Evangelische Kirche Evangelische Kirche: Johann Schneider ist neuer Regionalbischof
Halle (Saale)/MZ/dfa. - Unlängst stellte er sich in Halle vor. Und so ging es gleich richtig zur Sache - zu jener Sache, die den Propst und seine Kollegen in den nächsten Jahren mehr denn je beschäftigen wird. "Zukunft Kirche" lautete das knappe Motto, dem weder ein Frage- noch ein Ausrufezeichen folgte. Und so bot es Raum für eine spannende Diskussion.
Was Schneider selbst zu diesem Thema beitragen kann, ergibt sich zunächst aus einer persönlichen Vorgeschichte, die ihn wohl fit machen dürfte auch für dramatische Situationen, wie die Situation der Kirche - und speziell der Kirche hier in der mitteldeutschen Glaubenswüste - vielleicht eine ist. Denn Schneider ist in einer Gegend aufgewachsen, in der die Kirche noch ganz selbstverständlich dazu gehörte, oft sogar der einzige Halt war für die Angehörigen der deutschen Minderheit im kommunistischen Rumänien unter Diktator Ceausescu.
In dieser kirchlichen Hinsicht sei er schon "hart gefallen" in Deutschland - und nun vor allem in unserer Region, wo den Kirchen nur noch eine kleine Minderheit der Bevölkerung angehört und eine noch kleinere in ihnen aktiv ist. Doch um zu sondieren, welche Chancen eine solche Dauerkrise auch bieten kann, hatte Schneider den halleschen Theologie-Professor Michael Domsgen eingeladen. Und der verblüffte seine Zuhörer mit den Ergebnissen groß angelegter Befragungen bei Kirchenmitgliedern und sogenannten Konfessionslosen zu wichtigen Lebensfragen und zu ihren Wertvorstellungen. Und: Während im Westen bei gleichen Fragen große Differenzen bestehen zwischen Christen und Leuten, die keiner Kirche angehören, seien sich beide Gruppen im Osten ziemlich nahe. Sie hätten eine gemeinsame Ethik, was etwa Pflichtgefühl oder das Maßhalten angeht, so Domsgen.
Der neue Regionalbischof strebt da etwas an, das im weitesten Sinne auch Ökumene heißt. Neben der Zusammenarbeit zwischen den christlichen Konfessionen und dem "interreligiösen Dialog" etwa mit jüdischen Gemeinden oder islamischen Gruppen müsste es gerade hier mit kirchenfernen Gruppen mehr gemeinsame Projekte geben. Ansätze finde man längst, meint Schneider und verweist auf Kirchenchormitglieder, die keine Gemeindemitglieder sind. Oder auf die Kirchenbau-Vereine. Viele Nicht-Christen hätten die Kirche als "irgendwie spirituellen Ort" für sich entdeckt, sagt der Regionalbischof. Neue Chancen jedenfalls für die Kirche im Lutherland.
Der neue hallesche Propst und evangelische Regionalbischof Johann Schneider stammt aus Siebenbürgen. Der 49-jährige promovierte Theologe hat u. a. in Tübingen, München und Rom studiert, war Pfarrer und Universitätsdozent in Erlangen. Später wechselte er zum Diakonischen Werk der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und arbeitete dann beim Lutherischen Weltbund. Ab 2007 war Johann Schneider Oberkirchenrat der EKD in Hannover. Seit Juli ist sein Dienstsitz Halle, von wo aus er einen von fünf Propsteisprengeln der Evangelischen Kirche Mitteldeutschlands (EKM) betreut, der neben Halle-Saalekreis unter anderem auch Teile des Landkreises Anhalt-Bitterfeld ohne das Gebiet Anhalt umfasst.