Fahrradladen in Wolfen Fahrradladen in Wolfen: Die Räder rollen seit 30 Jahren

wolfen/MZ - Wenn Harald Brüchle zurückblickt, fallen ihm viele Geschichten ein. Die meisten drehen sich um das Fahrrad. Immerhin kann der gelernte Mechaniker auf 30 Jahre der Selbstständigkeit in Wolfen-Nord zurückblicken. Seit 1984 verkauft er Fahrräder und repariert alles, was an einem Drahtesel kaputt gehen kann. Damit ist Brüchle einer der wenigen, der von Anfang an die Verkaufslandschaft von Wolfen-Nord mitbestimmt hat. Dazu hat selbst die Stadtverwaltung gratuliert.
„Ich erinnere mich noch genau, wie alles angefangen hat“, erzählt Harald Brüchle, der vor seiner Selbstständigkeit in der Mechanischen Werkstatt der Filmfabrik gearbeitet hat. „Ein Freund hat mich damals zu diesem Schritt animiert.“ Zu DDR-Zeiten sei das jedoch alles nicht so einfach gewesen. Das habe schon mit den Räumlichkeiten begonnen. Denn das Wichtigste für den Schritt zum eigenen Geschäft sei ein Gewerberaum gewesen. Diesen zu finden, gelang schließlich durch die Mithilfe der örtlichen Wohnungsgenossenschaft. Ein Eckverbinder, also ein Raum zwischen zwei Wohnblöcken, an der Jeßnitzer Wende, wurde sein erster kleiner Firmensitz.
Schwieriger Beginn, schwierige Wende
Als nach der Wende das Geschäft explodierte, entschloss sich Brüchle für einen Neubau, der 1992 eingeweiht wurde. Auch dabei habe es Schwierigkeiten gegeben. „Ich hatte die Genehmigung von Wolfen, das Gelände lag aber auf der Gemarkung Bobbau. Das war kompliziert, aber wir konnten im Endeffekt die Probleme zur Zufriedenheit aller Beteiligten lösen.“
Zufrieden waren über die vielen Jahre auch die Kunden von Harald Brüchle, die nicht nur aus Wolfen kamen. Aus den Nachbarorten, aber auch von weiter her seien die Fahrradfreaks gekommen, um sich einen neuen fahrbaren Untersatz zu kaufen. Natürlich habe sich der Umsatzboom der Nachwendezeit nicht bis in die Gegenwart fortgesetzt. Bestimmte früher der Verkauf den Umsatz, würden heute Reparaturen einen großen Teil der Arbeit einnehmen. Einer von jenen, die zum Umsatz beitrugen, war Stefan Hermann, Wolfens oberster Bauchef. „Wir haben vor 15 Jahren gleich vier Fahrräder für die Familie gekauft“, erinnert sich Hermann. Und die würden heute noch ihren Dienst tun, freut er sich.
Neuer Mitarbeiter ist "ein Glücksfall"
Doch Harald Brüchle ist nicht nur Geschäftsmann, sondern auch Arbeitgeber. Für den 22-jährigen Marcel Zoblofsky aus Wolfen-Nord beginnt im März ein neuer beruflicher Abschnitt. Der junge Mann, der seine Lehre in Raguhn bei der Firma Libehna aufgrund der Insolvenz abbrechen musste, hat nach kurzzeitiger Hartz-IV-Zeit bei Brüchle eine Festanstellung bekommen. „Ich habe mich schon immer für diese Tätigkeit interessiert“, sagt Zoblofsky.
Für Brüchle ist er ein Glücksfall. „Ich habe in den Jahren schon mit mehreren jungen Leute zu tun gehabt, die scheinbar Interesse an einer Ausbildung hatten, dann aber schnell wieder verschwunden sind.“ Bei seinem neuen Angestellten ist sich der Chef sicherer. „Er stellt sich gut an und ist eine Bereicherung für unser Team.“ Auch Weltenradler Thomas Meixner arbeitete eine Zeit lang als Mechaniker bei Brüchle, der das Geschäft ansonsten aber meistens allein erledigt hat. Inzwischen arbeitet auch sein Sohn mit. Er soll das Geschäft später fortführen.