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Ein neues Leben Ein neues Leben: So tastet sich Ursula Zeidler an den Alltag heran

31.12.2018, 08:00
„Urlaub und Freizeit kenne ich nicht“, sagt Ursula Zeidler. Die 69-Jährige ist in ihrem Ort in Anhalt-Bitterfeld ein Aktivposten - bis eine schlimme Krankheit sie stoppte. 
„Urlaub und Freizeit kenne ich nicht“, sagt Ursula Zeidler. Die 69-Jährige ist in ihrem Ort in Anhalt-Bitterfeld ein Aktivposten - bis eine schlimme Krankheit sie stoppte.  Andreas Stedtler

Gossa - Vor dem Jahreswechsel besuchen wir Menschen, über die die MZ 2018 berichtet hat, erneut und erzählen ihre Geschichten weiter. Nach Monaten in Krankenhäusern ist Ursula Zeidler wieder zu Hause - und tastet sich an den Alltag heran.

Ursula Zeidler geht jetzt regelmäßig spazieren. Ein paar Schritte nur bis zum Wald, von dem sie nicht weit entfernt wohnt in Gossa, Kreis Anhalt-Bitterfeld.

„Manchmal fällt mir dann das Atmen und Sprechen noch schwer“, sagt sie. Es sind Spätfolgen einer schweren Erkrankung, die sie im Februar buchstäblich ausbremste.

Als die MZ Zeidler, 69, im August in einer Reha-Klinik bei Leipzig besucht, hat sie Monate in Krankenhäusern und insgesamt fünf Operationen hinter sich. Sie litt an Mediastinitis. Das ist eine Entzündung in der Brusthöhle, die tödlich enden kann, wenn sie nicht sofort behandelt wird.

Ursula Zeidler: „Man kann sagen, ich habe ein neues Leben angefangen“

Seit Mitte September ist Ursula Zeidler nun wieder zu Hause. „Man kann sagen, ich habe ein neues Leben angefangen“, antwortet sie auf die Frage, wie es ihr geht. Und dass sie das alles noch nicht begreifen kann. Noch ist sie nicht vollständig genesen. „Mein Hausarzt sagt, das wird ein Jahr dauern.“ 

Nicht nur Atmen und Sprechen fallen ihr manchmal schwer, auch beim Essen muss sie achtgeben. Langsam kauen, langsam schlucken. „An Salat traue ich mich noch nicht heran.“ Sprechen, Gehen, Schlucken - nach ihren Krankenhausaufenthalten musste sie in der Reha die elementarsten Dinge wieder lernen.

Nun tastet sie sich langsam an den Alltag heran. Vor ihrer Erkrankung bestand dieser Alltag für Ursula Zeidler vor allem im Einsatz für andere. In Gossa, 800 Einwohner, hat sie Rentnernachmittage und ein Frauenfrühstück organisiert. Sie saß im Gemeinderat, im Sozialausschuss, im Ortschaftsrat. Um die Rentner und die Frauen, sagt sie, sollen sich nun Jüngere kümmern.

Im Gemeinderat und anderen Gremien der Kommune will sie weiter mitarbeiten, schließlich ist sie auch stellvertretende Bürgermeisterin. Sie weiß, dass sie sich ihre Kräfte einteilen muss. Fällt es ihr schwer kürzer zu treten? „Schwer ist gar kein Ausdruck!“, antwortet sie.

Da ist es gut, dass es Freunde, Bekannte und Nachbarn gibt, die während ihrer Erkrankung Kontakt zu ihr hielten. Und auch jetzt immer für sie da sind - und sei es, um sie zu bremsen. Allen voran Reiner und Regina, ein Paar aus dem Ort, mit dem sie seit mehr als 45 Jahren befreundet ist. Ursula Zeidler ist dankbar für  so viel Nähe: „Ich bin nie allein gelassen worden.“ (mz)