Galerie am Ratswall Galerie am Ratswall in Bitterfeld: Verein präsentiert erste große Ausstellung über Bernhard Franke

Bitterfeld - Seinen wunderbaren Schatz will der Franke-Verein, der den Nachlass des Bitterfelder Künstlers Bernhard Franke (1922 - 2004) hütet, ab 7. Juli der Öffentlichkeit zeigen. Erstmals seit Lebzeiten des Künstlers. Denn bislang waren die Arbeiten gut verwahrt, sehen allerdings konnte man sie nicht.
Nachlass Frankes besteht aus mehr als 700 Arbeiten
Das ändert sich nun. Zugegeben: Zu sehen sein wird nur ein kleiner Teil des Werkes. Denn ging man ursprünglich von 240 Arbeiten aus, die der Maler hinterlassen hat, hat die Bestandsaufnahme des Vereins inzwischen offenbart, dass es sich um etwa 700 Arbeiten handelt. „Wir stellen aber fest, dass es noch viel mehr sind“, sagt Reinhard Waag, der den Verein vor gut zwei Jahren mit ins Leben gerufen hat.
So wird am 6. Juli die Ausstellung in der Galerie am Ratswall eröffnet - die erste größere Schau, die Franke nach seinem Tod gewidmet ist, wie Waag erklärt. Während der zehn Wochen, in denen die Arbeiten zu sehen sind, werden mehrere Veranstaltungen in Zusammenarbeit mit Bitterfelder Schulen stattfinden, die den Maler in den Mittelpunkt stellen und ihn nachfolgenden Generationen bekannt machen sollen.
„Wir haben auch schon Gespräche mit dem Chef des Kreismuseums geführt und der Leiterin des Stadtarchivs“, berichtet Waag. Zudem seien zwei Filme ausgewählt, die dokumentieren, unter welchen Bedingungen Kultur damals, als Franke als Künstler auf dem Höhepunkt seines Schaffens war, quasi stattfand.
Ein Verein kümmert sich für die Stadt um die Aufarbeitung des Franke-Nachlasses
Im Jahr 2012 hat seine Ehefrau der Stadt Bitterfeld-Wolfen den Nachlass ihres Mannes geschenkt. Doch was macht man mit einem Geschenk, das einen überfordert - wie in diesem konkreten Falle? So stand lange die Frage im Raum: Was passiert mit all den Arbeiten - Ölbilder, Aquarelle, Zeichnungen, Skizzen und mehr?
14 Kunstinteressierte nahmen die Herausforderung beherzt an, gründeten den Verein und gingen ans Werk. Einige von ihnen übrigens kannten Bernhard Franke noch persönlich - der Wolfener Heinz Zwick zum Beispiel. Er ist Gründungsmitglied des 1952 ins Leben gerufenen Malzirkels der Filmfabrik, den Bernhard Franke leitete und mit dem er ein Stück des „Bitterfelder Weges“ gegangen ist.
Ein großes Stück Arbeit hat der Verein geschafft mit dem wissenschaftlichen Aufarbeiten des Schatzes. Noch immer aber gibt es Arbeiten zu sortieren, digital zu registrieren, um sie schließlich katalogisieren zu können.
„Zusammen mit der B&A Strukturförderungsgesellschaft Zerbst haben wir jetzt Regale gebaut und die Arbeiten, die ja eine ganze Weile auf dem Fußboden standen, jahrgangsmäßig einsortiert“, so Waag. „Was wir jetzt brauchen, ist eine Software, die uns bei den weiteren Schritten unterstützt.“ So weit so gut. Doch an dieser Stelle fehlt mal wieder schlicht und einfach das Geld.
Frankes Liebe zur Bitterfelder Region spiegelt sich in vielen Werken wider
Woher soll es auch kommen? Der Verein, der ursprünglich aus 14 Mitgliedern bestand, hat heute noch sieben. Sie hoffen, dass sich in absehbarer Zeit eine Lösung findet. Im benachbarten Brandenburg, berichtet Waag, gebe es einen ähnlichen Verein, der sich mit der Bewahrung und Aufarbeitung privater Kunst befasst und diese Software nutzt.
„Der Künstlerverband Sachsen-Anhalt“, sagt Waag, „will die Software auch, er ist im Gespräch mit dem Land. Aber es ist noch nichts in Sack und Tüten.“ Diese Software nutzen zu können, darauf hofft auch der Franke-Verein.
Bernhard Franke schuf viele Werke zur Arbeitswelt und damals aktuellen Zeitbezügen sowie Gemälde und Aquarelle von seinen Studienreisen in die Sowjetunion, Bulgarien, Polen, die BRD. Seine Arbeiten finden sich in vielen bedeutsamen Ausstellungen, Museen sowie privaten Sammlungen. Seine Liebe zur Bitterfelder Region spiegelt sich in vielen seiner Werke. (mz)
Bernhard Franke wurde am 14. April 1922 in Bitterfeld geboren, er starb am 30. Januar 2004 in Gyhum in Niedersachsen.
Zunächst lernte er Fotograf, studierte später an der Kunstschule Burg Giebichenstein in Halle - unter anderem bei Carl Crodel.
Franke war Mitbegründer des „Bitterfelder Weges“. Er leitete von 1952 bis 1977 den Zirkel für bildnerisches Volksschaffen im VEB Chemiekombinat Bitterfeld.