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Streit am Goitzsche-Camp Goitzsche-Camp: Streit um Campingplatz durch Rechtsstreit

Von Detmar Oppenkowski 06.05.2016, 19:57
Im Goitzsche-Camp wird alles für die Urlauber vorbereitet. Doch die Zukunft ist ungewiss.
Im Goitzsche-Camp wird alles für die Urlauber vorbereitet. Doch die Zukunft ist ungewiss. Ruttke

Bitterfeld - Beate und Olaf Köppe machen das Goitzsche-Camp fit für die neue Saison. Dabei wissen sie gar nicht, ob sie diese als Betreiber noch erleben werden. Denn das Ehepaar kämpft um die Existenz seines Camps. Die Pächter des Bitterfelder Campingplatzes stehen mit der Stadtentwicklungsgesellschaft (Steg), dem Eigentümer des Geländes, im Rechtsstreit. Und das hat auch auf potenzielle Besucher massive Auswirkungen.

Trotz des laufenden Verfahrens, das beim Bundesgerichtshof anhängig ist, hatte die kommunale Gesellschaft unter anderem auf der Online-Plattform Ebay für den Saisonbeginn einen neuen Camp-Betreiber gesucht. Auch auf der Steg-Seite im Internet ist die Ausschreibung noch immer zu finden. „Dieses Vorgehen ist für uns absolut geschäftsschädigend“, sagt Olaf Köppe. Immer wieder rufen Gäste an und fragen, ob es das Goitzsche-Camp überhaupt noch gibt. „Natürlich sind wir noch da - und wir werden auch in diese Saison starten.“

Kündigung als Retourkutsche?

Doch was sagt die Steg dazu? Die MZ-Nachfrage, ob die Köppes ihr Camp weiterführen können oder nicht, lässt Geschäftsführer Harald Rupprecht mit Verweis auf das Verfahren unbeantwortet.

Er hat den Dauerstreit von seinem Vorgänger Werner Rienäcker geerbt. Dieser hatte den Vertrag mit den Betreibern offiziell wegen Pachtrückständen gekündigt. Beobachter vermuten indes, dass die vorzeitige Kündigung eine Retourkutsche war, weil Köppes gegen eine von der Steg durchs Camp gebaute Straße vorgegangen waren.

„Es kann nicht sein, dass durch einen Campingplatz eine durchgängige öffentliche Straße führt. Das gibt es nirgends in Deutschland, weil das die Sicherheit gefährdet und Ruhezeiten beeinträchtigt.“

"Bis heute keine Antwort erhalten"

Obwohl das Landgericht Dessau und das Oberlandesgericht Naumburg im Kündigungsstreit die Steg-Position gestärkt haben, wehren sich die Camp-Betreiber mit Händen und Füßen.

Nun muss Karlsruhe entscheiden. Die Einwände, so Köppe, habe man auch bei der parteilosen Oberbürgermeisterin Petra Wust persönlich vorgebracht und Kompromisse angeboten. „Wir haben bis heute keine Antwort von ihr erhalten.“ Auch auf eine MZ-Anfrage wird nur an die in der Sache schweigende Steg verwiesen.

Ausgang offen

„Welch ein Irrsinn“, meint Köppe über die Situation. Anfänglich hätten die aus seiner Sicht unberechtigten Steg-Forderungen in Höhe eines niedrigen fünfstelligen Betrags gestanden. „Die haben wir zwar unter Vorbehalt beglichen, aber der Rest steht in keinem Verhältnis mehr.“ Nach seinen Schätzungen hätten beide Streitparteien bislang mindestens 50.000 Euro für Gerichtskosten ausgegeben. „Eine Ende ist nicht Sicht.“

Hinzu komme ein wirtschaftlicher Schaden von einer Million Euro, der sich laut Köppes Rechnung aus entgangenen Fördermitteln und Umsatzausfällen zusammensetzt. „Unser Konzept zielt auf bis zu 25.000 Übernachtungen pro Jahr. Die dafür erforderlichen Baumaßnahmen konnten wir wegen nicht erteilter Genehmigungen nicht umsetzen.“ Daher begrüße man im Camp pro Jahr durchschnittlich 10.000 Gäste. „Wir müssen Anfragen zurückweisen, weil wir die Leute gar nicht unterbekommen.“

Wie soll es weitergehen? „Wir würden den Streit lieber heute als morgen beenden“, sagt Köppe. Außergerichtliche Vermittlungsverfahren habe die Steg aber bislang ausgeschlagen. (mz)