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Frech und versessen auf Haselnüsse

Von Antonie Städter 01.04.2008, 15:55

Brehna/MZ. - Ein seltenes Hobby, an dem sich Bernd Gebhardt erfreut. Neun Eichhörnchenpaare gehören ihm - darunter eine in Deutschland sehr seltene Art aus Costa Rica. In großen Volieren leben sie in seinem Garten in Brehna. Und sind genauso quirlig, frech und versessen auf Haselnüsse wie man sich das vorstellt.

Kaum nähert sich die Hand des Hobbyzüchters dem Volierenzaun, hängt sich mindestens eins der Tiere von innen an den Zaun, um ein Leckerli abzupassen. "Für eine Haselnuss lassen die alles liegen", lacht Bernd Gebhardt. Selbst das Weibchen der Art "Sibirisches Eichhörnchen", das gerade hochträchtig ist, schwingt sich an das Gitter, als die Hand eine Haselnuss verspricht. Ansonsten bekommen die Tiere eine spezielle Futtermischung und etwa Sonnenblumenkerne, Kürbiskerne, Mais, Kiefernsaat, Zwieback, Löwenzahn oder Möhren - die Exoten aus Mittelamerika auch viel Obst wie Mangos, Kiwis oder Weintrauben.

Die "pure Freude" sei es, sagt Gebhardt, wenn die Tiere Junge haben und diese sich zu dritt oder viert im Laufrad bewegen: "Einer rennt und die anderen klammern sich fest." Oder die Elterntiere mit ihren Schnäuzchen Baumwolle und Heu heranschaffen, um den Kobel, ihr Nest, einzurichten.

Im Sommer seien sie weitaus bewegungsfreudiger als jetzt. Die Freude an den agilen Tieren, der Spaß, sie zu beobachten - das seien die Gründe gewesen, weswegen er sich vor acht Jahren dazu entschieden hat, wieder Eichhörnchen zu halten. Sein knappes Urteil: "Tolle Tiere." Zu DDR-Zeiten hat der Tierfreund bereits ein Pärchen der unkomplizierten europäischen Art gehabt.

Seit er züchtet, bevölkern auch Eichhörnchen aus Keramik und Plüsch das Haus in Brehna. "Die Familie unterstützt mein Hobby", sagt Gebhardt, der beruflich Filialleiter eines Großhandels für Fleischereibedarf ist. Nur seine Frau Bettina muss manchmal Grenzen setzen, denn: "Wenn es nach mir ginge, könnten es noch ein paar Käfige mehr sein", sagt er. Selbst die siebenjährige Jasmin sitzt mit ihrem Opa immer wieder geduldig vor den Käfigen im Garten, um die Hörnchen zu beobachten.

Vier Eichhörnchenarten besitzt Bernd Gebhardt: Die sibirische Art ähnelt den europäischen Eichhörnchen, wie sie in den hiesigen Breiten in der freien Natur vorkommen - im Winter allerdings haben die Sibirer silbergraues statt rotbraunes Fell. Rare Schönheiten in einer von seinen Volieren: zwei europäische Eichhörnchen, die dank einer Farbmutation cremefarbig sind.

Zu der Zucht des 48-Jährigen gehören auch einige größere, mehrfarbige Tiere - Eichhörnchen aus Costa Rica, in zwei Unterarten. Die Unterart Atrirufus, von der er zwei Paare besitzt, sei in Deutschland sehr selten, seit deren Einfuhr verboten wurde. "Da gibt es Wartelisten bei den Züchtern". Denn die Zucht sei kompliziert, Nachkommen daher selten.

Seitdem die Bemalung an seinem Haus von der Hörnchenzucht zeugt, bitten auch fremde Menschen immer wieder darum, sich die Tiere ansehen zu dürfen. Das ist eben etwas Besonderes, so eine Eichhörnchenzucht.

Was Bernd Gebhardt indes gar nicht mag: Wenn die Tiere als Spielzeug herhalten sollen. Entsprechende Anfragen gebe es mitunter auch. "Das ist in manchen Gegenden so etwas wie eine Modeerscheinung, die Eichhörnchen handzahm zu machen." Der Brehnaer ist strikt dagegen. Schließlich sind es Wildtiere.