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Die neuen Therapieräume eröffnen auch neue Chancen

Von GERD LÜDTKE 16.11.2009, 16:56

BURGKEMNITZ/MZ. - Einen sehr großen Anteil an der Fertigstellung haben die Heimbewohner selbst, denn sie haben die Räume nach ihren Vorstellungen und individuellen Möglichkeiten gestaltet. In Burgkemnitz geht man zusammen mit den Bewohnern neue Wege der Therapie.

Überall in den Garten- und Parkanlagen fällt in diesen Tagen sehr viel Arbeit an. Da müssen Bäume und Sträucher geschnitten, Blumenbeete abgeräumt sowie unendlich viel Laub zusammen gekehrt und abtransportiert werden. Das stellt für die örtlichen Kommunen oft eine komplizierte Aufgabe dar, diese umfassenden Aufgaben zu bewältigen. Das ist nicht so in der "Caritas Wohn- und Förderstätte St. Lorenz" in Burgkemnitz. Im Rahmen einer gezielten Therapie, die von Günter Wosnitza beaufsichtigt wird, sind gleich mehrere Bewohner in diesen Tagen damit beschäftigt, diese Aufgaben zu bewältigen.

Dass dabei sogar ein Fußweg in Richtung Kindertagesstätte mit vom anfallenden Laub beräumt wird, nimmt die Kommune erfreut zur Kenntnis. In der Burgkemnitzer Wohn- und Förderstätte leben zur Zeit 59 Bewohner in fünf Wohngruppen, für die insgesamt 40 qualifizierte Mitarbeiter zur Betreuung im Schichtsystem zur Verfügung stehen. Das drückt schon den teilweise sehr hohen Betreuungsgrad aus.

Doch nicht nur der Grad der Betreuung, auch der Altersunterschied ist recht groß. Vom elfjährigen Kind bis zum über 70jährigen Rentner wohnen hier in den gemütlich eingerichteten Bereichen. Das war bei weitem nicht immer so. Als das Heim nach der Wende in Burgkemnitz etabliert wurde, standen zunächst nur die wenig geeigneten Räumlichkeiten im Schloss der ehemaligen Grafen von Bodenhausen zur Verfügung (bis 1989 Kreisparteischule).

Nach einem jahrelangen beharrlichen Ringen konnte 2001 der Grundstein für einen kompletten Neubau gelegt und später das moderne Gebäude in Nutzung genommen werden. Die Bedingungen für die Heimbewohner und das Personal haben sich dadurch deutlich verbessert. Um jedoch die therapiefähigen Bewohner vor Ort optimal zu beschäftigen und diese so gut wie möglich fördern zu können, fehlte es weiterhin an entsprechenden Räumen.

Ein noch zu DDR-Zeiten errichteter Anbau am Schloss, der nach 1989 zwischenzeitlich als Förderschule und Dauerheim genutzt wurde, bot sich an. Im Sommer 2009 fiel dazu die endgültige Entscheidung. Seit Oktober nun ist alles fertig und die Räume nutzungsfähig. Seitdem kommen jeden Tag verschiedene Therapiegruppen zusammen, um ihre handwerklichen, musischen und sportlichen Fähigkeiten auszuleben. Wenige Wochen vor der Adventszeit ist das Anfertigen von diversen Gestecken, Wanddekorationen und anderem ganz wichtig. Immerhin wollen die Heimbewohner mit diesen selbst gebastelten Produkten auf den Weihnachtsmärkten in Zschornewitz und Burgkemnitz auftreten.

In der Holzwerkstatt zum Beispiel entstehen unter fachkundiger Anleitung von Harry Schöley verschiedene hölzerne Formen. Hier werden aber auch Reparaturen von alten Möbeln vorgenommen. In einem anderen Therapieraum werden die Holzteile unter Anleitung von Ines Jödecke geschliffen, beklebt oder bemalt. Mirko, Barbara, Susann und andere sind hier eifrig bei der Sache. In einem weiteren Raum werden Kränze und andere Adventsgestecke aus Naturmaterial, wie Zapfen und Bucheckern, gefertigt und mit kleinen Stofffiguren ergänzt. Betreuerin Christine Blume gab dazu die fachliche Anleitung.

Zu einem beliebten Treff hat sich das so genannte Rentner-Café entwickelt. Es ist ausgestattet mit Möbeln unterschiedlicher Generationen - zumeist aus Haushaltsauflösungen. Hier versehen ebenfalls Heimbewohner ihren Therapiedienst und bieten selbst gebackenen Kuchen an. Dieser Raum ist beliebter Treffpunkt für Heimbewohner mit ihren Familienangehörigen, aber auch Rückzugsmöglichkeit besonders für die Senioren unter den Bewohnern.

Seit Anfang 2009 ist Bernhard Maier Heimleiter. Er verweist auf die sehr familiäre Atmosphäre, die in allen Wohngruppen und im Verhältnis der Betreuer zu den Bewohnern herrscht. Die Mitarbeiter, so Maier, nehmen teilweise weite Anreisen in Kauf, um in Burgkemnitz ihre eigene Kreativität ausleben zu können. Alexandra Heinicke vertritt als pädagogische Leiterin der Einrichtung das Heim zugleich in der Öffentlichkeit.