Feuerwehr Marl Feuerwehr Marl: «Wir sind sofort losgefahren»
Bitterfeld/MZ. - Wenn Hitze und Schmutz zu arg werden, dann bringt der Tankwagen Erlösung: Geringer Druck und der Körper atmet auf unterm kalten Wasserstrahl. "Kein Problem, wir improvisieren", lächelt Ullrich Große-Homann, Leiter beim Einsatz der Marler Freiwilligen Feuerwehr in Bitterfeld. Seit 17. August sind 32 Kameraden hier. Zwischen Absicht und Abfahrt lagen genau fünf Stunden. "Wir sind sofort losgefahren."
Der kleine Container steht auf dem Babcock-Gelände am Stadtausgang. Hier, auf schmalstem Raum, werden die Einsätze mit der Bitterfelder Wehr abgestimmt. "Wir machen alles gemeinsam", sagt der Marler Chef. "Und dementsprechend werden auch Fahrzeuge und Geräte eingeteilt." Auf den Tageszetteln ist genau verfolgbar, welcher Kamerad sich gerade wo befindet. Bereitschaftsdienste Tag und Nacht sind selbstverständlich in dieser Zeit, in der so viele freiwillige Hände benötigt werden.
Auch Kameraden der Marler Berufswehr sind dabei. Michael Dolega zum Beispiel, Fachmann auf der Drehleiter, kümmert sich um logistische Dinge. "Ansonsten machen wir hier alles", sagt er. Sandsäcke füllen, Deiche verstärken, Brände löschen, Abpumpen, verdorbene Lebensmittel bergen, Kadaver. Bei Erwähnung letzterer wird Kai Feyerabend noch heute übel. "Ich saß gerade auf dem Fahrzeug, als wir hörten, da hätte jemand 20 Schafe gehabt." Mit Radlader, Wathosen, Mundschutz und Handschuhen ging es in den Bereich Hahnstückenweg. Wasser bis zur Brust. "Ich hab noch nie was Schlimmeres gerochen", sagt der junge Mann.
Wer so schuftet, hat auch Hunger. Damit dieser nicht übergroß wird, ist Hauptbrandmeister Rainer Rasing zum "Smutje" geworden. Vor dem Container das Küchenzelt. "Zusammen mit den Bitterfeldern ist die Küche jetzt so gut wie ein Eigenläufer", sagt Rasing. Und von wegen Büchsensuppe, "hier wird richtig gekocht", bestätigt Elisabeth Hubeny von der Bitterfelder Wehr. "Wir sind auf dem Weg zum Vier-Sterne-Hotel", scherzt Rasing.
Für zwei Tage hatten die Marler Verpflegung mitgebracht und nur für ihre Leute. "Jetzt verpflegen wir zwischen 100 und 150 Personen", sagt der "Smutje". Zum Beispiel die Gladbecker Feuerwehrleute. Die schlafen eine Etage höher im Babcock-Gebäude, sind mit elf Kameraden angerückt, wie Paul Heisterkamp erzählt. "Und abends gibt es für die, die keine Bereitschaft haben, auch mal Gerstenkaltschale" scherzt Rasing.
Doch kann er auch wütend werden. "Mit der Einsatzleitstelle war abgesprochen, dass unsere Leute gegen Hepatitis A geimpft werden." Dann plötzlich die Order im Wolfener Krankenhaus: Nicht nötig. "Ich rief unseren Stadtbrandmeister in Marl an", erzählt Große-Homann. "Der schickte per Eilsendung 80 Ampullen. Gleich für die Bitterfelder mit."