Die Stadt als Müllhalde Die Stadt als Müllhalde: Kühlschränke, Möbel und Hausabfälle werden auf Wiesen in Bitterfeld-Wolfen entsorgt

Bitterfeld-Wolfen - Kühlschränke, Matratzen, Autoreifen, Farbeimer - es gibt nichts, was Mitarbeiter des Eigenbetriebs Stadthof und der Kreiswerke Anhalt-Bitterfeld noch nicht auf Rasenflächen, im Gebüsch oder mitten auf der Straße in Bitterfeld-Wolfen einsammeln mussten.
Im Ordnungsausschuss zogen die Leiter der Unternehmen eine erschreckende Bilanz: Immer wieder entsorgen Bürger ihren Müll illegal irgendwo im Stadtgebiet. Doch Hoffnung auf Besserung ist nicht in Sicht. „Das Aufkommen an illegalem Sperrmüll und wilden Müllablagerungen ist sogar noch angestiegen“, konstatiert Stadthof-Chef Andreas Patzak.
Die Folgen dieses Verhaltens kann man beziffern. Bis Ende April hat der Eigenbetrieb für das Entsorgen solcher illegalen Ablagerungen 23000 Euro an Lohnkosten und Aufwendung für die eingesetzten Fahrzeuge aufwenden müssen. Bis zum Jahresende rechnet Patzak mit einer Summe von zirka 60.000 Euro. Kreiswerke-Chef Hartmut Eckelmann nennt für das gesamte Kreisgebiet gar eine Summe von 300.000 Euro pro Jahr. Dabei werden die Kreiswerke auf rein städtischem Grund und Boden gar nicht tätig.
Autoreifen, Schränke und Sessel werden vor allem in Garagenkomplexen rücksichtslos entsorgt
Auch wenn diese Summe nur zwei Prozent der gesamten Entsorgungskosten der Kreiswerke ausmachen, sind jeden Tag ein Mitarbeiter und ein kleines Fahrzeug eingesetzt, um solche Schandecken zu beseitigen. „Das ist ein nicht wegzuredendes Problem“, sagt Eckelmann. Der Stadthof ist noch mehr gefordert. „Das sind zusätzliche Aufgaben, durch die Mitarbeiter gebunden werden, die eigentlich für andere Dinge zuständig sind“, stellt Patzak klar.
Man könne das gerade noch so stemmen. Um dies nicht ausufern zu lassen, habe man inzwischen eine neue Regelung eingeführt. „Wir sammeln die Aufträge und nehmen die Müllbeseitigung nur noch freitags im Komplex vor“, erklärt er. Das mag effektiver sein, hat aber eine Kehrseite: Der illegal entsorgte Müll bleibt länger liegen - und verführt so möglicherweise andere, auch noch Abfall an dieser Stelle zu entsorgen. So wachsen die Schandflecken.
Diese sind im ganzen Stadtgebiet verteilt. „Häufig sogar an Stellen, wo ich mit meinem Auto nicht hinfahren würde“, so der Stadthof-Chef. Ein besonderer Schwerpunkt seien Garagenkomplexe - Autoreifen, Schränke, Sessel würden dort rücksichtslos entsorgt. „Im Garagenkomplex am Nordpark haben wir zum Beispiel vier aufgestapelte Reifen gefunden - wie nach dem Reifenwechsel. Die wurden einfach stehengelassen.“ Entsorgt werde einfach alles.
Spezialcontainer für Glas werden rücksichtslos mit Haushaltsabfällen vollgestopft
Auch die Spezialcontainer für Glas in Wohngebieten würden rücksichtslos mit Haushaltsabfällen vollgestopft. Man habe ungenutzte Garagen entdeckt, die bis unter die Decke mit Sperrmüll gefüllt waren. Doch oft werden nicht mehr benötigte Dinge weit weniger versteckt entsorgt. So stapelten sich am Sonntag vor einer Woche auf einer Grünanlage direkt an der B100 nahe der Kreuzung Stadt Wien Lattenroste und zerlegte Möbelteile.
Für Eckelmann ein Unding. „Jede Ablagerung ist ein Schandfleck im öffentlichen Raum.“ Dabei habe Bitterfeld-Wolfen noch Glück, weil zum Stadtgebiet nicht so viele Waldgrundstücke gehören. Die würden oft als Müllhalde missbraucht. Einige Müllsünder seien vielleicht böswillig, doch viele, so glaubt Eckelmann, seien einfach unwissend. „Ich muss einen alten Fernseher oder Kühlschrank doch nicht ins Auto wuchten, in der Natur abladen und dabei vielleicht noch das Fahrzeug beschädigen. Denn die Kreiswerke holen all sowas kostenlos an der Haustür ab.“
Das werde in der Praxis sehr großzügig gehandhabt. Zudem könne man all diese Arten von Sperrmüll kostenlos zum Beispiel in der Annahmestelle Greppin abgeben. Nur für Dinge wie Bau- mischabfälle, Isolierungen oder Altholz seine geringe Gebühren zu zahlen. „Es gibt also gar keinen Grund, Sessel, Kühlschränke oder Regale ins Gebüsch zu schmeißen.“ (mz)
