Echte Schwergewichte Echte Schwergewichte: Über 200 Jahre alte Fugbänke im Zörbiger Schloss aufgetaucht
Zörbig - Schränke, Kisten und Regale: Stefan Auert-Watzik nimmt sie genauso in Augenschein wie jede andere noch so kleine Ecke im Zörbiger Schloss. Der kommissarische Museumsleiter sichtet den Bestand. Sortiert, begutachtet und staunt immer wieder über wirklich seltene Stücke, die seit einer gefühlten Ewigkeit ein Schattendasein fristeten.
Vier sogenannte Fugbänke gehören dazu. Auf den ersten Blick gehen sie als einfache Stücken Holz durch. „Aber sie sind mehr. Sie erzählen Handwerksgeschichte“, ist Auert-Watzik überzeugt. Denn die Fugbänke sind zunächst nichts anderes als Hobel. Werkzeuge also, mit denen Oberflächen aus Holz geglättet werden konnten. Doch schnell ist klar, dass die Zörbiger Exemplare besonders sind. Zumindest, wenn man sie genauer in Augenschein nimmt.
„So unbekannt sind die Namen hier in Zörbig nicht. Porisch war Tischlermeister“
Jahreszahlen sind ins Holz geschlagen. 1808 ist die älteste. Die jüngste wurde 1817 ins Holz getrieben. Dazu kommen diverse Blumenmotive und zumindest an einer Fugbank die Namen Strasser und Porisch. „So unbekannt sind die Namen hier in Zörbig nicht. Porisch war Tischlermeister“, erklärt Auert-Watzik.
Um wirklich ins Detail zu gehen, fehlte allerdings wegen der anstehenden Umbauarbeiten im Schloss die Zeit. „Aber wir haben die Verzeichnisse der örtlichen Betriebe. Da werden wir fündig“, betont der Museumsleiter und macht auf die Dimensionen der Werkzeuge und ihre Feinheiten aufmerksam.
40 Kilogramm wiegt der größte Hobel. Auf jeder Seite finden sich Bohrungen. Da hinein kamen Krummhölzer. Handwerker setzten mit denen das Gerät in Bewegung. Hin und her, im immer gleichen Rhythmus. Das sorgte für glatte Kanten. Nicht ausgeschlossen, dass so auch die Dielen im Schloss in Form gebracht worden waren. „Ich denke, es waren aber mehr die Dachbalken und Ständerwerke, die bearbeitet worden sind. Und auch nicht unbedingt hier vor Ort“, sagt Auert-Watzik.
Fugbänke sollen weiterhin im Schloss verbleiben
Dennoch plädiert er dafür, dass die Fugbänke im Schloss verbleiben. Sie sind bereits gegen Holzwurm geschützt, geölt und sollen nach dem Umbau des Museums Teil der Zeitleiste im Flur werden.
Werkzeuge sind dafür vorgesehen, das Werden, Wachsen und die Veränderungen des Schlosses zu beschreiben. Gut möglich, dass sich zu den großen Hobeln dann auch alte Vorschlaghammer gesellen. Ein wirklich betagtes Exemplar war vor Jahren bei der Umgestaltung des Schlosshofes ans Tageslicht gebracht worden. (mz)