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Engagement im Frauenhaus Engagement im Frauenhaus Wolfen: Mit Nadel, Faden und Spaß gegen Gewalt an Frauen

Von Christine Färber 27.11.2018, 10:25
Ines Kinne, Ines Chlebowski, Nastasia Petrow und Alexandra Spanier inmitten der genähten Taschen.
Ines Kinne, Ines Chlebowski, Nastasia Petrow und Alexandra Spanier inmitten der genähten Taschen. André Kehrer

Wolfen - Sie nähen, was das Zeug hält. Kosmetik-Taschen vor allem - für Groß und Klein, für Mädchen und für Jungen, für Mütter, Babys, Teenies, Kids. Gefüllt sind sie mit Duschbad und Haarwäsche, mit Creme, Zahnbürste und -pasta, Kamm und Spiegel und mehr.

Willkommenstaschen heißen die kleinen, in Handarbeit entstandenen Kunstwerke, denn sie sind gedacht für Frauen und Kinder, die - oftmals Hals über Kopf - im Frauenhaus ankommen. „Ich weiß selbst, wie man sich da fühlt. Wenn man in so einer Notsituation ist und sich ins Frauenhaus flüchtet, denkt man natürlich nicht an alles.

Da ist es schön, am nächsten Morgen Duschbad und Haarwäsche etc. zu haben“, sagt die Zörbigerin Ines Kinne, die Initiatorin der Aktion „Ich, meine Nadel und du - für einen guten Zweck“. Seit ihrer Zeit im Frauenhaus ist sie dem Verein Frauen helfen Frauen, Träger der Einrichtung, verbunden. Und nicht nur das. So ist auch der Gedanke gereift, etwas für Menschen zu tun, mit denen es das Schicksal gerade nicht so gut meint. Seit zwei Jahren gibt es nun „Ich, meine Nadel und du“.

Aktueller Anlass ist der internationale Tag gegen Gewalt an Frauen

Dieser Tage gerade hat sie zusammen mit Alexandra Spanier, die sich ebenfalls dieser Näh-Aktion verschrieben hat, 50 neue gefüllte Willkommenstaschen dem Verein Frauen helfen Frauen übergeben. Und wie es sich zur Vorweihnachtszeit gehört, waren auch genähte und gefüllte Adventskalender dabei.

Aktueller Anlass ist der internationale Tag gegen Gewalt an Frauen, der am Sonntag begangen wurde. Die Statistik sagt, jede vierte Frau im Alter von 16 bis 85 Jahren ist bereits einmal in ihrem Leben von ihrem Lebensgefährten oder Ex-Lebensgefährten misshandelt worden. Wie wichtig Einrichtungen wie Frauenhäuser sind, davon kann Ines Chlebowski, die Koordinatorin des hiesigen Hauses, ein Lied singen.

1991 ist das eröffnet worden. Für weit über 1.000 Frauen und Kinder ist die Einrichtung schon ein Zufluchtsort gewesen. 49 haben bereits in diesem Jahr hier Sicherheit gesucht und eine Unterkunft auf Zeit bekommen. Und eben eine Willkommenstasche vorgefunden. „Das ist eben mehr als nur eine Tasche“, sagt Ines Chlebowski. „Das bringt in der verzweifelten Situation so viel Freude.“

35 Frauen zaubern mit Nähnadel und Faden die schönsten Taschen für „Ich, meine Nadel und du“

Sage und schreibe 140 Taschen haben die Frauen im vergangenen Jahr genäht. Inzwischen übrigens ist der Kreis der Engagierten richtig groß geworden. 35 Frauen zaubern mit Nähnadel und Faden die schönsten Taschen für „Ich, meine Nadel und du“ - und zwar deutschlandweit. Inzwischen entstehen mit Strick- oder Häkelnadel auch außergewöhnliche und wunderschöne Kuscheltiere.

Eins davon, sagt Ines Kinne, ist für den kleinen Zörbiger Dean Abel dabei, der im halleschen Klinikum tapfer gegen eine schwere Krankheit kämpft. „Das Kuscheltier ist von Hope“, sagt sie und erklärt, dass sie vor zwei Jahren zusammen mit einer Freundin über Facebook das Projekt „Briefe von Hope“ gestartet hat. Damals brachte ein gehäkelter lila Teddy einem erkrankten Mädchen Hoffnung. Die Facebook-Gruppe gibt es immer noch.

Ines Kinne und Alexandra Spanier, die nicht müde werden, Sponsoren zu finden, haben eine Bitte: Wer Baumwoll-Stoff übrig hat, möge den für das Taschen-Projekt spenden. Abgegeben werden kann der im Frauenzentrum, Fritz-Weineck-Straße in Wolfen. „Wir sind auch telefonisch unter der 034956 - 395880 erreichbar“, so Ines Kinne. (mz)

Alles liebevoll von Hand genäht - jede Tasche ist ein Unikat.
Alles liebevoll von Hand genäht - jede Tasche ist ein Unikat.
André Kehrer