Feuerwehr hilft beim Gießen Feuerwehr hilft beim Gießen: Bürgermeister von Raguhn-Jeßnitz spricht von Notsituation

Raguhn-Jeßnitz - Die Trockenheit führt zu außergewöhnlichen Maßnahmen: In Raguhn-Jeßnitz soll die Feuerwehr jetzt dabei helfen, Bäume und Pflanzen zu bewässern. Bürgermeister Bernd Marbach (parteilos) sprach am Mittwochabend im Raguhn-Jeßnitzer Stadtrat von einer Notsituation und bat die Ortswehrleiterin von Jeßnitz offiziell um Unterstützung. „Uns fehlt die technische Ausrüstung beim Bauhof“, erklärte der Stadtchef zuvor.
Die Bitte aus dem Rathaus stieß bei der Wehr auf wenig Jubel. Ortswehrleiterin Franziska Panitz fürchtete einen Dauerauftrag auf die Kameraden zukommen: „Wir sind kein Gießdienst“, stellte sie in der Begegnungsstätte Raguhn klar. Offenbar ist die Wehr bereit, beim Wässern zu helfen, aber der Auftrag dürfe nicht zu intensiv ausfallen.
„Die Natur lässt uns im Stich“, so Bürgermeister Marbach im Stadtrat
Aus Sicht von Bürgermeister Marbach ist es dringend nötig, neu angepflanzte Bäume im Stadtgebiet zu gießen. Daher wolle er auch beim Bauhof Fahrzeuge mit Wassertanks nachrüsten. Man müsse sich auf die Trockenheit einstellen. „Die Natur lässt uns im Stich“, so Marbach im Stadtrat. Ein Bauhof-Fahrzeug ist bereits in Raguhn mit einer Wasserblase auf der Ladefläche unterwegs, um Pflanzen zu wässern.
Aber auch dort steht die Feuerwehr zur Unterstützung bereit: „Sollte es der Bauhof allein nicht mehr schaffen, können wir helfen“, erklärte Ortswehrleiter Henry Rousseau der MZ.
Die Friedhöfe sollen bei den Gießaktionen in Raguhn-Jeßnitz vorerst außen vor bleiben, sagte Marbach auf Nachfrage. Dort stünden große schattenspendende Bäume, die Probleme seien weniger gravierend. Doch auch dort schlägt die Trockenheit zu, wie jetzt Altjeßnitz’ Ortsbürgermeisterin Gudrun Dietsch erfahren musste.
Pro Baum sind rund 100 Liter Wasser nötig
Auf dem Altjeßnitzer Friedhof ist eine Hecke vertrocknet, die sie vor Jahren selbst angepflanzt hatte. „Da hat sich keiner drum gekümmert. Das hat mich erschüttert und macht mich traurig“, erklärte sie in der Stadtratssitzung.
Überall in der Region müssen die Menschen die Pflanzen gießen, um sie vor dem Vertrocknen zu schützen. In Bitterfeld-Wolfen hat der Eigenbetrieb Stadthof vier Fahrzeuge mit Wassertanks bestückt. Das berichtet der Leiter Andreas Patzak. „Die Wetterlage ist ja extrem, wenn das so weitergeht, hätten die Bäume im September keine Blätter mehr am Baum.“
Mitarbeiter seien nun von morgens bis zum Feierabend mit Gießen beschäftigt. Bäume an Straßen, auf Märkten auf Friedhöfen würden Wasser bekommen. Pro Baum seien rund 100 Liter nötig. Das Wasser nehmen die Mitarbeiter von einem Brunnen auf dem Bauhof-Gelände in Wolfen. Damit befüllen sie die Tanks auf den Pritschen der Fahrzeuge, die zwischen 1.000 und 3.000 Litern fassen.
Wetterbericht sagt auch für die nächsten Tage viel Sonne und Temperaturen über 30 Grad voraus
Seit mindestens drei Wochen sei der Stadthof schon am intensiven Wässern des kommunalen Grüns. Ein Ende dieser Aufgabe ist noch nicht in Sicht. Denn der Wetterbericht sagt auch für die nächsten Tage viel Sonne und Temperaturen über 30 Grad voraus.
Die Trockenheit wird damit immer mehr zur Belastungsprobe für Mensch und Natur. Immerhin scheint das Trinkwasser in der Region weiterhin zu sprudeln. Bislang gibt es im Landkreis keine verordneten Einschränkungen beim Gießen. Anderswo, wie in der Altmark, ist es bereits verboten, Wasser aus oberirdischen Gewässern zu entnehmen. (mz)