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Einwohnerversammlung in Wolfen Einwohnerversammlung in Bitterfeld-Wolfen: Oberbürgermeisterin Petra Wurst spart Probleme aus

Von Ulf Rostalsky 19.04.2016, 19:56
Kein Stein des Anstoßes: Straßenschäden am Bitterfelder Ratswall
Kein Stein des Anstoßes: Straßenschäden am Bitterfelder Ratswall Kehrer

Wolfen - Für Rathauschefin Petra Wust (parteilos) steht fest: Bitterfeld-Wolfen ist wie Phönix aus der Asche auferstanden. Die mediale Darstellung der letzten Zeit mit AfD-dominierten Wahlen und vielen Einwohnern, die Flüchtlinge ablehnen, passt da nicht.

Die Oberbürgermeisterin will auf der Einwohnerversammlung in Wolfen am Montagabend ein anderes Bild malen und spart Probleme wie kilometerlange unsanierte Straßen erst einmal aus. Dafür setzen Petra Wust und ihre Mannschaft auf schöne Bilder. Die Botschaft: In der grünen Industriestadt lohnt es sich zu leben. Zum Beweis liefert die Verwaltung Aufnahmen von Fahrzeugübergaben für die Feuerwehr, über Tage der gesunden Ernährung in Kitas bis hin zum Bitterfelder Hafenfest.

Einwohnerversammlungen wie die in Wolfen ziehen keine Massen an. 50 Frauen und Männer waren da - fast allesamt im reifen Alter. Fragen zu Kitas, Schulen oder der Jugendarbeit blieben deshalb komplett aus.

„Ich hatte mich vorbereitet. Aber es kam ja nichts“, zieht Joachim Teichmann, Geschäftsbereichsleiter Soziales in der Verwaltung, seine Bilanz der Runde, in der Petra Wust nur einmal Nerven zeigt. „Bleiben Sie neugierig“, hält sie den Besuchern entgegen.

Investitionsstau und 80 Millionen Euro Schulden

Der Zwischenruf von Emil Seharsch ist da schon vergessen. Der Wolfener ist Dauerbesucher bei Einwohnerveranstaltungen und hört dort seit Jahren, dass die Stadt finanziell in Schieflage ist. Kämmerer Rolf Hülßner spricht von einem Investitionsstau in dreistelliger Millionenhöhe und beziffert die Schulden auf mehr als 80 Millionen Euro.„Wer Schulden hat, wird wenigstens gegrüßt“, fügt er hinzu.

Seharsch ist nicht deshalb genervt. Er hat seine liebe Not mit der Arbeit des Ordnungsamtes, kann und will nicht verstehen, warum er auf Fragen dort bis heute keine Antwort bekommen hat. Auch ist ihm unklar, warum eine nach eigener Darstellung auf den Winter gut vorbereitete Stadt bei der ersten Schneeflocke ins Schlingern gerät.

„Ich frage mich auch, warum Nebenstraßen nicht beräumt werden?“ Petra Wust sieht kein Problem. „Wir hatten gefühlte vier Tage Winter. Da sollten wir den Ball flach halten.“ Seharsch hätte sich nicht ans Ordnungsamt wenden sollen - „Mail oder Nachricht an mich oder die für Bürgerfragen zuständige Stelle und es wäre gelaufen.“

Offene Fragen bleiben ungeklärt

Alles gut? Schwer zu sagen. Es bleiben offenen Fragen. So hat Elisabeth Walther ihre liebe Not mit der Vorstellung, dass Kaufland in absehbarer Zeit in Krondorf bauen möchte und dafür Garagen rückgebaut werden sollen. „Wir haben doch eine leerstehende Verkaufseinrichtung am Hochhaus.“ Eine Frage, eine Antwort. Alles Sache des Investors. Für Petra Wust steht fest. Besser Krondorf als gar kein Kaufland in der Stadt.

„Und was ist mit Aldi? Wann wird gebaut und wann wird auf der Fläche für Ordnung gesorgt?“ Auch Jürgen Keil ist Dauergast bei Einwohnerversammlungen. Von Aldi-Erweiterungsplänen in Wolfen-Nord hat er oft gehört. Geschehen ist nichts. „Der Bauantrag ist gestellt und die Aufforderung zur Pflege des Grundstückes ist raus“, bestätigt Stefan Herrmann, Geschäftsbereichsleiter Stadtentwicklung. Mehr könne die Stadt nicht tun, heißt es im Nebensatz. „Bleiben Sie neugierig“, ruft die Oberbürgermeisterin den Gästen zu. Der Abend war für sie ein ruhiger. (mz)