Einmal Perlhuhn mit Trüffeln
Bitterfeld/MZ. - Eine Woche ihrer Ausbildung verbrachten sie jetzt in der Provence. "Interessant war es schon", sagt Christopher Ketzel, Koch im 2. Lehrjahr. "Wir haben nach den originalen französischen Rezepten gekocht. Die Franzosen verwenden ganz viel Knoblauch, würzen wenig, und das Gemüse wird weich gekocht. Das ist schon gewöhnungsbedürftig." Doch Perlhuhn mit Trüffeln, gibt Frank Marciniak, ebenfalls aus dem 2. Lehrjahr, zu bedenken, das war schon lecker . . . "Klar, das haben wir ja auch gemacht", kontert Christopher.
Offenbar, meint er, haben die Azubis den "ganz normalen französischen Alltag des Essens" kennen gelernt und nicht die Gourmet-Küche. Dennoch, sagen sie zurückblickend: "Es war eine schöne Erfahrung für uns alle." Vor allem auch, weil sie weitgehend selbständig arbeiten mussten und neue Dinge kennen gelernt haben - eine Trüffelfarm zum Beispiel.
Das Interesse an Frankreich und seiner Küche geht bei Nicole Sowa noch weiter: Die angehende Köchin wird ihr nächstes Praktikum in Frankreich absolvieren. Und zwar genau in der Einrichtung, in der die Bitterfelder Azubis jetzt gerade waren. "Das kann einem ja nur weiterhelfen", sagt sie. Vor der Sprachbarriere hat sie keine Angst. "Ich würde vielleicht auch in Frankreich bleiben, wenn ich dort was Interessantes finden würde", überlegt die junge Frau.
Sinn der Auslandswoche ist es, erklärt Koordinatorin Marlies Frings, die jungen Leute zu motivieren, "auch andere Sachen zu akzeptieren", den eigenen Horizont zu erweitern und vielleicht einen neuen Arbeitsmarkt zu entdecken. Denn in Deutschland, wissen die Azubis aus vielerlei Erfahrung, ist es derzeit nicht so leicht, einen Job nach ihren Vorstellungen zu bekommen. "Sich selbständig machen, das kostet schon 'ne Menge Geld", sagt Christopher.
Zustande gekommen war der Kontakt zu Frankreich über Marlen Kretschmer, Lehrerin am Berufsschulzentrum, die über den halleschen Verein "Arbeit und Leben", der deutsch-französische Begegnungen organisiert, alles Notwendige in die Wege geleitet hatte. Bereits Ende des vergangenen Jahres haben sich die 20 Azubis mit dem Thema befasst.
Im Berufsschulzentrum "August von Parseval" werden derzeit 80 Köche und 65 Restaurantfachleute ausgebildet. Marlies Frings sieht trotz sinkender Bewerberzahlen für diese Ausbildung darin "Berufe mit Zukunft" - vor dem Hintergrund des sich in der Region entwickelnden Tourismus.