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Einwohnerzahl im Landkreis Anhalt-Bitterfeld Einwohnerzahl im Landkreis Anhalt-Bitterfeld: Düstere Aussichten für das Jahr 2030

Von Stefan Schröter 11.12.2017, 11:21
In Anhalt-Bitterfeld wird die Bevölkerungszahl schrumpfen.
In Anhalt-Bitterfeld wird die Bevölkerungszahl schrumpfen. dpa

Bitterfeld - „Die Zahlen sind in dieser komprimierten Form erschreckend“, fand die stellvertretende Sozialausschussleiterin des Landkreises, Bettina Kutz, nach der Präsentation.

Die Hälfte der Menschen in Anhalt-Bitterfeld werden 2030 mindestens 55 Jahre alt sein

Gemäß der 6. Regionalisierten Bevölkerungsprognose (RBP) wohnen Ende 2030 nur noch etwas mehr als 140.000 Menschen in Anhalt-Bitterfeld. Die Hälfte von ihnen habe dann ein Alter von mindestens 55 Jahren. Die Kommunen Muldestausee, Zerbst und Osternienburger Land werden zu den größten Verlierern gehören. All das behauptet die Statistik.

„Vom demografischen Wandel sind die ganzen Industriestaaten betroffen und nicht nur Anhalt-Bitterfeld. Das bedeutet, wir stehen in einem Wettbewerb. Es muss Ansiedlungen von außen geben, damit Industriestandorte überleben können“, meinte Stefan Hermann (Fraktion SPD-Grüne) in dem Ausschuss in Bitterfeld am Donnerstag.

Alternde Bevölkerung wird den Pflegedienst-Bedarf steigen lassen

Der Bevölkerungsrückgang wird den Alltag verändern, prophezeite Landkreis-Mitarbeiter Marcel Haferkorn, der die Statistik dem beeindruckten Ausschuss vorstellte: Die Zahl der Personen in den Haushalten gehe zurück.

„Das wird den Wohnungsbedarf umkrempeln.“ Zudem werde die alternde Bevölkerung in Anhalt-Bitterfeld den Pflegedienst-Bedarf steigen lassen. Gleichzeitig würden sich Wege zu den Ärzten verlängern, das Nahverkehrsangebot schrumpfen. „Es besteht dann die Gefahr eines Sogeffekts aus den Großstädten“, so Haferkorn.

Prognose-Zahlen werden sich für 2030 noch mehrfach verändern

Doch soweit ist es noch nicht. Die Prognose-Zahlen für 2030 dürften sich noch mehrfach verändern. Zurecht könnten die Bürgermeister einiger Anhalt-Bitterfelder Kommunen die Berechnungen anzweifeln. Die Gemeinde Muldestausee lockt zum Beispiel Menschen in neue Häuser an der Goitzsche. Die Zörbiger Einwohnerzahl lag Anfang 2017 über dem 2015er-Wert.

Gleichzeitig sagt die 6. Bevölkerungsprognose deutlich höhere Einwohnerzahlen für Anhalt-Bitterfeld im Jahr 2030 vorher als es ihre Vorgängerversion tat. Das ältere Papier prognostizierte für 2030 eine Bevölkerungszahl von lediglich 133.000 Einwohnern in Anhalt-Bitterfeld. Mit den aktuelleren Daten sieht die Zukunft für Anhalt-Bitterfeld also wieder menschenreicher aus.

Prognose dient als einheitliche Planungsgrundlage für alle Landesbehörden

Wegen vieler Faktoren ist die Genauigkeit der Prognosen fraglich. Dennoch sind die Zahlen maßgeblich für den Alltag in Anhalt-Bitterfeld und allen anderen Landkreisen. Denn die 6. RBP ist mit einem Kabinettsbeschluss manifestiert worden. Sie dient als einheitliche Planungsgrundlage für alle Landesbehörden. Zum Beispiel wird bei der Verteilung von Fördergeldern auch auf Einwohnerzahlen geblickt.

Was das heißt, bekam Anfang 2016 die Stadt Zörbig zu spüren: Als die Landesregierung damals Geld an die Landkreise verteilte, damit die ihre Schulgebäude sanieren, ging die Zörbiger Sekundarschule leer aus. Die Begründung lautete: Ab dem Jahr 2032 werde diese Bildungseinrichtung nicht mehr die Mindestschülerzahlen erreichen. Das würden die Bevölkerungsprognosen belegen.

Folglich haben die Behörden die Schule schon ein Stück weit aufs Abstellgleis gestellt – 16 Jahre im Voraus. (mz)