Flug zum Nordkap Flug zum Nordkap: Botschafter in Falken auf Tour um Ostsee
Renneritz/MZ. - "Zehn nach zwölf geht es los." Irgendwie ist Sandor Kulman anzumerken, dass der Feierlichkeiten und Formalitäten nun genug sind. Er und auch sein Partner Hagen Heine wollen endlich los und mit ihren beiden Motorseglern die Tour zum Nordkap in Norwegen angehen. Die beiden Maschinen heben vom Flugplatz Renneritz ab. Eine letzte Ehrenrunde über dem Pulk der Wartenden - dann entschwinden die Flugzeuge vom Typ SF-25 C-Falke 2000 in der Ferne.
Eine von ihnen - Kulmans Maschine - musste zuvor noch ein feierliches Zeremoniell über sich ergehen lassen. Mit ein paar Spritzern Sekt hatte Landrat Uwe Schulze (CDU) sie auf den Namen "Landkreis Bitterfeld" getauft. Das war mehr als eine Sponsorengeste. Kulman und Heine - seine Maschine ziert die Aufschrift "Stadt Dessau" - wollen mit ihrem Flug nicht nur ein sportliches Bravourstück abliefern. Sie wollen zugleich die mitteldeutsche Region in den Ostsee-Anrainerstaaten bekannt machen. "Wir wollen nicht unser Ego befriedigen", umschreibt es Heine, "wir wollen Menschen und Regionen zusammen bringen."
Besonders zu den ehemaligen Sowjetrepubliken des Baltikums sollen Kontakte geknüpft werden. In Riga, Vilnius und Kaunas werden die Flugsportler aus Deutschland bereits erwartet. Auch deshalb wünschte Schulze beiden einen guten Flug und viel Erfolg bei ihrer Mission. Und erntete für den Satz, Bitterfeld und Dessau mögen sich als fliegende Schwestern gut vertragen, wobei Bitterfeld ruhig immer die Nase vorn haben darf, heitere Zustimmung aller Schaulustigen auf dem Flugplatz.
Auf ihrem Weg zum Nordkap werden die beiden Motorsegler eine Flugstrecke von mehr als 6300 Kilometern zurücklegen. Geplant sind für Hin- und Rückweg rund 30 Etappen. Die längste wird 410 Kilometer ausmachen, was einen etwa vier Stunden Non-Stop-Flug bedeutet. Co-Pilot bei Kulman, Mitglied des Segelflugvereins Wolfen, ist Vereinskamerad Mario Steinborn. Im Cockpit von Heine, Mitglied des Fliegerklubs "Hugo Junkers" Dessau, sitzt dessen Ehefrau Ines. Bis auf Steinborn haben alle drei bereits Erfahrungen im Langstreckenflug mit dem Motorsegler.
"Natürlich bin ich aufgeregt, so was macht man ja nicht alle Tage", gesteht Steinborn. Mehr als ein paar Platzrunden mit dem Motorsegler habe er noch nicht hinter sich, meint er. Aber neben Kulmans Flugerfahrung vertraut er auf die sorgsame Planung des ganzen Unternehmens und die Sicherheitsvorkehrungen. Neben den Augen - Motorsegler orientieren sich meist am Gelände - können die Piloten beispielsweise auch Satelliten-Navigation nutzen. Einen Fallschirm allerdings gibt es nicht, wie überhaupt im knappen Stauraum der Motorsegler nur das Nötigste für die Drei-Wochen-Tour Platz hat. "Wir können ja segeln und praktisch fast überall landen", erklärt Steinborn. Schwimmwesten sind allerdings an Bord - auch die Ostsee hat weder Balken noch Pisten.
Am 13. Juli wollen Kulman und Heine wieder in Renneritz landen. Dann werden sie neun Länder übergeflogen haben und an Orten gelandet sein, die viel mit der europäischen Geschichte des Fliegens zu tun haben. Und dann werden sie auch - geplant in Helsinki - den Wolfener Weltenbummler Thomas Meixner getroffen haben, der vor Wochen mit seinem Rad ebenfalls zum Nordkap aufbrach. "Wir müssen uns einfach treffen", erklärt Heine. Denn was anfangs als reines Meeting unter Gleichgesinnten geplant war, ist für Meixner mittlerweile zum Muss geworden. Er braucht nämlich unbedingt einen neuen Pass für die russischen Behörden.
Interessenten können den Flug der beiden Motorsegler zum Nordkap im Internet verfolgen www.nordkapflug2002.de