Flugzeug-Modellbauer-Treffen bei Bitterlfeld Flugzeug-Modellbauer-Treffen bei Bitterlfeld: Fuchsjagd am Himmel

Bitterfeld - Wilde Kämpfe toben vor den Toren von Bitterfeld. Zwei Flugzeuge liefern sich irre Verfolgungsjagden, attackieren einander, fliegen halsbrecherische Stunts, um einen Vorteil zu gewinnen. Plötzlich ein lauter Knall. Die Flieger sind zusammengekracht, einer stürzt auf den Boden. Schnell sind die Helfer an der Absturzstelle, nur wenige Handgriffe später steigt der Flieger wieder auf. Die Jagd geht weiter. Die Jagd nach dem Fuchsschwanz des Gegners.
Das himmlische Spektakel ist eine der drei Disziplinen, in denen Modellflieger-Piloten auf der Bitterfelder Fesselflug-Sportanlage um Punkte kämpfen. Aus 20 Ländern sind sie am Wochenende zum 23. Internationalen IKR-World-Cup im Fesselflug angereist. Die Piloten kommen aus Dänemark, der Ukraine und dem Baltikum ebenso wie aus den USA oder Schweden. Und die Disziplinen lauten Fuchsjagd, Kunstflug und Speedfliegen. Gemeinsam ist ihnen, dass die Flieger mit Seilen gesteuert werden.
Fuchsjagd bedeutet Action. Die Modelle ähneln sich extrem. Ziel ist es, den 2,50 Meter langen Schwanz am gegnerischen Flieger in möglichst vielen Stücken abzutrennen. „Das ist ein Luftkampf in vier Minuten. Da geht es hart zur Sache“, weiß Timo Fiebig, Chef des gastgebenden Bitterfelder Modellsport-Fesselflugvereins. „Klar krachen die Modelle oft zusammen. Das ist eben nichts für Weicheier.“ Doch beobachtet man die am Boden stehenden Piloten, ist keine Aggression zu entdecken. Mit geschmeidigen Bewegungen steuern sie die Flugmanöver, umtanzen sich dabei fast wie im Ballett. Nur mit Ruhe, Präzision und Geschick kann man bei den Fights punkten.
Kunstflieger zeigen himmlische Figuren
Diese Eigenschaften sind auch auf dem Nachbarplatz gefragt. Dort zeigen die Kunstflieger ihre himmlischen Figuren: Loopings, stehender Halbkreis, viereckige Acht. Gunter Wagner muss als Erster ran. Der 64-jährige Sachse kommt aus Gersdorf (bei Chemnitz) und tritt seit rund 35 Jahren in Bitterfeld an. „Ich bin das Urgestein des Fesselflugs“, sagt er schmunzelnd. Als 13-Jähriger hat er die ersten Modelle gebaut. „Niemand hat mir gesagt, wie das geht. Da ist viel kaputtgegangen.“ Und warum ausgerechnet Kunstflug? „Weil mir schöne Modelle gefallen.“
Und tatsächlich wetteifern die Flugkörper mit tollen Mustern und Farbkombinationen um Aufmerksamkeit. „In den USA, wo Fesselflug und Kunstflug sehr populär sind, wird bei Wettbewerben sogar die Schönheit bewertet“, weiß Wagner. Er ist selbst in Übersee mitgeflogen. Und hat dort sogar einen Freund, der ihm Modell designt.
Tempo bis zu 300 Kilometer pro Stunde
Mit seinem ersten Wertungsstart an diesem Samstag ist Wagner nicht zufrieden. „Der Wind hat sich plötzlich geändert.“ Aber er hat noch zwei Chancen in den nächsten Wertungsrunden. Unterdessen schaut er dem Nachwuchs zu.
Martin Hildebrand, Kai Rogall und Julius Salm - zwischen zwölf und 14 Jahre alt - trainieren zweimal pro Woche in Sebnitz. Dort liegt der einzige weitere Fesselflugplatz in ganz Deutschland. „Es ist toll, wenn das selbst gebaute Modell dann auch fliegt“, beschreibt Hildebrand die Faszination für diesen Sport. Wochenlang müsse man üben, um eine Figur zu beherrschen, weiß Rogall. Das Trio tritt auch in den Speed-Wettkämpfen an. Doch Kunstflug sei einfach spannender. „Beim Speed spielen Material und Konstruktion die wichtigere Rolle“, erklärt Salm. Das sieht man schon auf den ersten Blick: Die Modelle sind extrem reduziert, haben gar nur eine Tragfläche, um den Luftwiderstand zu verringern. Denn hier zählt Tempo - bis zu 300 Kilometer pro Stunde.
Remo Fiebig dagegen ist die Ruhe selbst. Und freut sich schon auf den Juni. Dann starten die RC-Hubschrauber beim Heli-FunFly. (mz)
