs und Christian Raddatz saßen ihre Zeitstrafen ab - , die Gäste zogen auf 19:15 davon. Martin Wartmann, Christian Sprenger sowie Robert Lux spielten mit der Wittenberger Abwehr Katz und Maus, das Match war eigentlich entschieden (22:17). Eigentlich.

Mit der Unterstützung ihrer Fans starteten die Gastgeber in der Schlussphase eine furiose Aufholjagd, doch Fortuna hatte sich an diesem Abend bereits festgelegt. 52 Sekunden vor dem Abpfiff verpasste Seiffert, wie schon erwähnt, das 26:26, die zwei folgenden Tore des SCM II waren nur noch Ergebnis-Kosmetik. Seifferts Kommentar: "Trotz der Niederlage haben wir zusammen mit den Zuschauern eine tolle Moral bewiesen und einen aussichtslosen Rückstand fast noch aufgeholt."