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Forschung Forschung: Der eigenen Familie auf der Spur

Von Christian Schafmeister 28.07.2002, 13:50

Külso/MZ. - Vorgewarnt wurde Rosemarie Kurz bereits Anfang des Jahres von ihrem Bruder: "Du bekommst demnächst Post aus Globig!" Und kurz darauf flatterte bei der Dame aus Leutenbach in der Nähe von Stuttgart wirklich etwasin den Briefkasten, die Einladung zu einem Familientreffen. Sie kam von Ingo Zappe, der sich seit Anfang der 90-er Jahre mit dem Werdegang seiner Familie beschäftigt, die ursprünglich aus Pommern und Westpreußen stammt.

Erstmals gesehen haben sich Zappe und Rosemarie Kurz dann vergangenes Wochenende beim Treffen an der Külsoer Mühle. "Ich habe natürlich sofort zugesagt", berichtet die Dame aus Baden-Württemberg. Und freut sich über diese Begegnung. "In der schnelllebigen Zeit ist so ein Aufwand hoch anzurechnen", lobt sie den Organisatoren, der ihr auch Bilder von ihren Ur-Großeltern zeigen konnte. "Die habe ich vorher noch nie gesehen", strahlt Rosemarie Kunze.

Rund 70 Mitglieder der alten Familie Kohlmeyer waren der Einladung Zappes gefolgt. "Schon 1994 habe ich ein solches Treffen organisiert, damals bei Beckum in Nordrhein-Westfalen", sagt der Familienforscher, der heute jedoch schon um einiges weiter ist. Hatte er im Jahr 1994 erst 126 lebende Mitglieder der Familie ausfindig gemacht, so sind es mittlerweile 251. Und Ende des Jahres, kündigt der 35-jährige Mann aus Globig an, wird deshalb die zweite Chronik der Familie veröffentlicht.

Ausgangspunkt für seine so akribische Arbeit waren der Tod seiner Mutter und deren Geschwister Anfang der 90-er Jahre. "Zu der Zeit habe ich meine Felle wegschwimmen sehen, schließlich sind die Erzählungen von lebenden Familienmitgliedern die wichtigste Quelle", betont er. Anhand von Geburtsurkunden, Heiratsscheinen, Taufblättern und anderen Dokumenten verfolgte er die Geschichte der Kuhlmeyers zurück, die zu Beginn der 20-er Jahre nach Delitzsch gekommen waren. "Das belegt eine Aufenthaltsbescheinigung Alfred Kuhlmeyers, die auf den 7. Januar 1922 datiert ist", erläutert Zappe. Und am Ende des Zweiten Weltkriegs verschlug es einige Angehörige dann nach Nordrhein-Westfalen.

Zappes Ur-Ur-Großvater, 1842 geboren, war aber zunächst das einzig überlebende von fünf Kindern. "Die anderen sind beispielsweise an Pocken gestorben", erzählt der Globiger. Und von seinem Ur-Großvater, der 1876 das Licht der Welt erblickt hat, glaubte Zappe lange, er wäre ein Einzelkind gewesen, bis er acht Geschwister nachweisen konnte, von denen er schon drei schon ausfindig gemacht hat. "Die anderen sind meine nächsten Ziele", blickt er schon voraus.

Motivations-Probleme für die weitere Arbeit jedenfalls kennt der 35-Jährige, der viele Spuren auch im Familien-Archiv der Mormonen in Leipzig gefunden hat, nicht. "Das ist eine Aufgabe für''s gesamte Leben", bekräftigt er, "wer damit einfach aufhört, der ist selber Schuld, schließlich leben wir alle doch immer bloß so lange, wie wir noch Nachkommen haben", beschreibt er seine Maxime. Und so freut es Zappe, dass sich bereits eine der Töchter für die Arbeit interessiert. "Zumal im Wohnzimmer-Schrank noch eine Menge Arbeit liegt."