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Grundschule Steinfurth Grundschule Steinfurth: Viele Räume - doch zu wenig Platz

Von Bärbel Helbig 09.09.2002, 16:58

Wolfen/MZ. - Als sich in der Jeßnitzer Schule nach dem Hochwasser Risse zeigten, gab es in der Wolfener Stadtverwaltung und in der Grundschule Steinfurth keine Frage: Schüler und Lehrer in Wolfen-Nord rückten zusammen, um den in Not geratenen 80 Kindern aus dem Nachbarort zu helfen.

Seitdem hat sich der Schulalltag verändert. Von Gastgebern wie Gästen muss viel improvisiert werden. Mehr als nötig ist, meint der Schulelternrat aus Jeßnitz. Während die 1. und 3. Klassen gut untergebracht seien, so Silke Binder, werden die zwei 2. Klassen in einem gemeinsamen Raum unterrichtet. Das ist der große Zeichenraum, der zwischendurch auch immer wieder von Klassen aus Wolfen-Nord gebraucht wird, so dass die 2. Klassen aus Jeßnitz in andere Räume wechseln müssen.

Es gibt jedoch vier Horträume, die von 7.15 bis 13 Uhr leer stehen, weiß der Elternrat. "Wenn die Schüler aus Jeßnitz wenigstens zwei Räume benutzen könnten, könnten auch die Schüler der zweiten Klassen einen normalen Unterricht haben", ist Elternratsmitglied Silke Binder sicher. Schulamtsleiter Joachim Teichmann, der die Verfügungsgewalt über die Horträume hat, sieht das anders. Die Schule in Steinfurth habe mehr Schulräume als Klassen. Erst wenn die freien Unterrichtsräume genutzt werden, könne man über den Hort reden. Die Kindereinrichtung befinde sich ja nur zufällig im Schulgebäude. Außerdem zahlen die Eltern der Hortkinder Geld dafür, da sei es nicht zumutbar, dass die Kinder morgens jedes Mal ihr Zeug wegräumen. Und: "In dieser Notsituation kann man auch mal in anderen Räumen Zeichenunterricht geben", findet Teichmann.

Die Räume, die er im Auge hat, werden nach Darstellung von Schulleiterin Hedda Ziegelmeier für Lerngruppen und den Förderunterricht gebraucht, das gehöre zum Schulkonzept. Der große Zeichenraum ist in ihren Augen auch kein idealer Klassenraum, er biete zwar viel Fläche, sei aber wegen des fehlenden Sonnenschutzes nicht besonders gut für den ständigen Unterricht geeignet.

Wolfens stellvertretende Oberbürgermeisterin Petra Wust hält wie Schulamtsleiter Joachim Teichmann die Hand über den Hort. Der sei, schrieb sie am Freitag dem Staatlichen Schulamt in Gräfenhainichen, "nicht nur dem Gesetz nach eine Kindereinrichtung, sondern auch eine kostenpflichtige Dienstleistung. Es wäre den Eltern wohl nur schwer zu vermitteln, warum in einer Kindereinrichtung Schule stattfinden muss, wenn im gleichen Gebäude acht freie Unterrichtsräume zur Verfügung stehen."

So hält jeder an seiner Meinung fest. Auch Bernd-Michael Schädel, Chef des Staatlichen Schulamtes in Gräfenhainichen, möchte sich nicht zum Schiedsrichter aufschwingen. Der Schulträger habe zu entscheiden, über Hort und Grundschulen habe in Wolfen Herr Teichmann zu bestimmen. Schädel geht lediglich auf die für ihn wesentlichen Dinge ein: "Wolfen hat geholfen und dabei unbürokratisch gehandelt." Und er fügt hinzu: "In einer solchen Notsituation muss jeder einen Pflock zurückstecken."

Für Hellmut Kalla vom Staatlichen Schulamt, der sich mit dem Problem befasst hat, ist das Thema abgehakt. Die Schulleiterinnen hätten sich geeinigt und Pläne entworfen, so dass alle Klassen ordnungsgemäß unterrichtet werden können. Doch der Ärger sei damit nicht aus der Welt geschafft, gibt er zu. Die vier Horträume stehen nach wie vor tagsüber leer.