Feuerwehr Retzau Feuerwehr Retzau: Mit 46 Jahren Orden für das Lebenswerk

retzau/MZ - Das 100-jährige Bestehen der Freiwilligen Feuerwehr Retzau sollte ein Höhepunkt in der Geschichte der Ortsfeuerwehr werden. Es wurde auch einer - doch anders als gedacht. Denn an jenem Juniwochenende, an dem das Jubiläumsfest steigen sollte, kam die Flut. Mit einem Fingerdruck auf den Alarmknopf wurde alles abgesagt.
Wieder einmal standen die Kameraden der Retzauer Wehr in der ersten Reihe bei der Deichverteidigung. In all den Turbulenzen ging auch die Auszeichnung des Brandmeisters Thomas Moll fast unter. Dabei hat Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) dem 46-Jährigen für dessen Lebensleistung das silberne Brandschutz- und Katastrophenschutz-Ehrenzeichen am Bande verliehen. „Das ist die dritthöchste Auszeichnung des Landes für Kameraden der freiwilligen Feuerwehr“, erklärt Ortsbürgermeister Friedhard Kolch nicht ohne Stolz. Luft nach oben ist bei Molls Lebenswerk also auch noch in Sachen Auszeichnung.
Doch der geehrte Brandmeister winkt nur bescheiden ab. „Die Auszeichnung habe ich nur meiner starken Truppe zu verdanken, auf die ich mich hundertprozentig verlassen kann.“ Er sei nur ein kleines Rädchen im Getriebe. Doch dieses Rädchen trat schon mit elf Jahren der Freiwilligen Feuerwehr Retzau bei - wurde Mitglied der damaligen Arbeitsgemeinschaft Junge Brandschutzhelfer. Heute ist der gelernte Instandhaltungsmechaniker Leiter der Wehr, die mit 30 Aktiven, 19 Ehrenmitgliedern und 15 Kindern und Jugendlichen mehr als zwölf Prozent der Einwohner stellt. Sie bildet den Mittelpunkt der Dorfgemeinschaft und gestaltet viele Höhepunkte im dörflichen Leben mit.
Unter Molls Leitung wurde eine alte Gemüsehalle in rund 1 100 Arbeitsstunden zum Feuerwehrdepot umgebaut. „Weil das so gut gelang“, sagt der Ortsbürgermeister, „wurde ein Jahr später noch ein Schulungsraum der alten Schule umgebaut, der nun vom ganzen Dorf genutzt wird.“
Dass Thomas Moll mit seinem Heimatort stark verwurzelt ist, zeigt laut Heimatvereinsvorsitzendem Manfred Dreßler auch eine andere Geschichte: Moll und seine Mitstreiter fanden in Archiven der Anhaltischen Gemäldegalerie Dessau - Schloss Georgium verschollen geglaubte Pläne und Aufzeichnungen zur Domäne in Retzau. „Uns liegen jetzt exakte Pläne von den Gebäuden aus dem Jahr 1848 sowie der Pachtvertrag zwischen Fürst Leopold und dem Amtmann Elfeld vom 1925 vor“, erklärt Dreßler.
Und genau dieser Vielschichtigkeit seines Wirkens hat der 46-jährige Moll seine Auszeichnung zu verdanken, die nicht allein auf eine regelmäßige Dienstausübung und die Teilnahme an Aus- und Fortbildungsmaßnahmen zurückzuführen sei, heißt es unter anderem in der Begründung zur Ehrung.
