Ein tierisches Geschenk Freude in einer schweren Zeit: Warum sich Marion Lange zum Geburtstag Möhren statt Blumen wünscht
Bitterfeld/Mühlbeck/MZ - Es ist ruhig geworden um Marion Lange. Lesungen halten, Veranstaltungen vorbereiten, Treffen mit Gleichgesinnten - all das gehört schon seit vielen Monaten nicht mehr zu ihrem Leben. An Corona allein liegt das nicht: Eine Krankheit hat die Mühlbecker Autorin aus der Bahn geworfen.
Dafür stehen jetzt regelmäßige Arztbesuche in ihrem Kalender. Doch bisher haben Medikamente und Therapien noch nicht den gewünschten Erfolg gebracht. Vieles ist anders geworden. Und was sie nie vermutet hätte: Selbst das Schreiben fällt ihr schwer - was ihr vorher so unendlich viel Freude bereitet und sie den Alltagsstress vergessen lassen hat.
Ein Geschenk hat sie sich trotzdem bereitet: Sie übernahm die Patenschaft für den Alpakahengst Chicco
Deshalb ist auch aus ihrem neuen Buch mit Geschichten, die das Leben geschrieben hat, noch nichts geworden. Spätestens am Freitag sollte es auf dem Tisch liegen. Ein Geschenk, das sie nicht nur ihren Leserinnen und Lesern machen wollte, sondern auch sich selbst zu ihrem runden Geburtstag: Marion Lange ist am Freitag 60 geworden.
Ein Geschenk hat sie sich trotzdem bereitet: Sie übernahm die Patenschaft für den Alpakahengst Chicco, der im Bitterfelder Tiergehege lebt. Und unterstützt mit dem jährlichen Geldbetrag außergewöhnliche Ausgaben, die dort anfallen. „Der Alpaka ist mir schon aufgefallen, als er noch ganz klein war“, sagt Marion Lange. Und Chicco schafft es, ein Lächeln auf ihr Gesicht zu zaubern. Deshalb hat sie sich zu der Patenschaft entschlossen. Es ist übrigens nicht die erste: Fünf Jahre lang war sie auch schon Patin der Esel-Dame Nikola, die jetzt aber nicht mehr dort lebt.
„So oft es geht, fahren wir auch jetzt dorthin, um die Tiere zu besuchen und auf dem idyllischen Gelände Entspannung zu finden“
Zu der Anlage in der Grünen Lunge hat die Autorin schon seit vielen Jahren eine sehr innige Beziehung. Organisierte dort auch schon Lesungen während ihrer bekannten Literaturfreundetreffen mit Gleichgesinnten aus mehreren Bundesländern.
„So oft es geht, fahren wir auch jetzt dorthin, um die Tiere zu besuchen und auf dem idyllischen Gelände Entspannung zu finden“, sagt Marion Lange und meint damit auch ihre Tochter Franziska. Auf deren Hilfe ist sie jetzt einmal mehr angewiesen, weil sie sich Autofahren selbst noch nicht wieder zutraut. Aber verlassen konnte sie sich schon immer auf ihre Tochter, die sie auch bei all ihren bisherigen Projekten und Veranstaltungen stets uneingeschränkt unterstützt hat.
Sie wünscht sich statt Blumen Möhren und Äpfel, um sie dem Tiergehege zu spenden
Tiere haben es der Autorin besonders angetan. „Weil sie immer ehrlich sind und es ihnen egal ist, ob man ein blaues oder grünes T-Shirt anhat“, sagt die Autorin.
Dabei hat sie sich ein Zitat des deutschen Philosophen Arthur Schopenhauer zu ihrem Leitspruch gemacht: „Seit ich die Menschen kenne, liebe ich die Tiere.“ Und das kommt nicht von ungefähr. Seit sie krank ist, haben sich mehrere Freunde und Bekannte zurückgezogen. Dabei hätte sie jene gerade in dieser Situation, die durch die Pandemie noch verschärft wurde, besonders gebraucht. Aber viele sind ihr treu geblieben, stehen hinter ihr und geben ihr das Gefühl, nicht allein zu sein. „Dafür danke ich ihnen von ganzem Herzen.“
Eine große Feier zum Ehrentag wird es nicht geben - dafür eine eher kleine Kaffeerunde. Und an ihre Geburtstagsgäste hat sie eine nicht alltägliche Bitte gerichtet: Sie wünscht sich statt Blumen Möhren und Äpfel, um sie dem Tiergehege zu spenden. „Damit die anderen Bewohner dort nicht leer ausgehen.“