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Frau der Woche Frau der Woche: «Ich wollte immer Pädagogin sein»

Von Corinna Nitz 28.06.2002, 13:20

Wittenberg/MZ. - Einen Termin mit Mechthild Andersch zu machen, ist nicht einfach. Zwar ist sie telefonisch ganz gut erreichbar, aber zur Frau der Woche möchte sie sich erst einmal nicht küren lassen. "Mir fallen auf Anhieb ganz viele Frauen ein, die das verdient haben", wendet sie ein und erklärt, lieber in der dritten als in der ersten Reihe zu stehen.

Die dritte Reihe, die sieht Mechthild Andersch vielleicht in der kleinen Baracke, die zur Wittenberger Kreismusikschule in der Wallstraße gehört. Dort bildet die zierliche Frau junge Stimmen aus: Solche, die ganz groß werden, andere, die manchmal klein bleiben. Gute Stimmen haben die meisten, die zu ihr kommen. Manche heimsen damit Preise ein bei Wettbewerben wie "Jugend musiziert". Später studieren sie klassischen Gesang wie ihre Lehrerin, und sie tun dies bei Professoren, von denen schon Frau Andersch geschult wurde. Dann schließt sich bisweilen der Kreis. Über ihre Arbeit und diejenigen, mit denen sie diese Zeit verbringt, sagt Mechthild Andersch: "Ich wollte immer Pädagogin werden. Und meine Schüler geben mir viel." Häufig sei das Dank, oft Vertrauen, "wenn man sich gegenseitig und damit das Ich des anderen kennen lernt". Je nachdem, wie intensiv das Projekt ist, an dem gearbeitet wird, verschiebt sich die Dichte in den Beziehungen. Zurzeit sei es meistens sehr eng, weil ein neues Kindermusical geprobt wird, das im Dezember Premiere haben soll.

Wenn Mechthild Andersch von diesem Stück, das "Der kleine Tag" heißt, erzählt, möchte man den Stift ablegen und die Märchenstunde genießen. Was erlebt er nicht alles, dieser kleine 23. April, der aus dem Lichtreich zur Erde kommt und nichts unversucht lässt, um ein besonderer Tag zu werden.

Mechthild Andersch verleiht das Prädikat "besonders" immer dann einem Tag, wenn sie mal wieder Beruf und Familie gleichberechtigt unter einen Hut gebracht hat. Wirklich schön wird es, wenn die Zeit mit den drei Söhnen und dem Ehemann einmal keine zeitliche Begrenzung hat, was wohl selten genug vorkommt. "Gerade in Projektphasen ist man so viel unterwegs." Und mindestens zu früheren Zeiten sah man häufig auch den Ehemann in seiner Freizeit im Dienste der Musikschule, wie er Instrumente beförderte und an der Technik schraubte. Für ihn, Bernhard Andersch, ist übrigens eins sonnenklar: "Für mich ist Mechthild nicht Frau der Woche. Sie ist die Frau meines Lebens."