Ein Stelldichein der Besten in Bitterfeld
BITTERFELD/MZ. - Sie sind allesamt Preisträger des Regionalausscheids des Wettbewerbs "Jugend musiziert". Alte Hasen im Geschäft trotz ihres jungen Alters, wie der eine oder andere der Akteure im Spaß betont. Doch ganz so locker nehmen sie die Herausforderung eines Konzerts vor großem Publikum doch nicht an. "Na ja. Ein bisschen nervös bin ich schon", erklärte Julia Unglaube trotz des Heimvorteils. Die 14-jährige Zörbigerin ist Schülerin der Bitterfelder Musikschule und qualifizierte sich zum zweiten Mal für den Landeswettbewerb. Dafür habe sie auch jede Menge geübt.
Tag für Tag nahm sie ihr Lieblingsinstrument, das Akkordeon, in die Hand. Mit ihm will sie noch weiter kommen bei "Jugend musiziert". Obwohl das nicht einfach werden wird, wie sie meint. Der Landeswettbewerb Ende März in Magdeburg bietet die Gelegenheit, auch anderen Musikern über die Schulter zu schauen. Heinz Köthe, der Vorsitzende des Regionalausschusses, verbirgt seine Freude nicht: "Auf diese Jugendlichen können wir stolz sein. Was die machen, wie intensiv sie sich mit ihrer Musik beschäftigen, das ist beispielhaft. Das Konzert ist auch deshalb ein ganz besonderes."
Julia Unglaube spielt "Fabelhaftes". Die Geschichte vom Hasen und Igel im musikalischen Gewand kommt beschwingt daher, sorgt für Freude und beschert Applaus. Den gab es immer wieder vom Bitterfelder Publikum, das ein wahres Stelldichein der Besten erleben sollte. Von 97 beim Regionalausscheid gestarteten Nachwuchsmusikern qualifizierten sich 31 für den Landeswettbewerb. "Angesichts der strengen Bewertungskriterien eine hervorragende Quote", so Köthe.
Angetan ist der Musikpädagoge auch von Bastian Matthei. Der junge Dessauer ruht sich nicht auf Erfolgen aus. Dem dritten Platz beim Bundeswettbewerb im letzten Jahr folgte wieder intensives Proben. "Weil mir alles Spaß macht", wie er sagt. Zum Preisträgerkonzert spielte Matthei an der Seite des Fagottisten Johannes Wagner Klavier und eröffnete damit den Reigen des Nachwuchses. Aufregung scheint ihm dabei fast fremd zu sein. Bei Konzerten sei ohnehin vieles lockerer als beim Spiel vor der Jury, denkt der junge Mann, der Musik zum Lebensinhalt machen möchte. "Ich will Musik studieren. In Berlin oder Weimar", gibt er seine Ziele preis. Allerdings müsse man da auch erst einmal überzeugen. Doch sieht sich Bastian Matthei auf dem richtigen Weg. Am Sonnabend spielte er in Begleitung von Cornelius Tamm noch einmal mit dem Kontrabass und mit einem Stück aus eigener Feder groß auf.
Erfolg haben auch die Wittenbergerinnen Hanna Kristof (Klavier) und Friederike Bräuer (Querflöte) gepachtet. Zum wiederholten Mal waren beide beim Regionalausscheid dabei, nicht zum ersten Mal qualifizierten sie sich auch für den Landeswettbewerb. Beide wissen zudem, wie es ist, diese neue Hürde zu nehmen. "Ja, wir waren auch schon beim Bundeswettbewerb", sagt Hanna Kristof, die sich solch einen Erfolg auch für dieses Jahr wünscht. Für Friederike Bräuer und sie ist Musik ein Ventil. "Du kannst Stimmung transportieren, dich ausleben." Erfahrung aus vielen Jahren am Instrument bricht sich Bahn. Musik sei etwas, was ihnen sehr viel Freude bereite, fügen sie hinzu. Da fielen die notwendigen Übungsstunden nicht zu schwer, auch wenn damit manches Mal das Treffen mit Freunden gerade vor Wettbewerben etwas in den Hintergrund treten müsse.
Genau das weiß auch Heinz Köthe und lobt die jungen Musiker für das eine oder andere Opfer. "Sie könnten auch ganz andere Dinge machen. Aber sie beißen sich durch, beschäftigten sich mit ihrer Musik." Die Wittenbergerinnen nahmen sich beim Konzert Philipp Emanuel Bachs an. Applaus. Abgang von der Bühne, die dann schnell einem Bruderpaar gehörte. Tim (Violine) und Nick (Cembalo) Gerngroß sind ein eingespieltes Team und eins mit der Musik Georg Friedrich Händels. Die Köthener passen zueinander, der Ältere gibt dem Jüngeren Halt. Obwohl Tim durchaus Ungewöhnliches preisgibt. Nervös sei er nicht, betonte er vor dem Konzert. Das komme erst mit dem Auftritt. Sein großer Bruder kann über solche Ansichten nur schmunzeln und Tim zur Seite stehen. Spaß mache es, den Lohn für so viel Übungsstunden einzufahren, sagt er und erlebte wie alle anderen Gäste des Nachmittags noch eine Besonderheit: Emily Hoppe und Julia Koch starten zwar nicht beim Landeswettbewerb. Sie haben sich aber einem Instrument verschrieben, das nicht mehr so oft im Mittelpunkt steht - die Mädchen spielen Harfe. Die Dyade Nr. 4 ist nicht neu. Der Vortrag aber anders als die anderen und auch deshalb mit nicht weniger Beifall bedacht.