Gohrau Gohrau: Sprengung am Schlafdeich?
Gohrau/MZ. - "Es gab einen Polizeieinsatz, bei dem die Leute weggejagt werden sollten, damit der Deich gesprengt werden kann", versichert selbst Bürgermeister Walter Bölke - und erntet von seinen Bürgern Kopfnicken. Es soll sogar Fernsehbänder mit Interviews geben, wo von Sprengungen die Rede sei. "Schade, dass ich nicht selbst draufgehalten habe, dann hätten wir den Ton", bedauert Martin Müller. Der versteht schon allein deshalb nicht, warum einigen Rehsenern jetzt nochmals der Prozess gemacht werden soll, weil sie unerlaubt ihren Deich aufgemacht haben.
"Das war zwar nicht richtig", meint Müller, aber so kaputt, wie der Deich schon vorher war, sei der ja gar keine Schutzeinrichtung mehr gewesen. Und auch Bölke macht keinen Hehl daraus, dass er - wie wohl die meisten Gohrauer - von der Strafverfolgung nichts hält. "Es hat ja wohl mehrere Deichöffnungen gegeben, die sollten das in Ruhe lassen." Zumal sich die Gohraurer sowieso während der Flut alleine gelassen gefühlt haben.
Um Schutz geht es auch bei dem Wäldchen westlich von Gohrau. Dort knattern seit Montag die Kettensägen. "Ich bin 60 Jahre alt und die Kiefern stehen, seit ich denken kann", klagt Heidemarie Falk. Gedacht ist das Wäldchen, um das Dorf vor Sandstürmen aus dem Westen zu schützen. Und deshalb ärgert Frau Falk auch, dass sie vom Abholzen nichts erfahren hat.
Davon wusste übrigens auch Bürgermeister Bölke bis Montag nichts. Nach einem Gespräch mit dem Revierförster ist allerdings einiges klar. Die Kiefern sind 130 Jahre alt und zum Großteil schon innerlich verfault, weshalb sie gefällt werden müssen. Dort wo bereits "Unterwuchs" angesetzt hat, soll der das Dorf schützen, wo nicht, müsse aufgeforstet werden.