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Ein Kübel aus Ludwigsfelde Ein Kübel aus Ludwigsfelde: Arndt Konopka aus Ramsin hegt und pflegt altes DDR-Militärfahrzeug

Von Christine Färber 28.01.2019, 13:00
Stilecht im IFA P3: Arndt Konopka. Das Auto fährt mühelos über Stock und Stein, wie hier zu sehen ist.
Stilecht im IFA P3: Arndt Konopka. Das Auto fährt mühelos über Stock und Stein, wie hier zu sehen ist. André Kehrer

Ramsin - Für Arndt Konopka ist ein Kübel aus Ludwigsfelde das, was für andere ein Sportwagen aus Maranello ist: ein Traum. Der Oldtimer-Fan aus Ramsin hat ihn sich erfüllt.

Das grüne Auto, ein so genannter IFA P3, das Laien knapp als kleines Armee-Auto bezeichnen würden, ist sein Schatz. „Das ist der letzte Geländewagen, den die DDR gebaut hat“, erklärt er. „Verwendet hat man den vor allem bei den Grenztruppen. Der allerletzte von übrigens nur 4.000 wurde im September 1965 in Ludwigsfelde gebaut.“

Dabei ist rein gar nichts dran an dem Fahrzeug, was es für unsereins erstrebenswert machen würde - weder ein edles Design, bequeme Sitze oder stabile Fenster noch eine Heizung. Konopka lacht. Logisch: Wer in Sachen Oldtimer nicht unbedingt so tickt wie er, der kann das auch gar nicht verstehen.

Arndt Konopka hat ursprünglich einmal Maschinenschlosser gelernt

Denn diese spartanische Kiste, die mühelos über Stock und Stein fährt, ist nicht nur robust und rar. Sie ist auch technisch ein Highlight. Alle, die sich mit Technik beschäftigen, versichert Konopka, finden dieses Auto toll. Alles passt zueinander, alles kann ein einigermaßen heller, geschickter Laie mit herkömmlichem, handfestem Werkzeug regeln. Dieses Auto, versichert er mit strahlendem Blick, sei im Osten absolut Kult. Wie der Trabi in seiner Fangemeinde. Da kennt man sich. „Die Autos von heute, die die modernste Technik drin haben, die werden nie Oldtimer“, prophezeit er.

Arndt Konopka hat Maschinenschlosser gelernt. Gibt’s da noch Fragen? Ihm kribbelt’s regelrecht in den Händen, wenn er ein Gefährt sieht, das lohnt, wieder aufgebaut zu werden. So nimmt es nicht Wunder, dass er gerade dabei ist, den kultigen DDR-Motorroller Berlin sowie das Vorgängermodell des P3 zu restaurieren. „Der P2n kommt dieses Jahr auf die Straße“, sagt er. „Das ist Automobilgeschichte.“ Doch gibt er zu, so richtig kann er sich mit dem Modell nicht identifizieren. „Meins bleibt der P3.“ Und der wird erhalten, so, wie er ist. Nur die Türschlösser, die hat Konopka eingebaut. Wegen der Sicherheit.

Das kleine Grüne aus der Ludwigsfelder Autoschmiede steht in Konopkas Garage irgendwo in Wolfen. Selbstverständlich fahrbereit. Und so kommt der Kübel ab und zu an die Luft. Für eine Fahrt mit dem Enkel zum Beispiel oder der Frau oder auch manch heimlichem Oldie-Fan, den er damit überrascht. „Die freuen sich so sehr“, sagt er und lacht. „Das ist auch für mich eine Freude, das ist unbezahlbar.“

Ein Moped SR2 von Simson gehört auch zur Sammlung von Arndt Konopka

Ein Moped SR2 von Simson aus Suhl, das heute ebenfalls Kultstatus haben dürfte, gehört auch zu seiner Sammlung. Mit dem ist er vergangenes Jahr nach Wolfen ins Industrie- und Filmmuseum geknettert. Dort wurde es auf einem schneeweißen Podest in einer Ausstellung gezeigt. „Das ist ein absolutes Original“, erklärt Konopka und zeigt belustigt auf den Tank. „Hier sieht man noch, wie die Farbe abgeschuffelt ist. Früher hat man ja das volle Einkaufsnetz an den Lenker gehängt.“ Den „Essi“ übrigens hat er sich von seinem ersten Gehalt gekauft.

Inzwischen ist er Rentner und hat also Zeit. „Jetzt setze ich mich hin und baue. Wenn man in der Truppe so drin ist - das macht einfach Spaß“, meint er, der viele Jahre der Chef der Wolfener Oldtimergemeinschaft gewesen ist. „Besser geht nicht.“ Und irgendwie, Konopka klatscht die Hände zusammen und lacht, sei es ehrlicherweise auch ein Versuch, ein Stück der Jugend wieder zurückzuholen. „Mit den Oldtimern verbinde ich meine Jugend, den anderen geht es genau so. Das ist doch wunderbar.“

Der große Jugendtraum von Arndt Konopka erfüllte sich nach der Wende

Die Erinnerung, die sich längst in Motoren materialisiert hat, ist ihm heilig. Denn mit der verbindet er seine erste Begegnung mit dem P3: „Ich war 17, als ein Freund - der war Fahrer bei der Armee in Halle damals - mit so einem Ding nach Ostrau kam. Wir sind gleich erstmal in den Steinbruch zum Baden gefahren - über den Kartoffelacker. War das ein Spaß! Seitdem wollte ich immer so ein Auto haben.“

Der große Jugendtraum von Arndt Konopka erfüllte sich nach der Wende. Allerdings: erst einige Jahre nach der Wende. Denn die pfiffigen Holländer hatten erstmal ein Großteil der Rarität aus den Beständen der DDR-Volksarmee aufgekauft. Aber unter echten Oldtimer-Fans spricht sich eben rum, wer welches Auto hat. Und es vielleicht sogar verkauft. Irgendwann. (mz)

Die einfache Karosse ohne Türen gefährdete die Insassen. Dem begegneten die Konstrukteure mit kübelartigen Sitzen - ähnlich den Schalensitzen in heutigen Sportwagen. Von den Sitzen abgeleitet, entstand der Begriff Kübelwagen.

Technik, die begeistert und die man noch mit einfachem Werkzeug beherrscht.
Technik, die begeistert und die man noch mit einfachem Werkzeug beherrscht.
André Kehrer
Gemütlich? Eher nicht!
Gemütlich? Eher nicht!
André Kehrer