"Es ist kein Ritt ins Dunkle" ""Es ist kein Ritt ins Dunkle"": Historiker übernimmt Filmmuseum Wolfen - Das hat er vor"
Wolfen - Staffelstab-Übergabe im Kreis- und Industrie- und Filmmuseum: Am Schreibtisch von Uwe Holz, der über 20 Jahre in den beiden Häusern die Fäden in der Hand gehalten hat und unlängst als Kulturamtsleiter zum Landkreis gewechselt ist, sitzt nun ein neuer Mann: Der Historiker Sven Sachenbacher.
Sven Sachenbacher hat in seiner Arbeit schon einige Museen kennen gelernt
Der 46-Jährige hat in seiner Geburtsstadt Berlin studiert und dort sowie in Brandenburg auch die ersten Schritte in seinem Metier gemacht: Oderlandmuseum, Wilhelm-Faenger-Institut, Emanuel-Lasker-Gesellschaft, dann folgten die Gedenkstätte Rundes Eck in Leipzig und die Gedenkstätte Deutsche Teilung in Marienborn. Nun also Bitterfeld-Wolfen. Dieser Ort kommt dem Familienvater sehr zupass, endlich muss er nicht mehr pendeln zwischen Arbeits- und Wohnort.
Aber das, sagt er, sei nicht ausschlaggebend gewesen. „Ich war schon lange dem Haus verbunden“, erklärt er und blickt zurück auf 2003. Das Jahr, in dem sich der Volksaufstand vom 17. Juni 1953 zum 50. Mal jährte. Als wissenschaftlicher Assistent betreute er ein Projekt zu diesem Ereignis im großindustriellen Gebiet Bitterfeld-Wolfen. So lernte er bei Recherchen Museumschef Uwe Holz kennen. Und auch seine Frau.
„Also, ich fange hier nicht bei null an“, meint er fröhlich. Auch das gewaltige Projekt Umbau des Ifm und Aufbau der Dauerausstellung Kunstfaser, das zu all dem Neuen, das er sich hier erschließen muss und das er im Wort Neigungsstudium zusammenfasst, dazukommen, hat ihn nicht geschreckt.
Sachenbacher übernimmt aus seiner Sicht ein funktionierendes Museum
„Wir haben die Pferde im Galopp gewechselt“, meint Holz. Und damit hat er nicht mal Unrecht. Aber Sachenbacher hat keine Angst davor, sagt er. „Die Kommunikation stimmt. Für mich ist das alles eine neue Herausforderung. Davor steht man immer wieder. Ich übernehme das hier ja funktionierend. Das ist kein Ritt ins Dunkle. Und das war für mich ganz wichtig.“
In der inhaltlichen Weiterentwicklung und Gestaltung der beiden Museen wird all seine Erfahrung einfließen. Und das ist nicht eben wenig. „Sven wird ganz andere Fragen stellen als ich“, ist sich Sachenbachers Vorgänger sicher. Der nickt. Er weiß, was er will. Sei es bislang um die klassischen Fragen gegangen nach der Vergangenheit und ihrer Relevanz für die Gegenwart, erweitere sich nun die Fragestellung auf die Zukunft, erklärt er.
„Nehmen wir das Thema Arbeit, die befindet sich gerade im Wandel“, sagt Sachenbacher. „Wie werden wir die Arbeit in Zukunft gestalten? Und wie wird sich der Wandel der Arbeit auf uns als Individuum und als Gesellschaft auswirken?“ Fragen, die die Museen als Bildungseinrichtungen auch mit den Besuchern diskutieren wollen.
"Wir wollen nicht altes Wissen wiederkäuen, sondern neue Fragen stellen"
„Mit unserem Bewusstsein von heute werden wir Fragen auch anders stellen - zum Umweltschutz in der DDR zum Beispiel, Gleichberechtigung und anderem. Nicht ,Wie konntet ihr damals nur ...?’ bringt uns weiter. Wir wollen nicht altes Wissen wiederkäuen, sondern neue Fragen stellen. Wir sind Vermittler.“
Er freue sich drauf, sagt er, mit den Mitarbeitern das gestalten zu können. Und auch Holz freut sich. Obwohl ... Er lacht und lehnt sich auf seinem Stuhl zurück. Er weiß: Er muss lernen, seine Finger von dem zu lassen, was ihm bis dato nicht nur sein Job sondern sein Leben war. „Ich muss einen Schnitt machen“, meint er rigoros. „Ich freue mich nun auf die Beraterfunktion.“ (mz)