Verwaltung auch kommende Woche lahmgelegt Hacker-Angriff: Landkreis Anhalt-Bitterfeld ruft den Katastrophenfall aus
Anhalt-Bittefeld/MZ/DPA - Der Landkreis Anhalt-Bitterfeld hat am Freitag, 11 Uhr, den Katastrophenfall ausgerufen. Hintergrund ist der Hacker-Angriff am Dienstag auf die Kreisverwaltung, in dessen Folge die komplette IT-Infrastruktur des Landkreises unbrauchbar geworden ist. Noch gilt es durch Experten zu klären, ob verschlüsselte Daten wiederhergestellt werden können und ab wann Bürger-Anliegen wieder regulär bearbeitet werden können.
Der Katastrophenfall gebe dem Landrat die Möglichkeit, schneller zu entscheiden und Hilfe anzufordern
Aus bislang unbekannter Quelle seien mehrere Server infiziert worden, hieß es am Nachmittag in einer Pressekonferenz der Kreisverwaltung von Noch-Landrat Uwe Schulze. In der Folge sei eine noch nicht genau spezifizierte Zahl von Dateien verschlüsselt worden. Alle kritischen Systeme wurden vom Netz getrennt, um einen eventuellen Datenabfluss zu verhindern. Der Landkreis mit rund 158.000 Einwohnern hat den Angaben zufolge Strafanzeige gestellt und arbeitet eng mit den Strafverfolgungsbehörden zusammen.
Der Katastrophenfall gebe dem Landrat die Möglichkeit, schneller zu entscheiden und Hilfe anzufordern, erklärte ein Sprecher. Jetzt gehe es darum, die Quelle der Infektion zu finden, sowie um Analyse und Bekämpfung des Virus. Die IT-Infrastruktur müsse wieder aufgebaut werden. Schnellstmöglich sollten die Dienstleistungen für die Bürgerinnen und Bürger wieder aufgenommen werden.
„Einfach flott reparieren ist nicht. Das Virus ist gravierend“
Seit Anfang der Woche konnten in fast allen Ämtern keine Bürger-Anliegen mehr bearbeitet werden. Wahrscheinlich wird dies auch in der kommenden Woche der Fall sein. „Einfach flott reparieren ist nicht. Das Virus ist gravierend“, erklärte Noch-Landrat Uwe Schulze und machte auf mögliche Verbindungen zum Darknet aufmerksam.
Auch Gehälter für Mitarbeiter und Gremien-Sitzungen stehen auf der Kippe
Das hat für die Kommunikation und auch für die Bezügerechnung der Angestellten Folgen. Der Katastrophenfall wurde den Angaben zufolge auch ausgerufen, weil viele finanzielle Belange von Bürgern betroffen seien. Laut Kreissprecher Uwe Pawelczyk geht es etwa um Menschen, die auf Sozialgeld warten, oder auch um Jugendhilfe.
„Es geht aber auch um Leistungen für Bedürftige“, so Landrat Uwe Schulze. Wie die berechnet und angewiesen werden sollen, ist momentan unklar. Betroffen ist auch die Ratstätigkeit und die Veröffentlichung des Amtsblattes. Ob Gremien zusammenkommen können und wie deren Mitglieder Unterlagen erhalten, weiß noch niemand. „Wir brauchen mehr Sicherheit. Aber das kostet auch mehr Geld“, schloss Schulze seine Informationen.
Am Montag soll es eine erste Auswertung der auch über das Wochenende gewonnenen Erkenntnisse geben. Es wird auch die erste Bewährungsprobe für den neu-gewählten Landrat Andy Grabner.
Ein Katastrophenschutzstab wurde auf Grundlage des Katastrophenschutzgesetzes des Landes Sachsen-Anhalt eingerichtet. Dieser wird im Amt für Brand-, Katastrophenschutz und Rettungsdienst in der Richard-Schütze-Straße 6 in Bitterfeld angesiedelt.