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Geschichten der Bückware Geschichten der Bückware in Bitterfeld: Ausstelllung "HO & Co." im Kreismuseum auf der Suche nach DDR-Einkäufen

Von Christine Färber 28.10.2017, 14:02
Vom Volksmund „der blaue Ochse“ genannt: die HO-Kaufhalle „Präsent“ in der ehemaligen Karl-Marx-Straße in Bitterfeld.
Vom Volksmund „der blaue Ochse“ genannt: die HO-Kaufhalle „Präsent“ in der ehemaligen Karl-Marx-Straße in Bitterfeld. Kreismuseum

Bitterfeld - Um Konsum im Sozialismus geht es in der neuen Ausstellung des Kreismuseums Bitterfeld, die am 24. November eröffnet werden soll. Nicht um den Konsum, wohlgemerkt, sondern ums Kaufen. „HO & Co.“ - so der Titel.

Sollte es nicht treffender „HO und k.o.“ heißen? Als gelernter DDR-Bürger kommt einem so manche Erinnerung: das Schlangestehen, der Zufallskauf, das Tauschgeschäft, die kleine Bestechung, die Jagd nach etwas Besonderem - und sei es nur die Apfelsine für den Weihnachtsteller.

Diana Schmidt lacht. „Klar, solche Geschichten suchen wir“, sagt die Museologin. Und sie ruft die Leute auf, sich an dieser Ausstellung zu beteiligen.

Bitterfeld-Wolfener können die Ausstellung im Kreismuseum mitgestalten

Ausstellungen, die die Leute mitgestalten können, veranstaltet das Kreismuseum seit einigen Jahren. Und das mit großem Erfolg. „Menschen prägen gern ihr Umfeld mit. Und es ist doch was Tolles, sagen zu können, da war ein Exponat von mir dabei“, sagt Museumsmitarbeiter Steven Pick. „Sie haben quasi ihre eigene Spur in der Geschichte hinterlassen.“

Während einige ihre Exponate dem Museum als Leihgabe überlassen, schenken andere ihre Schätze der Einrichtung. Auch heute lebt die zum großen Teil von solchen Schenkungen. Jedoch, so Pick, werden nur noch solche  angenommen, die einen Bezug zur Region haben. Einige historische Fotos aus DDR-Zeiten zum Thema „HO & Co.“ haben Schmidt und Pick aus dem hauseigenen Fundus bereits zusammengetragen - Abbildungen vom Kaufhaus Magnet zum Beispiel, vom „Körbchen“, vom Stoffe- und Gardinenhaus „Orient“, vom Kaufhaus Elegant.

Beinahe rührend  betrachtet man aus dem Abstand von 30 und mehr Jahren  die verzweifelten Bemühungen, trotz  des kleinen Angebots die Schaufenster groß aufzupeppen - was natürlich weitab von der Glitzer-Deko heutiger Tage nur schwer und damit selten gelang.

Innenaufnahmen von den heiligen Hallen des DDR-Konsums gesucht

„Daran erinnern sich doch bestimmt noch viele“, meint Pick und hofft auf Fotos, auf Gegenstände wie Puppenwagen, Spielzeug, auf Bettwäsche und Nickis, Einkaufstüten,   Sportgeräte, auf originale Rechnungen, etc. Den Renner übrigens könnten solche Sachen machen, an denen noch das EVP-Preisschild baumelt oder für die es eine Rechnung gibt.

Auch Fotos werden angenommen. Am besten, sagt Pick, Innenaufnahmen von den heiligen Hallen des DDR-Konsums.
Und natürlich werden Geschichten gesucht. Die sollen die schöne Würze der Schau sein. „Wenn’s auch bloß die Beschreibung des langen Anstehens ist, egal.

Wir nehmen diese Erinnerungen schon fertig aufgeschrieben,  die Leute können sie uns aber auch erzählen. Wir legen aber Wert auf den Bezug zur Region“, so Diana Schmidt.

Gesucht sind die kleinen Geschichten zum Einkauf in der DDR

Die Ausstellung, so hoffen die Museums-Mitarbeiter, soll nicht nur die Erinnerung auffrischen. Sie soll auch anregen, darüber nachzudenken, welchen Stellenwert das Einkaufen damals überhaupt hatte.

Wie war das mit der so genannten Bückware? Oder dem Tausch untereinander? Wie war das, wenn man das unerreichbar scheinende Objekt der Begierde plötzlich doch  in den Händen hielt? Und wie war das mit dem Schenken?

Das Glück, im Minimalangebot unverhofft etwas Ungewöhnliches, Wunderbares für die Familie, die Freunde gefunden zu haben.

Heute gilt eher: Einkaufen im Überfluss

Wie einfach ist das Konsumieren hingegen heutzutage. Herbert Grönemeyer bringt’s auf den Punkt: „Ich kauf mir was, kaufen macht so viel Spaß...“ 

Ja, er könnt’ im Angebot ersaufen, sich um Sonderposten raufen. Hand auf’s Herz... Und mal ehrlich: Wem geht das nicht auch schon längst gehörig auf die Nerven? (mz)