Fest im Rathaus-Hof Fest im Rathaus-Hof Wolfen: Wo bleiben Vereine und Besucher?

Wolfen - Das Vereins- und Familienfest in Wolfen feierte am Wochenende silbernes Jubiläum. Neue Rekorde konnte die 25. Auflage der Party allerdings nicht liefern. Die Fete hat offenbar reichlich Luft nach oben.
Für Josephine Matala vom Wolfener Ortsverein des Deutschen Roten Kreuzes ist das kein Wunder. „Vier Standorte in nicht mal zehn Jahren sind vielleicht doch zu viele“, sagt die junge Frau. Sie will den Rathausinnenhof als Partymeile nicht verteufeln. „Der hat Vorteile. Wenn es hier regnet, steht niemand im Schlamm.“ Allerdings müsse er erst einmal angenommen werden.
Das Vereins- und Familienfest findet seit 1992 an jedem ersten Juni-Wochenende in Wolfen statt. Jahrelang war es auf der Leipziger Straße zu Hause. 2010 und 2011 wurde vor dem gerade erst zum Rathaus umfunktionierten ehemaligen Agfa/Orwo-Verwaltungsgebäude gefeiert. 2012 erfolgte der Umzug in die Fuhneaue.
Nach langer Debatte entschied der Wolfener Ortschaftsrat schließlich mehrheitlich, 2016 wieder umzuziehen - und löste damit viel Kritik aus. Premiere feierte jetzt der Rathausinnenhof. Das Oldtimertreffen der Oldtimergemeinschaft Wolfen fand in Greppin statt. Zumindest eine Durchfahrtskontrolle gab es in Wolfen. (mz/ur)
Standort spaltet die Stadt
Das scheint eine große Hürde zu sein. Der Standort für das Vereins- und Familienfest spaltet die Stadt. Monatelang wurde im Ortschaftsrat debattiert. Die Entscheidung für das Rathaus als Nachfolger der Fuhneaue fiel knapp aus (die MZ berichtete). Die Folge: Vereine und offensichtlich auch Besucher zeigten dem Fest die kalte Schulter.
„Früh war hier gar nichts los“, erzählt Ute Herberg. Die Reudenerin engagiert sich seit Jahren in der Gruppe Hydrocephalus und hatte mit Vertretern anderer Selbsthilfegruppen Quartier auf dem Rathaushof bezogen. „Positiv ist, dass sich Leute bei uns informiert haben“, versucht sie ein positives Fazit des Festes.
Weniger als zwölf Vereine vertreten
Das geringe Besucherinteresse ist auch Andreas Faust nicht entgangen. „Ist auf der Bühne kein Programm, passiert hier gar nichts“, erklärt der Vorsitzende des DRK-Ortsvereins. Die Feststellung machen auch andere Akteure, die allerdings nicht offiziell darüber reden wollen. Sie vertreten kommunale Einrichtungen und sorgen zumindest für etwas Leben in der Meile, die für Vereinspräsentationen vorgesehen war. Es war kaum davon auszugehen, dass sich alle der mehr als 80 Wolfener Vereine beim Fest präsentieren. Mehr als ein gutes Dutzend hätten der Party aber doch gutgetan.
Verkehrsanbindung nicht optimal
Nicht nur das stößt Ingeborg Themann bitter auf. Die Frau aus Wolfen-Nord hat eine Hürde für weniger mobile Fuhnestädter ausgemacht. „Wer zum Fest mit dem Bus möchte, muss sehr weit laufen.“ Anders als in der Woche hält ein aus dem Neubaugebiet kommender Bus nicht am Kulturhaus. „Die nächstgelegee Haltestelle zum Rathaus ist am Wochenende das Kino. Das bedeutet einen weiten Fußmarsch.“
Technisch sind alle Möglichkeiten da
Die Laune lässt sich Themann aber nicht vermiesen. Sie plaudert mit Vertretern von Selbsthilfegruppen und hat ein Auge auf das Bühnenprogramm. Dort serviert Frank Peters Schlager. Das Wolfener Ballett-Ensemble entführt zu den Flintstones und hat die Piraten der Karibik an Bord. Die Stimmung steigt. „Wir stellen den Platz zur Verfügung. Technisch sind alle Möglichkeiten da.“
Auch Wohnungsgesellschafts-Geschäftsführer Jürgen Voigt ist vor Ort. Er kann dem Hof viel abgewinnen. Ob ein über den ganzen Tag gestrecktes Programm gut wäre, will er nicht abschließend bewerten. Nur soviel: „Wir machen hier Veranstaltungen ab 20 Uhr. Da sind schon mal 2.500 Besucher da. Die feiern auch.“
Zu wenig Werbung?
Freitag hatten „Plattensprung“ und die „Toten Ärzte“ vor allem für Jugendliche gespielt. Samstagnacht wollten „Nightfever“ und „Irrwirsch“ mit dem Feuertheater für Laune sorgen, was nicht immer gelang. Sonntag schenkte Rolf Hülßner in Vertretung der Oberbürgermeisterin gemeinsam mit Ortsbürgermeister André Krillwitz Freibier aus. Und auch Bianca Graf stand auf der Bühne ihrer Stadt. Alles war wie so oft. Nur der Ort war neu. „Vielleicht braucht es auch mehr Werbung“, gibt Josephine Matala den Veranstaltern mit auf den Weg. „Die Plakate sind nichts für Autofahrer. Du erkennst im Vorbeifahren nichts“, schiebt Andreas Faust hinterher. (mz)