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Fuchsjagd Fuchsjagd: Regen und dampfende Pferderücken

Von Karina Blüthgen 03.11.2002, 16:34

Reinharz/MZ. - Unaufhörlich fiel das feine Nass aus dem Grau des Firmaments. Der Wald um Reinharz troff, als sich etwa 20 Reiter und vier Kremser vom Park des Wasserschlosses aus auf den Weg machten. "Der Bezug zum Schloss ist so groß, dass sich der Förderverein Schloss Reinharz bereit erklärt hat, in diesem Jahr den Veranstalter zu machen", sagte Thomas Helm. Die Kurfürstlichen Botenreiter Bad Schmiedeberg betreuten diesmal "nur" die Jagdstrecke.

Es galt, den Fuchsschwanz zu erwischen, der an die Schulter von Katrin Leibing geheftet war. "Ich bin noch nie hier geritten", erzählte die 25-Jährige aus Leipzig, die Mitglied des Fördervereins ist. Das Wetter hatte die Zahl der Jäger um die Hälfte reduziert, der harte Kern nahm dennoch gut gelaunt die 20 Kilometer lange Jagdstrecke mit Hindernissen in Angriff.

Ab und an erschollen Jagdhornklänge über die dampfenden Pferderücken hinweg. Die Bläser aus Wöllnau / Battaune, neun Damen und Herren, begleiteten den Tross und sorgten bei verschiedenen Gelegenheiten für Stimmung. Die Musiker, die seit 32 Jahren gemeinsam jagdliche Töne erklingen lassen, klärten auch die Frage, ob das bekannte "Halali" auf der zweiten oder letzten Silbe betont wird. "Auf der letzten", erklärte der Vereinsvorsitzende Roland Hecht. "Es kommt aus dem Französischen."

Drei Mal hatten die Mitfahrer in den Kremsern Gelegenheit, die Reiter auf der Strecke zu beobachten. Auf dem Rastplatz am Stein gab es für alle einen deftigen Imbiss und heiße Getränke. Katrin Leibing befand die Strecke für abwechslungsreich. "Mal Wald, mal Wiese und auch Sprünge. Es ist sehr schön", sagte sie. Ellen Männel genoss in diesem Jahr die Fahrt mit dem Kremser, sonst sei sie mitgeritten. "Das ist heute genau die richtige Atmosphäre, auch durch den Regen", meinte die Torgauerin.

Mit Kümmerling und Bier wärmte man sich auf den Kremsern auf, Bad Schmiedebergs Bürgermeister Hubertus Baum öffnete den Bläsern die Flaschen. Die Musiker bekamen erst spät mit, dass sie das Stadtoberhaupt an ihrer Seite hatten. "Warum sagt uns das keiner", meinten sie und reichten prompt ein Fläschchen aus eigenem Bestand herum. "Bei so einem Termin ist das Dienstliche vom Privaten nicht zu trennen", verriet Baum. Ehefrau Margit fand die Jagd fast schöner als ihre geliebte Gartenarbeit. "Da hätte ich bei dem Regen sowieso nichts machen können."

Kurz vor Reinharz kam es zur großen Jagd. Die Araberstute Sharon, geritten von Maike Klepel aus Authausen, erwies sich schließlich als die flinkste, ihre Reiterin bekam als Hauptpreis eine Übernachtung in einem Leipziger Nobelhotel. "Ich habe einfach Glück gehabt", strahlte Maike Klepel. Thomas Weickardt, der Master der Jagd, runzelte hingegen angesichts des abendlichen Jagdgerichts die Stirn. "Eigentlich sollte ich zufrieden sein. Keine Unfälle, keine Verstöße gegen die Regeln. Aber dafür werde ich sie alle verurteilen - wegen Geiz."