Drachenbootfest in Friedersdorf Drachenbootfest in Friedersdorf: 39 Teams auf dem Muldestausee

friedersdorf - Sie heißen Hofdrachen und Oslenbande, Destilled Dragon, Invalidendampfer, Lady Dragon. Jede der insgesamt 39 Mannschaften, die am Wochenende ein Drachenboot auf dem Muldestausee bestiegen hat, hat so einen lustigen, ausgefallenen Namen. Das hat seinen Grund: Sie alle sind angetreten aus reinem Spaß. Und natürlich auch ein bisschen aus sportlichem Ehrgeiz. Doch als Landesmeister will hier keiner vom Wasser gehen, wie Pierre Kulik, der Drachenbootwart vom WSC Friedersdorf lachend sagt. Aber, er hebt den Finger und runzelt die Stirn, hier geht es nicht drunter und drüber. Hier werden die sportlichen Regeln des Deutschen Kanuverbandes eingehalten.
Beim traditionellen Drachenbootfest in Friedersdorf treffen sich Mannschaften, die unterschiedlicher nicht sein könnten: So sind Betriebsmannschaften am Start, Freizeitmannschaften genau so wie auch Sportmannschaften. Damit es gerecht zugeht zugeht, starten sie in drei Kategorien: Fun, Fun Sport und Sport.
Zum inzwischen 17. Drachenbootfest auf dem Muldestausee sind auch die Lady Dragons wieder da. Sie haben einen Weg hinter sich, auf den man sich nicht mal schnell so nebenbei, sondern zielgerichtet macht. Sie kommen aus Hamburg. Und Susann Ebbike vom Alster-Canoe-Club verrät, warum sie die fast 400 Kilometer bis Friedersdorf in Kauf nehmen: Hier starten Damen-Teams. „Das ist immer so ein Problem, welche zu finden. Und hier sind dieses Jahr gleich acht am Start.“ Schon vergangenes Jahr waren die Damen aus der Hansestadt auf dem Muldestausee. Und sie finden dieses traditionelle Drachenbootfest eine klasse Veranstaltung, wie Susann Ebbike sagt. „Ein Kompliment an die Veranstalter. Es lohnt sich, hierher zu kommen.“
Alle Hände voll zu tun haben die Leute im Turm, die Leitung vom Ganzen. Gerade startet die Staffel. Bis alle Boote, in denen jeweils 20 Leute synchron paddeln müssen, in einer Linie stehen, dauert es eine Weile. Der Start. Und ab! Die Olsenbande kämpft nach ihrem eigenen Motto „Schwächeln ist keine Option“. Das ist es für andere eben auch nicht. Also heißt es: Paddeln, paddeln - alles geben. Auf dem Friedersdorfer Boot hat Pierre Kulik das Steuer in der Hand - im wahrsten Sinne des Wortes. Er hat vor vier Jahren seine Liebe zu diesem Sport entdeckt. Zufällig. Die Gemeinde Friedersdorf hatte damals auch ein Boot beim Fun-Wettbewerb gestellt. „Das hat mich überzeugt“, meint Kulik, „seitdem bin ich dabei.“
Entstanden ist das Drachenbootfest vor 17 Jahren aus einer Wette heraus, erzählt er. Die Midewa und die einheimische Malerfirma Richter hätten damals um irgendwas gewettet. Einsatz war ein Drachenboot-Rennen gegeneinander. Was so klein anfing, hat sich echt ausgewachsen. Die weitesten Strecken haben die Starter aus Hamburg, Hof und Dresden in Kauf genommen. Die Übernachtung übrigens ist kein Problem: Wer tags auf dem Wasser zu Hause ist, ist es nachts im Zelt.
Zelte für die Übernachtung brauchen die Leute der Bayer-Mannschaft nicht zwingend, sie kommen schließlich gleich von nebenan. Sie sitzen unter einem Sonnenschutz. Das ist allerdings kein Mußestündchen. Das ist Vorbereitung auf den nächsten Start. Mental. Denn: Vielleicht können sie dem ersten Erfolg des Tages, dem zweiten Platz im Fun-Mixed, noch einen im 2 000-Meter-Rennen hinzufügen.
Die Bayer-Mannschaft ist im Gegensatz zu dem Dragon Ladys vom Hamburger Alster-Canoe-Club eine reine Betriebsmannschaft. Im Boot sitzen Mitarbeiter von Bayer, Nuplex, Lanxess. „Wir fahren unter der Flagge von Bayer“, meint Thomas Gille von Bayer Bitterfeld, der Captain. Das, erklärt er, sei aus der Tradition entstanden, vor der Neustrukturierung des Konzerns - als die Betriebe im Bayer-Industriepark noch unter einem Dach vereint waren.
Was die Frauen und Männer zusammenführt, ist die Gemeinschaft, sagen sie. „Dass wir hier einen schönen Tag verbringen, mit Leuten, die man nicht immer so sieht“, sagt Antje Güldner von Nuplex. „Ja, das ist toll“, meldet sich Kollegin Sylke Schirmer keck zu Wort: „Aber noch besser ist das Gewinnen.“ Das Training muss sich schließlich auszahlen. Denn ohne, dass die 20 Mannschaftsmitglieder vorher trainieren, läuft gar nichts. Schließlich müsse sie im Einklang sein.
Nicht oft angefordert aber immer präsent sind die Retter vom DRK, die Leute für jede Notsituation. An Land, sagt einer des sechsköpfigen Teams, gibt es die üblichen kleinen Sachen - Schnittwunden und so. Und im Wasser, das wissen sie aus Erfahrung, haben sie es mit erfahrenen Leuten zu tun. (mz)