DRK-Kleiderkammer in Wolfen: DRK-Kleiderkammer in Wolfen: In Containern entsorgter Müll ist kein Einzelfall

Wolfen - Kleidersammlungen gehören zum Alltag im Wolfener Ortsverein des Deutschen Roten Kreuzes. Zweimal jährlich rücken die ehrenamtlichen Helfer aus. Sie sammeln ein, was in Haushalten in Wolfen, Jeßnitz oder Raguhn entbehrt werden kann.

Dem DRK-Ortsverein Wolfen gehören aktuell 150 Mitglieder an. Die Geschäftsstelle sitzt in der Thalheimer Straße 59b in Wolfen. Dort sind auch Schulungs- und Versammlungsräume untergebracht. Der Ortsverein hat sich neben der Blutspende, den Kleidersammlungen und diversen Ausbildungsangeboten unter anderen der Seniorenarbeit verschrieben. Die Kleiderkammer hat Dienstag und Donnerstag von 8 bis 12 Uhr und 13 bis 16 Uhr geöffnet.

Sechs Tonnen Textilien kommen pro Tour zusammen. „Wir haben alles dabei. Schuhe, Oberbekleidung, Handtücher, Bettwäsche“ erzählt Helga Schier. Seit Jahren ist sie Koordinatorin im Ortsverein und hat viel erlebt in dieser Zeit. Worte fehlen ihr selten. Und wenn, muss es gewichtige Gründe haben.

Die Altkleidersammlung ist ein Beispiel. „Es geht nicht um die Hilfsbereitschaft. Da kann man nicht oft genug Danke sagen. Mir geht es um Leute, die die Sammlung als gute Gelegenheit nehmen, allerhand Müll zu entsorgen.“ Die Aussage hat einen realen Hintergrund. Wieder einmal fanden sich in Kleidersäcken und Containern zerkleinerte Dachpappe, Betonbrocken und Meerschweinstreu. „Man kann ja vielleicht den Sack mal verwechseln“, sucht Helga Schier das Gute im Menschen. Wirklich glauben kann sie nicht daran. „Das hat sicher System.“ Zumal es sich nicht um Einzelfälle handelt und mit der Liste der entsorgten Gegenstände längst nicht alles gesagt ist. Einmal stießen die DRK-Mitglieder beim Sortieren der Kleidung sogar auf einen Katzenkadaver. Sprach- und Fassungslosigkeit halten sich Waage. Die Freude über die Hilfsbereitschaft trüben die unschönen Vorfälle allerdings nur kurz. Zwölf Tonnen Textilien pro Jahr sammeln zu können, ist ein Glücksfall für den Ortsverein. Der kann damit die in der Geschäftsstelle in der Thalheimer Straße untergebrachte Kleiderkammer immer wieder bestücken. Die ist seit Jahr und Tag gefragte Adresse. Pro Öffnungstag werden 60 und mehr Besucher gezählt. Sie finden alles vor, was man an Wäsche brauchen kann. Gewaschen, gebügelt und wohl sortiert, versteht sich.

Gabriele Küpper und Frauke Rissel-Strasser haben in der Kleiderkammer den Überblick. Sie sortieren Wäsche und Schuhe ein. Größen und Jahreszeiten sind von Belang. Der Besucher soll schnell und zu seiner Zufriedenheit bedient werden können. „Er hat doch ein Recht darauf“, meint Helga Schier und bringt noch einmal in Erinnerung, dass die DRK-Kleiderkammer tatsächlich jedem Menschen offenstehe. „Bei uns muss niemand Bedürftigkeit nachweisen. Jeder bekommt Kleidung. Gibt er eine Spende dafür, ist das voll in Ordnung.“

Die Kleiderkammer ist nicht zuletzt wegen der tonnenweise eingesammelten Kleidung gut gefüllt. Bedarf an weiterer Wäsche ist dennoch nicht von der Hand zu weisen. Man schlage mit Sicherheit niemandem die Tür vor der Nase zu, der Kleidung in der DRK-Geschäftsstelle abgebe“, betont Helga Schier. Sei verweist auf den jetzt ganz normalen Anstieg beim Bedarf an Winterkleidung. In Sachen Flüchtlingsversorgung können die Wolfener indes noch keinen Ansturm verzeichnen. „Aber klar. Wenn die Leute mit Sommerkleidung nach Deutschland kommen, brauchen sie Sachen.“ Das DRK ist bereit zur Unterstützung. Das ist ureigener Anspruch. (mz)